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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Rosenberg, Adolf: Die Menzel-Ausstellung in Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0122

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231

Nekrologe. -- Kunsthistorisches. — Personalnachrichten. — Kunst- und Gewerbsvereine.

232

lin), „Jm Restaurant der Pariser Weltausstellung"
(1867, im Besitz von Paul Meyerheim in Berlin),
„Gottesdienst in der Buchenhalle in Kösen" (1868,
im Besitz des Kommerzienrats Arons in Berlin),
„Abreise des Königs zur Armee 31. Juli 1870" (1871,
Nationalgalerie) und „Erinnerung an den Luxem-
bourggarten in Paris" (1872, im Besitz des Bankiers
W. Jtzinger in Berlin).

Daß Menzcl auch die Darstellung weiblicher An-
mut und Schönheit nicht fremd ist, lehrt uus der Hiu-
weis auf zwei meisterhafte Blcitter zur Genüge: auf
ein Pastellbild der Prinzessin Amalie von Preußen
(1853, im Besitz der Kronprinzessin) und auf ein
köstliches Aqnarell „Die Spinettspielerin", welches nicht
bloß im Kostüm, sonderu auch iu der feinen Beleuch-
tung und in der intim-liebenswürdigen Charakteristik
au die besten Kabinettsstücke des Delftschcn van der
Meer erinnert (1881, im Besitz der Prinzessin Wilhelm).

Die Ausstellung umfaßte etwa 250 Original-
arbeiten Menzels, welche jede in Deutschland geläufige
Techuik vertreteu. Zu der Universalität des Menzel-
schen Anschauungs- und Stoffkreises gesellt sich also
auch eine gleiche Universalität des technischen Ver-
mögens. Mit Ausnahme der Frescomalerei hat er
alle Mittel in Anspruch genommen, welche die zeich-
nenden Künste gewähren. Eine ganz besondere Ge-
nugthuung hat uns die Ausstellung noch dadurch ge-
boten, daß wir durch sie erfahren haben, daß sich alle
irgendwie bedeutenden Werke Menzels in und Lei Berlin
besinden und daß die Natioualgalerie eifrig darauf be-
dacht ist, alles uur Erreichbare den Schwankungen des
Privatbesitzes zu entzieheu.

Adolf Roscnberg.

Nekrologe.

0. v. I?. Thco-or Labrouste, der Nestor der französischen
Architekten, ist am 4. Dezember zu Paris im 8t>. Lebens-
jahre gestorben. Ein Schüler von Vodoyer und Lebas, er-
rang er 1827 den ?rix äe Roms und sandte dorther be-
merkenswerte Restaurationen des Vesta- und Herkulestempels
sowie etruskischer Grabanlagen ein. Nach Paris zurückge-
kehrt, erbauts sr unter anderem das Collsge de Ste. Barbe
und die Bibliothek Ste. Genevisve. Auch der große nsue
Arbeitssaal der Itationalbibliothek ist sein Werk.

Aunsthistorisches.

b'v. Ausgrabungsfundc in Nom und Nmgebuiig. Jn dei»
neuangslegten Quartiere Spithöver gegenüber dem Finanz-
niinisteriuin stieß man auf ein ausgedehntes Hypogäum, worin
ein dem Mithraskult geweihtes Keiligtum erkannt wurds. —
Bei Subia co sind neuerdingsüberresteder berühmtenneroni-
schen Villa aufgedeckt worden. Schon im vergangenen Früh-
ltng waren daselbst viele architektonischeFragmente sowie die
Statue eines Jünglings ausgegraben worden, in der man
einen Bogenschützen erkannt hat.

b'z-. Mittelalterliche Maler in Sizilien. Bei dsn Re-
staurationsarbsiten am Palazzo Chiaramonte in Palermo,
einem mittelalterlichen Bau aus der Zeit von 1307—80,
wurden an den Deckenmalereien eines großen Saales die

Namen der beiden Schöpfer derselben Llastru 6bieu, pitturi
äi Mru und Nastru Limuni, pitturi cll OumAluill entdeckt,
deren Existenz die sizilianische Kunstgeschichte bisher nicht
gekannt hatte. Über den Gegenstand der Malereien berichtet
die Quellx, der wir diese Nachricht verdanken (A.rts s 8toria,
Nr. 4<>>, leider nichts Näheres.

