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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Seemann, Arthur: Die bösen Spanier: Epistola obscuri viri Coloniensis
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0103

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN
Hengasse 58. Kaiser-Wühelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang. 1891/92. Nr. 11. 7. Januar,

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Sud. Mosse u. s. w. an.

DIE BÖSEN SPANIER.

Epistola obscuri viri Goloniensis.

Die Verwaltung des Oberniermuseums in Bonn
hat sich für ein modernes spanisches Ölgemälde die
Summe von dreißigtausend Mark abnehmen lassen!
Nein, so was ist in Deutschland denn doch noch
nicht dagewesen! Man suche nach im ganzen ge-
einigten Deutschland, wo man sich eben von der
chronischen Ausländerei zu erholen beginnt, ob man
ein Museum findet, das einen modernen Spanier von
einiger Bedeutung aufwiese. Man wird keines finden.
Und so ein kleines Kunststift, wie das Bonner Mu-
seum, wagt es, ein solches „Verbrechen an der deut-
schen Kunst", wie es die Kölnische Zeitung jüngst
nannte, zu begehen? Ja waren die Herren denen
so was in den Sinn kam, etwa keine Deutschen?
Von welcher Rasse waren sie denn? Welcher Gesichts-
punkt leitet sie, wenn nicht der, Sensation zu er-
regen? Und war es wirklich nicht möglich, diese
auf einem patriotischeren und — billigeren Wege
zu erreichen? Es ist ja an sich gut und löblich,
wenn die Verwaltung des Museums den Versuch
machte, das öffentliche Interesse zu erregen, ihm
zu einer gewissen Berühmtheit zu verhelfen, damit
es in Bädekers Reisehandbuch mit einem, wo nicht
gar mit zwei Sternen versehen werde, damit wenig-
stens die reisenden Engländer künftig hier kurze
Station machen. Es ist ja richtig, dass nun mancher
Kunstfreund, den sonst der Gedanke an das Ober-
niermuseum völlig kalt ließ, nun sich veranlasst
sehen mag, seinen Fuß über die Schwelle dieses
Kunsthauses zu setzen. Aber war das nicht auf
viel patriotischerem Wege zu erreichen? Wenn

durchaus das Ausland mit 30 000 Mark beglückt
werden musste, konnte nicht wenigstens Italien be-
rücksichtigt werden, das doch zum Dreibunde ge-
hört? Aber wozu unser Geld überhaupt ins Aus-
land schicken? Haben wir nicht etwa in Deutsch-
land ganz bedeutende Künstler, die nur darauf war-
ten, dass ihnen ihre prächtigen Schöpfungen abge-
kauft werden, um sie sofort noch einmal mit eini-
gen Veränderungen auf die Leinwand zu zaubern ?
Und das Gute lag wieder einmal so nahe. Wie ein-
fach wäre es gewesen, nach Düsseldorf zu fahren,
um ein Dutzend tüchtige heimische Kunstleistungen
für die große Summe zu kaufen. Schon für die
Ersparnis an Reisekosten der Kommission hätte man
ein leidliches Aquarell haben können. Und dann
— Sensation um jeden Preis — das hätte man auch
dort haben können. Wenn man z. B. ein Dutzend
Bilder eines berühmten Düsseldorfers erwarb und
sie neben einander in einer Reihe aufhing, um die
Geschicklichkeit des Meisters, nahe verwandte Mo-
tive aufzufinden, würdig zu illustriren: das hätte ge-
wiss gewirkt. Denn welches Museum könnte sich
rühmen, zwölf Bilder eines und desselben Düssel-
dorfer Meisters zu besitzen? Das Ungewöhnliche,
das Erstaunliche wäre also auch damit erreicht ge-
wesen.

Jedes Ding hat doch seine zwei Seiten, die
man freilich oft bei einseitig festgehaltenem Stand-
punkt nicht wahrnimmt. So gehts auch mit den
Museen, über deren Wert wir durch den bekannten
Unbekannten, der uns über Rembrandt so vielfach
belehrte, nunmehr ja genügend aufgeklärt sind. Wir
wissen, dass wir darin eigentlich nichts zu sehen
haben als „methodisch geordnete Rumpelkammern",
 
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