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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1816

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https://doi.org/10.11588/diglit.14645#0053
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52

kruden Blicks zum Himmel, zu welchem sich auch die rechte
Hand langsam erhebt, schiebt der unglückliche Vater mit der
linken Hand sanft den Blumenstraus hinweg, gleichsam um
anzndenten: ach! er gehört ihr nicht mehr! — Zn dum-
pfer Betäubung steht der Bräutigam des Mädchens, ein
junger Bauer, am Ende des Bettes vor der Leiche der Ge-
liebten.

Nie habe ich diese bepden Bilder sehen können, ohne tief
erschüttert zu werden. Ich halte sie für die Krone der Ar-
beiten des Frey Herrn von Goez. Wer nur einen Blick
auf diese Bilder wirft, wird den schauerlichen Gegenstand so-
fort erkennen, ohne daß in der Darstellung das sittliche Ge-
fühl im Mindesten beleidigt würde; vielmehr werden sie auf
jedes reine Gemüth einen ergreifenden, bleibenden Eindruck
machen. Beyde Gemählde befinden sich zu Regensburg.

Es wäre ein wahrer Verlust für die Kunst, wenn sie nicht
auch durch den Grabstichel verewigt würden.

(Der Beschluß folgt.)

Nachgrabungen zu Aufspürung römischer
A l t e r t h ü m e r.

Strasburg, im Mai.

Die jüngst besprochenen Nachgrabungen zur ferner« Auf-
spürung römischer Alterthümer sind auf dem Acker, >vo man
dergleichen vermuthete, und den der Eigenthümer, ein wohl-
habender Gärtner Namens Nuhlmann, mit seltner Un-
eigennützigkeit zur beliebigen Verfügung überließ, nach dem
Geheiß des Herrn Maire's auf der Stadt Kosten zu Anfang
vorigen Monats vierzehn Lage bis drey Wochen hindurch
unter Leitung Hru. Prof. Schweighaufers Sohns, der-
malen eines der Stadtbibliothekare, in der schicklichsten Rich-
tung und einer ziemlich beträchtlichen Strecke und angemesse-
nen Tiefe fortgesetzt worden. Die Arbeit war indessen wohl
nicht ganz fruchtlos, doch auch von keinem eigentlich erheb-
lichen Erfolg. Man fand nämlich größtentheils nur eine
ziemliche Menge Bruchstücke von den antiken Gelassen aus
der schon letzt erwähnten schölten rothen gebrannten Erde,
die mit terra sigillau übereinkömmt; man bemerkt daran
mannichfaltig halb erhobnes Bildwerk, voll Leichtigkeit und
geschmackvoller Zeichnung. Leider gelang es nicht, an dieser
Stelle auch nur ein einziges ganzes Gefäß aufzusinden. Da
jene Fragmente mit den schon letzt bemerkten, zu Ittersweiler j
nnd Heiligenberg, wo Fabriken von solchen Gefässen bestan- j
den zu haben scheinen, entdeckten so sehr übereinstimmen, und i
ein Geistlicher an letztem Orte eine interessante Sammlung ,
von daselbst gefundenen Alterthümern angelegt hat, so be- i
stimmte dieß Hrn. Prof. Schweighäufer zu einem anti- !
quarischen Besuche bey diesem. Das Resultat dieses Be- !
suchs ist der Gegenstand beyliegender Bemerkungen*), die !

*) Siche die nächstfolgende Nummer des Kunstblattes. !

j durch Verbindung mit nmfassendern Blicken auf alte Gotter-
lehre und Urwelt, um so allgemeiner interessant se»n dürf-
ten, und die Hr. Prof. Schweig Hauser dem Einsender
zur Mittheilung für's Morgenblatt zu überlassen die
Gefälligkeit hatte, so wie wir ihm auch bereits den Stoff
unsrer vorigen Sendung über diese Auffindungen verdankten.

Merkwürdig waren noch auf obigem Acker bey Strasburg
zwey 23 bis 25 französische Fuß tiefe, viereckige, ungefähr
4 Fuß lange und eben so breite Löcher, die durch den ur-
sprünglichen Boden, der in einer dichten gelben Thonerde,
die unterhalb auf Sandschichten aufsitzt, bestehet, durchge-
führt, und mit lockerer Erde ausgefüllr sind. Der ohne
Zweifel sehr alte Zeitpunkt ihrer Grabung wird durch nichts
angedeutet, auch bemerkt man daran keine Spur von Mauer-
werk. Vielleicht daß man daraus die Erde zu den ähnlich
gelblichen, zuweilen röthlichern, Ziegelsteinen, womit unter
andern die Gräber aufgeführt worden, holte. In denselben
Löchern traf man die letzthin erwähnten Thierhörner und
Steinstücke, worunter ein weisses verwittert marmorartiges,
nicht aber die Gefäßbruchstücke, welche im Gegentheil hier und
da in der Erde im ganzen Umfang des Ackers in viel gerin-
gerer Tiefe zerstreut lagen.

Noch fand man in demselben Acker zwey kleine elfenbei-
nene Stifte, die vielleicht zur Bildung der halb erhobnen Ar-
beit auf den Thongefässen, wenn je auch in dieser Nahe
Strasburgs, so wie bey obigen Ortschaften, eine Fabrik be-
stund, oder auch zur Bezeichnung gedachter Ziegelsteine dienten,
in die nebst unbestimmten Linien der Name der Legion cinge-
graben wurde. — Endlich sind ebendaselbst außer letzterwähn-
ter Münze Antonin's eine andre von Domitian und
einige kleine ganz vom Rost zerfressene eiserne Gerathfchaf-
ten zum Vorschein gekommen.

Neuerdings sind immer in derselben Gegend vor dem
weissen Thurmthor, doch etwas weiter, und namentlich bey
der ehemaligen Karthaus bey Ekkolsheim Ziegelbruchstücke mit
der Innfchrift: legio vill., auf der Oberfläche des Bodens,
unter aller'ey Mauerstücken und Geröbr aufgefunden worden.

Berichtigend bleibt uns beyzufügen, daß unter den jüngst-
befchriebenen, voriges Jahr gefundenen, Urnen mehrere
j nicht aus Sandsteinen, sondern aus einer Art Steingut be-
> stehen. Aus ersterm ist aber wirklich die Einfassung der
Glasurne, so daß der von derselben eingenommene Raum in
den Stein ausgehölt ist.

Endlich ist es nicht blos unverbürgte Sage, sondern an-
erkannte Thatfache, daß man vor ungefähr 25 Jahren bey
Grabung der Fundamente eben des Gartenhauses, neben
welchen sich besagte Urnen vorfanden, auf einen unterirr-
difcheu, ziemlich beträchtlichen, Gang stieß, worin unter an-
dern ein au6 Ziegelsteinen aufgemauerter Altar und einige
andre Dinge gefunden avnrden, die man aber keiner hinläng-
lichen Aufmerksamkeit würdigte.
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