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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0027

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Sammlungen und Ausstellungen.

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technischen Fragen umfassende Erfahrung in der Praxis der
Malerei zur Seite, und es ist nur zu wünschen, dass seine
wohlgemeinten Vorschlage in den Ateliers Beachtung fänden.

TODESFÄLLE.

**» Der belgische Landschaftsmaler Joseph van Luppen
ist am 10. Oktober im Alter von 57 Jahre gestorben. Er
war Lehrer an der Antwerpener Kunstakademie.

*** Der Kupferstecher Friedrich Fracukcl ist am 8. Okt.
in Nürnberg, 59 Jahre alt, gestorben. Er hat vornehmlich
nach Gemälden niederländischer Meister gestochen. Sein
hervorragendstes Blatt ist eine Wiedergabe der Beweinung
des Leichnams Christi nach van Dycks Bild in der Ägidien-
kirche zu Nürnberg.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

0 /iur Erinnerung an den Berliner Bildhauer Bern-
hard Römer, der im Juni dieses Jahres, erst 39 Jahre alt,
W»f der Höhe seines Schaffens gestorben ist, hat die Kunst-
handlung von Fritx Ourlitt eine Ausstellung seiner Werke
veranstaltet, die etwa 70 Schöpfungen aus Marmor, Bronze
gebranntem Thon und Oips umfasst. Als der Künstler, der
sich aus engen Verhältnissen mühsam emporgearbeitet hatte,
vor etwa zehn Jahren in Berlin auftrat und durch sein
ernstes, ehrliches Streben die Aufmerksamkeit der Kunst-
freunde erregte, trug er sich mit dem Gedanken, die Por-
trätplastik in weiteren Kreisen ebenso populär zu machen,
wie die I'orträtmalerei. Er wollte die langweiligen Reprä-
sentationsfiguren und „Sitzgesichter" durch lebendige cha-
i'akterisirte Figürchen in gebranntem Thon ersetzen, die
ihren Platz auf Schreibtischen, Konsolen u. dgl. finden soll-
ten. Nach Art der Tanagräischen Terrakotten gab er diesen
Figürchen eine Färbung, die der Natur nahe zu kommen
suchte, ohne sie direkt nachzuahmen. In dem Grade, als
diese Figuren Beifall fanden, wagte er sich auch an größere
Versuche, indem er Marmorbüsten (Porträts und ideale Ge-
bilde) und Reliefs mit leichter Färbung versah. Seine Ver-
suche hatten bereits viel Beifall gefunden, bevor die Fragen
der Polychromie in der Plastik zur allgemeinen Diskussion
gekommen waren. Römer hat auch später stets zu den ge-
mäßigten Vertretern dieser Richtung gehört und sich meist
mit Tönung des Marmors begnügt. Es ist ihm vergönnt ge-
wesen , eine große Zahl hervorragender Persönlichkeiten
unserer Zeit nach dem Leben porträtiren zu dürfen. Insbe-
sondere hat seine lebensgroße Büste der Kaiserin Augusta
einen hohen geschichtlichen Wert, weil sie die letzte ist, die
hei Lebzeiten der verstorbenen Fürstin, etwa ein Jahr vor
ihrem Tode, geschaffen wurde. In der leinen, tief in
das Innere eindringenden Charakteristik des geistigen Wesens
«er darzustellenden Persönlichkeit wurzelte Römers Kraft.
Seme Büsten und Porträtfiguren sind ein Stück Zeitgeschichte,
das später noch besser gewürdigt werden wird, als heute, wo
die Mehrzahl der Urbilder noch im hellen Lichte des Tages
wandelt.

* * Die Berliner Nationalgaleric bereitet eine Aus-
stellung der Werke und des künstlerischen Nachlasses des
verstorbenen Genremalers Oskar Wisnicski vor.

