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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1816

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https://doi.org/10.11588/diglit.14645#0054
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Nro. 14.

Kunst-Blatt.

Etwas über die Ausstellung von Kunstwerken bey
der König!. Sächsischen Akademie der bildenden
Künste zu Dresden.

(Fortsetzung.)

Ein Gemahlde, fast in derselben Art, jedoch in Hinsicht
der Ausführung und Aehnlichkeit vorzüglicher, gab G.
Schweigart, ein Schüler des Professors Grassi in
Nro. 195. Es ist der nun auch verstorbene Inspektor der
Dresdner trefflichen Gemahlde-Gallerie, der alte ehrwürdige
Nr edel, mit seinem treuen Greifen-Antlitz, der hier vor uns
sitzt im alten Lehnstuhl, in dem Pflichtscheine lesend, dessen
Datum es sinnig ausspricht, daß er seinem Amte langer als
So Jahre Vorstand, mit hoher Treue es verwaltend, einzig
den Sinn darauf richtend. Dieß bezeichnet auch die Aus-
sicht durch das geöffnete Fenster, wo man das Gebäude er-
blickt, in welchem die Gallerie der Gemählde sich befindet.
Ein Hündchen hält der Greis auf dem Arme, ein neues
Symbol der Treue, das uns keck und muthig anblickt, als
wolle es seinem Herrn durchaus nichts thun lassen. Auf
dem Tische steht denn ein Glas Wein, die Stärkung im Al-
ter, wie denn der Greis auch noch recht rüstig, und nach Art
seiner Zeit zierlich gekleidet ist, in welcher Weise er auch seine
Geschäfte bis wenige Tage vor seinem Tode versah, der ihn
ganz unerwartet überraschte. Es wäre zu wünschen, daß
sein braver Enkel, denn dieß ist der Künstler, der in diesem
Bilde seinem kindlichen Sinne lvie seinem Kunsttalente Ehre
erwirbt, uns in irgend einem gelesenen Blatte Einiges über
das wenig gekannte Leben dieses von vielen Reisenden dank-
bar gekannten Mannes sagte.

Die Schüler der Professoren Schubert und Hart-
mann, die nun von Nro. 196. bis 205. folgen, haben gute
Anlagen, und besonders verspricht Pnschner, sowie Hen-
nig, für die Zukunft. Milde hat in seinem Ecce homo
nach Guido Reni Nro. 209. bewiesen, daß er mit dem
Pastellstift gut umzugehen wisse, und kann noch in diesem
Fache viel leisten. Noch fehlen für jetzt auf dieser Wand
mehrere Gemahlde, und werden die Lücken durch ausgezeich-
nete Arbeiten ausgefüllt, so behalten wir uns noch vor, nach-
träglich davon zu sprechen.

Die Kreidezeichnungen der Schüler der zweyten Klasse
der Kunst-Akademie Nro. 212. bis 230. und 336. bis 35o.
beweisen den Fleiß und die gute Methode der Lehrer an der
Akademie, so wie die Talente und Anlagen der Schüler.
Es ist hier Samen ausgestreut, der in Zukunft gewiß reifen
und schöne Früchte bringen wird.

Unter einer Anzahl landschaftlicher Gemählde, welche
nun von Nro. 353. bis 373. folgen, zeichnen sich vorzüglich
die von Hammer in Wasserfarben gefertigten Nro. 359.
und 365. aus. Das erste ist die Ansicht eines Theils des
sogenannten großen Gartens bey Dresden, und stellt die
Spaziergäuge am Kanal mit einer Durchsicht auf die Stadt
vor. Die Scene ist von» Mondlicht beleuchtet. Das zwevte
gibt eine Ansicht der Bergfestung Königstein in Morgenbe-
leuchtung. Bevde sind mit ungemeiner Wahrheit, Geschick-
lichkeit und Zartheit der Behandlung ausgeführt, und be-
sonders ist das Durchsichtige in den vom Monde beschiene-
nen Baum- und Wasser-Partien des erstern ausnehmend ge-
lungen. Fleiß und gute Anlagen verrathen auch die in Se-
pia getuschten Landschaften von Täubert, Richter, Har-
napp und Grünewald Nro. 356., 36i., 363. und 364.
Die Ansichten von Frankfurt am Main und der umliegenden
Gegend in 4 kleinern Kupferstichen von Verth Nro. 368.
und 369. sind mit der anerkannten Kunstfertigkeit und dem
ungemeinen Fleiße dieses in seinem Fache so hoch stehenden
Künstlers ausgeführt, und werden bald dem Publikum in dem
erscheinenden größer» topographischen Werke über diese
Stadt vorliegen. Verths Landschastsstiche sind in der
That nur mit Miuiatur-Gemählden zu vergleichen. Kom-
men ihnen auch nicht die Arbeiten des Inspektor Frenzel
Nro. 373., 3”6., 387. und 389., welche jamtlich Gegenden
um Dresden, nach Zeichnungen von Hammer, darstellen,
gleich, so verrathen sie doch ein sehr achtenswerthes Streben.
Dagegen will uns Nro. 386. ein in Linienmanier gestochenes
Blatt von Hammer, den Amselfall im Radner Grunde
zeigend, einer inuwohnenden Härte und Steifheit wegen,
nicht recht gefallen, und müssen wir bekennen, von Ham-
mer auch als Kupferstecher schon bessere Arbeiten gesehen zu
haben, glauben auch nicht, daß diese Linienmanier für Dar-
stellung landschaftlicher Gegenstände recht geeignet sey. Ein
von Bach gestochener großer topographischer Plan, die Ge-
gend um Leipzig, 16 Q. Meilen Flächeninhalt, die Meile zu
6 Zoll, vorstellend, Nro. 366. ist sehr sorgfältig, und nach
der Lehmann'schen Methode vollkommen zweckmäßig gear-
beitet.

Wir bemerken hier auch noch unter andern weniger ver-
dienstvollen Arbeiten sich auszeichnend, das Portrait des
Geh. Raths von Thümmel zu Gotha, nach Grassi's
Gemählde, in Kupfer gestochen von Gottschick Nro 385.,
und freuen uns über die Fortschritte, welche dieser Künstler
macht. Von Thomas zeichnet sich ebenfalls Nro. 372.
das Portrait des Königs von Sachsen, in Stahl geschnitten.
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