llz-. Fund auf der Akropolis. Architekt Dörpfeld hat
auf der Akropolis von Athen zwischen dem Parthenon und
Erechtheion die noch sehr wohl erhaltenen Fundamente eines
Palastes aufgefunden, dis auf einen ähnlichen Grundplan
hinzuweisen scheinen, wie er bsi den Ausgrabungen in Troja
und Tiryns zutage getreten ist. Die Grundmauern sind
aus großen, wenig behaueiien Blöcken hergestellt, welche
augenscheinlich vom Akropolisfelsen gewonnen wurden. Es
ist zu bsdauern, daß die griechische archäoloqiiche Gesellschaft
nicht gestatten will, die Ausgrabungen auf Kosten des kaiser-
lich deutschen archäologischen Jnstituts vorzunehmen. Sie
hat sich bei der hohen Bedeutung der Entdeckung vielmehr
vorbehalten, die erforderlichen Arbeiten selbst auszusühren.

llz-. Bci dcn Ausgrabungen aus der Atropolis zu
Athen ist jüngst eine Marmortafel zutage gefördert worden,
auf der sich die Reste einer malerischen Darstellung, aus der
sich ein Krieger mit Helm, Schild und Spesr erkennen läßt,
vorfanden. Auch eine archaische Jnschrift zeigt die Tafel,
deren Ursprung von dsn Fachksnnern in das fünfte Iahr-
hundert v. Chr. gesetzt wird. Einen zweiten merkwürdigen
Fund macht Pr. Rhusopulos aus Athen bekannt, bestehend
in einsr Scherbe von dem Boden einer Trinkschale, aus wel-
cher der Kopf einer Antigone erhalten ist, die sich nieder-
beugt, um dem am Boden liegenden Bruder die letzts Ehre
zu erweisen. Der Nams des letzteren ist zum Teil noch les-
bar erhalten, der Kopf der Frausngestalt von größtsr Schön-
hstt der Zeichnung.

0. v. ll. Frauenkirche zu Eßlingen. Jn der letzten Ver-
sammlung des „Vereins für Kunst und Altertum in Ulm
und Oberschwaben" besprach der um die schwäbische Kunst-
geschichte hochverdiente Diakonus Klemm aus Geisltngen ein
von ihm als solches erkanntes Steinmetzzeichen des Ulrich
von Ensingen an der Eßlinger Frauenkirche. An deren
Langhaus sind bekanntlich zwei Bauperioden zu unterscheiden:
die beiden ersten Joche des Langhauses von Osten her fallen
in die erste Periode, die etwa'bis 1397 geht, der übrige
Teil des ersteren, sowie der untere Teil des Turmes in die
zweite. Ulrich von Ensingen war in dieser der Haupt-
baumeister. Es ist jedoch an dem, etwa 20 bis 30Jahre älteren
Teile mit eigener Dachkonstruktion auch schon das Steimnetz-
zeichen desselben zu finden, welches wohl schon früher be-
kannt war, aber für dasjenige seines Sohnes Matthäus an-
gesehen wurde. Dasselbe gsht jsdoch auf die Gesellenzeit
Ülrichs zurück und ist für dis Bestimmung der noch zweifsl-
haften Heimat desselben von Wichtigkeit. Man glaubte ihn
von Einsingen bei Ulm abstammen lassen zu sollen, während
Ensingen bei Nürtingen. das gute Sandsteinbrüche besitzt,
mit Rücksicht auf die Thätigkeit dss Gesellen Ulrich im be-
nachbarten Eßlingen wohl mit viel mehr Wahrscheinlichkeit
als die wahre Heimat des nachher so berühmt gewordenen
Meisters anzunehmen sein dürfts.

Personaliiachrichten.

Unser Mitarbeiter I. E. Weffely, Jnspektor des
herzoglichen Museums in Braunschweig, ist vom Prinz-
Regsnten Albrecht von Preußsn zum Professor ernannt
worden.

0. v. ll. Baron Ällfons Rothschild ist an Stelle Perrins
zum „freien Mitglied" der ^.eaäsmie cles bsaux-arts gewählt
worden. Sein Mitbswerber G. Duplessis, Konservator am
Kupferstichkabinett der Nationalbibliothek, blieb um fünf
Stimmen in der Minorität.

Aunst- und Gewerbevereine.

llci. — Der Dresdcner Kuustgcwerbevcrein hat soeben
ssinen vierten Bericht in reicher Ausstattung versandt, welcher
ein Bild von der Thätigkeit des Vereins während der Ver-
waltungsperiode 1883/84 giebt. Das wichtigste Ereignis in
dies er Periode war die Eröffnung der mit einer Fassade nach
 
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