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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0092

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Sammlungen und Ausstellungen.

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ist dem Architekten Arnold Hartmann in Stettin zuerkannt
worden. Er besteht in einem Stipendium für eine Studien-
reise nach Italien für zwei aufeinanderfolgende Jahre im
Betrage von 0600 M.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

\% Wiener Künstlerhans. Eine so reichhaltige und in-
teressante Winterausstellung, wie die gegenwärtige, ist uns
vom Künstlerhause seit langem nicht beschert worden.
Manche der früheren Jahresausstellungen hatten nicht so
glanzvolle Namen, namentlich von auswärts, aufzuweisen,
und auch die Anzahl der ausgestellten Kunstwerke (gegen
2000) ist für die Saison eine ganz ungewöhnliche. Schwer
fallen wohl die verschiedenen Kollektivausstellungen bei
dieser Zahl ins Gewicht; so die der Ehrengaben der Mün-
chener Künstler zum siebzigsten Geburtstag Sr. königl. Ho-
heit des Prinzregenten von Bayern, Hans v. Bartels in seinen
Aquarellstudien, die Studien und Skizzen von Prof. Wol-
demar Friedrich, John B. Reid, Jean Huberl de Haas und
die Spezialausstellungen der großen Wiener Architekten
Hamen, Ferstet und Schmidt. Die spätere Eröffnung der
Herbstausstellung ist auch Ursache, dass wir diesmal früher
als sonst mit der Nachlese der großen Sommerausstellungen
von München und Berlin bekannt wurden. Zu all dem ge-
sellten sich dann noch einige ältere bedeutendere Werke
deutscher Künstler und eine größere Anzahl von Arbeiten
jüngerer Wiener Maler, namentlich im Genre und der Land-
schaft. Die Ausstellung füllt nahezu sämtliche Räume des
Hauses und ist, wie man dies im Künstlerhause gewohnt,
ebenso vornehm wie geschmackvoll arrangirt. — Gleich im
ersten Saal begegnen uns zwei gewaltige Acltenbachs: ein
„Motiv von der Via Appia* mit dem Ausblick über die Caui-
pagna, im Hintergrunde die schöne Form des Monte Soracte,
und „eine Mondnacht in der Bucht von Neapel1'. Die Bil-
der, zu denen sich noch ein drittes, kleineres „eine Straße
in Neapel" gesellt, zeigen den Höhepunkt des unvergleich-
lichen Meisters in seiner Kunst. Von Lenbach finden wir
das klassisch tief gestimmte Bildnis Richard Wagners in
seltener Vollendung, was die Malerei an und für sich be-
trifft; Gab. Max hat einige seiner poesievollen Frauenköpfe
und den „Anatomen" ausgestellt; sein neuestes Bild „Sappho"
ist etwas""aus semer Art geraten, die Dame hat zu viel
Fleisch und zu wenig Seele. Fritx Aug. Kaidbachs origi-
neller „Mikadofächer" hat hier sofort einen Käufer ge-
funden. Auch J. Brandt hat sich mit zwei prächtigen Bil-
dern eingestellt; „Der Kampf mit Wölfen" zeigt ihn so
recht als den gegenwärtigen Hauptmeister in der Darstel-
lung bewegter Pferdeszenen. Von den zahlreichen Genre-
bildern interessiren A. Lübens „Kartenspieler" durch treff-
lich psychologisches Studium, sowie G. Hackls „Kaiser Josef
bei den Invaliden" durch sorgfältige Charakteristik der zahl-
reichen Gestalten und feine Gesamtstimmung. Die Freilicht-
bilder von Hans Herrmann, AI. Golx, Olof Jernberg und
Hugo Vogel leiden diesmal unter ihrer zu saftreichen Um-
gebung. Dass auch Math. Schmidt mit seiner gesunden
Farbe von der Plein-air-lnfluenza erfasst wurde, ist recht be-
klagenswert; seine ausgestellten Bilder „Der Stricker" und
„aus den Befreiungskämpfen" sehen bei aller Feinheit der
Zeichnung aus wie ausgeronnen. Ganz zufällig hat sich
auch von unserem Wiener W. Löwith, der seit Jahren sein
Atelier in München aufgeschlagen hat, eines seiner delikaten
Empire-Miniaturbildchen her verirrt. Von den auswärtigen
Landschaftern haben wir noch Gude mit seinem reiz-
vollen „Motiv vom Bodensee" und Carl Ocsterley d. j. mit

