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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Theodor Grosse
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0039

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

r

WIEN
Heugasse 58.

KÖLN
Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang.

1891/92.

Nr. 5. 19. November.

Sommerm nstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
schritt für 1*11" JuU biS SePtember monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
laeshandli ,e.n<le Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
^oiung^die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Eud. Mosse u. s. w. an.

THEODOR GROSSE.

Der am 12. Oktober zu Dresden verstorbene
Maler Theodor Grosse war einer der letzten deut-
schen Künstler, der in der Pflege der von Corne-
Üus und seinen Jüngern auf den Schild erhobenen
monumentalen Malerei die Hauptaufgabe seiner Kunst
erblickte. Er legte wie seine Vorgänger den Haupt-
nachdruck auf die Erfindung und bevorzugte bei
ihrer Ausführung die Schönheit der Linie; doch
hatte er sich wenigstens insofern den modernen An-
schauungen genähert, als er sich nach Kräften auch
die farbige Durchbildung seiner Gestalten angelegen
sein ließ und sich den koloristischen Bestrebungen
der Gegenwart nicht feindlich gegenüberstellte. Ge-
boren zu Dresden am 23. April 1829, besuchte er
die Akademie seiner Vaterstadt, an der er sich seit
dem Jahre 1843 als Bildhauer ausbildete, bis er seit
dem Jahre 1847 unter dem Einflüsse E. Bendeinanns
sich der Malerei zuwandte. Er hatte dabei solches
Glück, dass bereits sein erstes größeres Werk, die
im Jahre 1852 vollendete „Leda mit dem Schwan"
für die Dresdener Galerie angekauft wurde. Bald
darauf erteilte ihm Bendemann den Auftrag, ihm
bei der Ausführung seiner Malereien im Königlichen
Schlosse zu Dresden zu helfen. Die erste größere
monumentale Aufgabe, die Grosse zur selbständigen
Durchführung übertragen,wurde, waren Dekorations-
bilder en grisaille für den Fries des Venetianer-
saales in der neuen Dresdener Bildergalerie. Er
malte hier eine Venetia, die der Madonna und dem
Heiligen Markus die bildende Kunst zur Huldigung
vorführt, und die Vermählung des Dogen mit dem
Meere. Während der Jahre 1855 bis 1858 finden

wir Grosse auf dem gräflich Solmschen Schlosse
zu Wildenfels an der Mulde mit der Ausführung
enkaustischer Wandbilder aus der Geschichte des
gräflichen Hauses beschäftigt. Diese Arbeiten ge-
fielen den maßgebenden Kreisen so sehr, dass
Grosse das akademische Stipendium zum Besuche
Italiens verliehen wurde. Er machte sich aber
noch im Jahre 1858 auf den Weg und hielt sich
zuerst längere Zeit in Florenz auf, wo er, wie
später in Rom, namentlich die großen Meister der
Renaissance studirte. In Rom entstanden die An-
fänge eines im Jahre 1862 vollendeten Ölgemäldes:
„Abraham, Sarah und die drei Engel", das sich
im Besitz der Frau Dr. Seeburg in Leipzig befand.
In Leipzig bot sich ihm dann Gelegenheit zu
einer umfassenden monumentalen Schöpfung, die
man wohl als das Hauptwerk seines Lebens bezeich-
nen darf. Es gelang ihm, im Jahre 1862 bei der
von dem Leipziger Kunstverein ausgeschriebenen
Konkurrenz um die Ausmalung der östlichen Loggia
des dortigen Museums den ersten Preis zu erringen
und den Auftrag zur Ausführung seiner Entwürfe
zu erhalten. Diese erfolgte in den Jahren 1864 bis
1871 mit den Mitteln des Kunstvereins, der dabei
von der königlich Sächsischen Staatsregierung und
der Stadt Leipzig unterstützt wurde. Das ganze
Werk dieser Decken- und Wandmalereien zerfällt
in drei Gruppen mythologischer und allegorischer
Darstellungen, deren Grundgedanke der ist, „dass
die bildende Kunst in den religiösen Vorstellungen
ihren idealen Ursprung hat, und dass die künstle-
rische Schöpferkraft des Menschen auf das Walten
der göttlichen Schöpferkraft zurückdeutet." Auch
wer geneigt ist, die Wahrheit dieser Anschauung
 
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