* Die Kunstgcwerhcschule des Österreichischen Museums
ln Wien hatte in den Tagen vom 8. bis 18. Oktober in den
Räumen des Museums ihre diesjährige Schulausstellung ver-
anstaltet, welche den hohen Stand dieser kunstgewerblichen

jehranstalt wiederum aufs glänzendste bewährte. Die Fülle
gelungener Leistungen in allen Abteilungen der Schule, zeigte

aufs neue, über welchen Reichtum an Talenten für die ver-
schiedenen Zweige der Kunstindustrie und dekorativen Kunst
Österreich verfügt. Die Leitung der Schule bekundet überall
das richtige Bestreben, mit der Praxis in Fühlung zu bleiben,
jeden unnötigen Ballast aus dem Unterrichte zu entfernen
und so den Lehrgang in ersprießlicher Weise abzukürzen.
Sollten wir einzelnes hervorheben, so wäre besonders auf
die Abteilungen der architektonischen und ornamentalen
Formenlehre und auf die der Schattenkonstruktion und Per-
spektive hinzuweisen. Unter den speziell gewerblichen
Teilen der Ausstellung fesselten namentlich die Pracht-
stücke aus den Ateliers des Spitzenkurses das allgemeine
Interesse.

„% Die Verwaltung des Louvrc wird zur Zeit wegen
verschiedener Vorkommnisse, die einige wertvolle Bilder arg
gefährdet zu haben scheinen, einer scharfen Kritik unter-
zogen. Den Anlass dazu gab folgender Vorfall: In der
großen Galerie der Rubensgemälde wurde die Saaldecke frisch
gestrichen; während dieser Arbeit wurden die in der Nähe
der Arbeiter befindlichen Bilder mit einer Leinwand be-
deckt; dies geschah jedoch so unvollkommen, dass eines
Tages das berühmte Meisterwerk Reinbrandts „Die Pilger
von Emmaus" mit weißer Ölfarbe bespritzt wurde, und erst
geraume Zeit später bemerkten die Angestellten die in-
zwischen fast getrockneten Flecken. Man machte sich sofort
an die Reinigung des Bildes, die auch glücklich gelungen ist.
Dieser Zwischenfall hat die Zeitungen zu weiteren Erörte-
rungen .veranlasst, die nach einem Berichte der Frankfurter
Zeitung eine ganze Reihe von Cbelständen an das Licht ge-
zogen haben. Der Museumsbehörde wird zuerst der Mangel
an Wachsamkeit vorgeworfen. Eine wahre Gefahr und
Plage bildet im Louvre wie überall die Legion der Kopisten.
Scharenweise haben sie sich in den Louvresälen häuslich
niedergelassen und behandeln die Kunstwerke fast wie ihr
Eigentum. Die berühmtesten Bilder sind von Morgens bis
Abend mit einer dreifachen Verschanzung von Staffeleien
umgeben, so dass der Besucher sich durch den Wust grotes-
ker Kopien, die die Bilder verdecken, hindurchzuwinden hat
und während er in Bewunderung der Originale versunken
ist, besprengt ihn ein hoch thronender Nachpinsler von rück-
wärts mit Farbe, so dass er als eine wandelnde Palette von
dannen geht. Furchtbar ist vor allem die Zahl der Damen
jedes Alters, welche die Säle des Kunstpalastes mit ihren
riesigen Gerüsten, Schildereien, meterlangen Pinseln und
lanzenartigen Stützstäben unsicher machen. Sie betreiben
das Kopiren selten aus Liebe zur Kunst, sondern als rein ge-
schäftsmäßiges Handwerk, indem siejahraus jahrein das gleiche
Bild unzählige Male abkonterfeien, namentlich religiöse Vor-
würfe für die Händler von Kultusgegenständen auf dorn
linken Seineufer, aber auch die Leichtfertigkeiten eines
Watteau oder Fragonard, die zur Vervielfältigung für ge-
werbliche Zwecke oder zur Ausschmückung von Wirts-
häusern und noch vulgäreren Räumen bestimmt sind. An-
dere geben sich erdenkliche Mühe, mittels Asphaltfarben.
Streichen und Kratzen ihren Kopien ein möglichst so altes
Aussehen, als das des Originals zu geben. Diese arbeiten
für Trödler, welche derartige Bilder als „alt", anscheinend
in einer Rumpelkammer entdeckt, irgend einem Amerikaner
für schweres Geld anhängen. Häufig kommt es vor, dass
solche Kopisten im Eifer ihrer Arbeit die Originale be-
schädigen. Der XIX. Siecle erinnert an mehrere derartige
Fälle. In einem Bilde, der „Häuslichkeit eines Tischlers",
von Rembrandt, ist das Auge der Alten, welche zusieht, wie
die junge Frau ihr Kind stillt, durch den Stoß eines Wischers
unheilbar verletzt; auf ein anderes Bild, den „Taschen-
 
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