einem groß angelegten norwegischen Waldmotiv zu notiren.
Ganz vorzügliche Stücke sind ferner von Hugo Kaufmann,
Harburger, Carl Becker, Com: Kiesel und F. Rüben vor-
handen, und von unseren Wienern haben L. H. Fischer, Dar-
naut, Schönn, Irma, Kobilca, sowie der gegenwärtig in
Paris weilende Jos. Fngelhart nicht minder Treffliches beige-
sellt. Namentlich des letzteren Künstlers Studien zeigen
in Technik und Auffassung den klärenden Einfluss der fran-
zösischen Schule. Von den Kollektivausstellungen nimmt
das vollste Interesse die erwähnte Widmung der Münchener
(und ehemals Münchener) Künstler an den Prinzregenten in
Anspruch. Es sind wahre Perlen von Skizzen und Studien-
blättern in dieser bei 700 Nummern umfassenden Samm-
lung, die übrigens auch schon in der Münchener Ausstellung
ihre Würdigung gefunden. Die Studien und Skizzen von
Prof. Woldemar Friedrich in Berlin (130 Blätter) fesseln
durch die bravourvolle Technik und die Leuchtkraft des
Kolorite. Die Motive stammen aus der Zauberwelt Indiens
und der Künstler hat es in genialer Weise verstanden, Land
und Volk, Städte und Tempel, und was alles in glühender
Farbe sich dort im fernen Osten dem Auge offenbart, mit
seinem Aquarellpinsel zu fixiren. Nicht minder anziehend in
Bezug auf scharfe Naturbeobachtung und malerisches Er-
fassen des Gegenstandes sind dann die Studien des be-
rühmten niederländischen Tiermalers de Haas; es sind durch-
weg Motive aus der Heimat des Künstlers, Strand- und
Dünenbilder in verschiedenen Stimmungen. Die Studien des
Engländers John Reid haben geniale Einzelheiten, sind aber
in Zeichnung und Vortrag etwas bizarr. Von den ausge-
stellten Werken der l'lastik erwähnen wir die Statuetten
Prof. A. Kühnes nur deshalb, um unser Bedauern auszu-
sprechen, dass der feine Stilist, der eine so stattliche Reihe
sorgfältig studirter Genrefiguren geschaffen hat, plötzlich
Realist in bösem Sinne zu werden anfängt. Tilgner ist als
Vorbild gefährlich! — Im grollen französischen Saal, der in
drei Abteilungen gesondert ist, befindet sich die Ausstellung
von Plänen, Entwürfen, Skizzen, Photographien nach Bau-
ten etc., welche das Schaffen Hansens, Ferstcls und Schmidts
illustriren. Man lernt aus dem ziemlich umfassenden Aus-
gestellten so recht die Eigenart jedes Meisters kennen und
überschaut mit einem Blick, was sie alles geschaffen, und
was sie alles wollten. Auch ist es interessant, die Beziehung
der genannten Künstler zum Kunsthandwerk näher kennen
zu lernen und den Einfluss, den sie auf den Geschmack im
weiteren Sinne genommen haben. Jede Abteilung ziert auch
die Büste des betreffenden Meisters; desgleichen sind kunst-
gewerbliche Gegenstände nach Zeichnungen derselben oder
Photographien davon in schöner Anordnung ausgestellt.

O. M. Berlin. Die Ausstellung im Lichthofe des Kunst-
gewerbemuseums, welche bis Neujahr geöffnet bleibt, hat
noch einige wertvolle Bereicherungen empfangen Herr
Maler Henndorf, welcher schon jm vorigen Jahre bemerkens
werte Aufnahmen und Studien an derselben Stelle ausge-
stellt hatte, bringt jetzt die Ergebnisse einer Studienreise
in Frankreich, darunter vortreffliche Innenansichten aus
Schloss Fontainebleau und vielerlei dekorative sowie land-
schaftliche Aufnahmen. Die Firma Zahn & Schuarx (In-
haber von Gruussilliers) in Berlin hat keramische Malereien
ausgestellt, welche einen bedeutsamen Fortschritt in dieser
Kunstübung für Berlin bezeichnen. Die Farben auf diesen
Platten sind eingebrannt, aber stumpf, ohne jenen Glanz,
welcher bei der Dekoration an Außenseiten der Gebäude
störend ist. Die beiden großen Felder enthalten je eine von
den Malern Seegers und Cossmann nach den bekannten Ent-
würfen von Ehrmann gemalte, fast lebensgroße Figur; diese
 
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