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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Meyer, Alfred Gotthold: Die dritte Münchener Jahresausstellung, [4]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0051

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89

Die dritte Münchener Jahresausstellung. — Kunstlitteratur.

90

Salon insbesondere die Münchener Genremalerei, ich
neune nur die Arbeiten von Editier, Pretxelberger;
bergen, Hoecker, Belüg, Spring, Goebel, Laubhei-
mer, Albrechtskirchinger, Grust, Schmidt-Reute, K.
Schultlieiß, König, Brdelt, denen sich das stimmungs-
volle Gemälde des Weimaraners Otto Bäsch „An-
dacht" gesellt. Diese betenden, lesenden, studiren-
den Mönche, diese fröhlichen Bäuerinnen, die mit
ihren Kleinen spielen, diese still-verliebten Pärchen,
diese rotbäckigen Kinder — sie alle sind wohlbe-
kannte Lieblingsgestalten unserer früheren Genre-
malerei, etwa zur Blütezeit Eduard Meyerheims, aber
sie alle feiern hier, gleich dem St. Georg, eine Auf-
erstehung im Abglanz der „neuen Schule". Und
n°ch unmittelbarer war diese Kunstrichtung durch
einige größere Hauptstücke vertreten, die das Be-
kenntnis zur Freilichtmalerei weit schärfer ausspra-

chen:

m Paul Schade „Fronleichnam", Zdrislaw

"htsinshie „Feiertagsmesse" und vor allem in dem

wahrhaft mustergültig durchgearbeiteten Gemälde

°n Hermann Koch: .Begräbnis einer Klosterschwester

ei den Benediktinerinnen zu Frauen-Chiemsee. —
B

ereits mehr der „extremen Linken" der Freilicht-
maler sind Stephan Csök und Max von Sehmädel zu-
ZQZählen, der erstere auf Grund seines ernsten Bildes
zweier im Morgengrauen wachender Waisen, der letz-
re durch seine leicht humoristisch gefärbte Szene
zwischen Diva und „Impresario"; der extremen
echten bleibt dagegen Tiermann Kaulbach in seinem
lebenswürdigen, durch gut studirten Lichteffekt aus-
gezeichneten Gemälde „Opferkerzen" getreu. — Dass
Unter den Münchener Genrestücken die „Klassiker"
mcht gänzlich fehlten, beweisen schon allein die
^amen Eduard Grützners und August Holmbergs.

entalia waren — abgesehen von den gut gemal-
e^n' aDer für unser europäisches Empfinden doch
as gar zu märchenhaften Bildern von Franz Eisen-

hut —
lieh

durch Ferdinand Max Bredt vertreten. End-
sei als ein ebenso guter Maler wie Humorist
K"'-l Barimann gerühmt. — Die Münchener Land-
schaften trugen meist bekannte Namen: Kubierschky,
Hubert, DiM als Herolde des Vorfrühlings, Compton
mit einer Gebirgsszene, der er die Worte des Je-

aaias zum Text giebt: „Berge und Hügel sollen----

frohlocken ... und alle Bäume auf dem Felde"----,

A^rsm-Lundby mit zwei guten Winterlandschaften,
ferner Willroider, Wenglein, v. Poschinger, Weishaupt
und Tina Blau. Von Nicht-Münchenern seien Baisch,
Gkichen-Rnsswurm, Kallmorgen und TL v. Volkmann,
sowie der Düsseldorfer Heinrich Hermanns erwähnt,
dessen Ansicht von Dordrecht zu den besten Land-

schaften der Ausstellung zählte. Auch das Tier-
stück war durch die Münchener Braith, Biedermann,
H. v. Heyden, Schmitzherger, Zügel gut repräsentirt. —
Zweifellos ist es beachtenswert, dass eine ganze
Reihe der genannten, sowie insbesondere der im fol-
genden namhaft gemachten Bilder der Münchener
und weiter der deutschen Schule ein ungewöhnlich
kleines Format zeigten. Liebevolle Durchführung
und ein intimerer Zug waren hier schon äußerlich
geboten, und der oben charakterisirten Wandlung
in Wegen und Zielen der neuen Schule wurde hier
von vornherein Vorschub geleistet. In diesem Sinne
möchte ich noch besonders auf die köstlichen Ka-
binettstücke Karl Marrs und Gotthard Kuehls hin-
weisen. Marr schildert nur ein ganz dürftiges Inte-
rieur, ohne Staffage, aber ein Sonnenstrahl dringt
so goldig und freundlich in dies winzige Kämmer-
lein, dass es der Kemenate einer verzauberten Prin-
zessin glich. Unwillkürlich kam der Name Pieter
de Hoochs auf die Lippen, und Ahnliches gilt von
dem mit echter Sonntagsstimmung erfüllten hollän-
dischen Genrebild Kuehls. Der Ruhm, regstes Leben
auf denkbar kleinster Stätte vereint zu haben, ge-
bührte freilich Robert Schleich, dessen spannengroßes
Bildchen „Viehmarkt in Oberbayern" wohl die Grenze
des auf solchem Wege Erreichbaren bezeichnet. —
Fortsetzung folgt.

KUNSTLITTERATUR.

* Als Führer durch das neu eröffnete Wiener Hof-
muscum ist am Tage der Einweihung desselben eine .Über-
sicht der künstlerischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiser-
hauses" erschienen, welche nicht nur den Besuchern des
Museums, sondern auch auswärtigen Kunstfreunden will-
kommen sein wird. Denn das handliche, mit vier Plänen aus-
gestattete Büchlein (380 Seiten in 8°) gewährt den ersten
bequemen Überblick über die ungeheure Fülle von Kunst-
gegenständen jeder Art, welche der Riesenbau am Wiener
Burgring umfasst. Außer einem Abriss der Geschichte derkaiser-
lichen Sammlungen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart und
einer kurzen Beschreibung des Gebäudes bietet der Führer
Übersichten über die nachfolgenden Sammlungen: 1. Die
ägyptischen Altertümer. 2. Die griechisch-römischen Antiken.
3. Münzen und Medaillen. 4. Die kunstindustriellen Gegen-
stände des Mittelalters und der neueren Zeit. 5. Die Waffen.
6. Die Gemälde alter und neuerer Meister. Einen Anhang
bilden die Beschreibungen des Heroon's von Trysa (Gjöl-
baschi) und des Lapidariums. Die Beschreibung der Samm-
lungen rührt von den Beamten derselben, die des Hauses
von dem Erbauer des letzeren her. Der Preis beträgt 60 kr
österr. Währung. — Es mögen bei diesem Anlass auch die
Bestimmungen über den Besuch der Sammlungen mitgeteilt
werden; derselbe findet durchweg unentgeltlich statt
uud zwar Montag, Mitttwoch und Freitag von 10—3 Uhr, an
Sonn- u. Feiertagen von ü—1 Uhr.
 
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