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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0107

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201

Bücherschau.

202

von Muybridge, Marey und Änschütz betrieben wor-
den ist. Indem jede einzelne Bewegungsphase in
ihrer äußeren Erscheinung fixirt wird, kann man
das betreffende Flächenrelief auf die demselben zu
Grunde liegende Muskel Wirkung analysiren, ein Unter-
nehmen, das auch für den Künstler von höchstem
Interesse sein muss.

Die Skizzen nach Naturabgüssen, welche dem
Schiderschen Werk beigegeben sind, scheinen mir von
untergeordneter Bedeutung, jedenfalls können die be-
nutzten Originalien nicht durchweg als normal an-
gesehen werden. Auch ist die Möglichkeit, gute Ab-
güsse zu erhalten, jedem Kunstschüler geboten, und
das Zeichnen nach solchen Abgüssen bildender, als
das nach bloßen Tafeln.

Ich habe in obigem auch die Punkte hervorge-
gehoben, die meines Erachtens an dem Werk in
seiner gegenwärtigen Form noch nicht befriedigen.
Sie sind größtenteils der Art, dass sie bei den fol-
genden Heften leicht Berücksichtigung finden können,
und ich darf wohl nach allem die Zuversicht aus-
sprechen, dass das Unternehmen des Herrn Schider
bei den Lehrern an Kunstschulen die Anerkennung
finden wird, die dasselbe in reichem Maße verdient.

W. EIS.

Malcrwerke des neunzehnten Jahrkunderts. Beitrag zur Kunst-
geschichte von Friedrieh von Boetticher. 1. Bd. (Erste
Hälfte. Bogen 1—30.) Aagaardt-Heideck. Dresden, Fr.
v. Boettichers Verlag. 1891. gr. 8».
Wer je einmal in die Lage gekommen ist, sich eine
genauere], Übersicht über das Gesamtwerk eines Künstlers
unserer Zeit verschaffen zu müssen, wird die große, eigent-
lich überhaupt nicht zu bewältigende Schwierigkeit dieser
Aufgabe aus eigener Erfahrung kennen. Da die wenigsten
Künstler genau Buch und Rechnung über ihre Arbeiten zu
führen pflegen, der Kunsthandel sie in alle Welt zerstreut,
die Besitzer immer wieder wechseln und eine feste Bezeich,
nung in vielen Fällen gar nicht existirt, ist thatsächlich nie-
mand im etande, ein vollständiges Verzeichnis dieser Art an-
zufertigen. Mehr als in den meisten anderen Fällen bleibt
unser Wissen auf diesem Gebiete Stückwerk, und wenn wir
es gelegentlich ergänzen können, so verdanken wir eine
solche Bereicherung unserer Kenntnisse in der Regel nur
dem Zufalle. Mit um so größerer Anerkennung gedenken wir
daher an dieser Stelle nochmals des früher schon kurz ange-
zeigten Werkes Friedrich von Boettichers, der es unternommen
hat, durch Aufstellung eines umfassenden Verzeichnisses der
Malerwerke unseres Jahrhunderts die Grundlage für seine zu-
künftige Kunstgeschichte zu schaffen. Man kann Boettichers
Arbeit am besten würdigen, wenn man sie mit dem Grundriss
von Goedeke vergleicht. Was Goedeke für die Geschichte der
deutschen Litteratur angebahnt und zum Teil auch schon
erreicht hat, eine möglichst vollständige Übersicht über alle
vorhandenen Ausgaben und Drucke, das ist auch das Ziel,
das sich Boetticher mit seinem Verzeichnisse der Malerwerke
gestellt hat Dass er es bis jetzt nur unvollkommen erreicht
hat, liegt in der Größe der Aufgabe und in den Grenzen, |

die naturgemäß der Kraft eines einzelnen gesetzt sind. Ein
solches Werk kann nicht auf dem ersten Anlauf vollkom-
men werden; dazu bedarf es der Mitwirkung vieler, nament-
lich der beteiligten Kreise, an die der Verfasser darum in
erster Linie in der Vorrede die Bitte um Unterstützung
richtet. Immerhin verdient das bisher Geleistete Lob und
Anerkennung. So weit wir aus eigener Kenntnis einzelne
Verzeichnisse haben nachprüfen können, haben wir den Ver-
fasser meist gut unterrichtet gefunden, und wo wir etwaige
Berichtigungen machen könnten, sind sie nicht von solchem
Belang, dass wir den Leser hier damit belästigen möchten.
Die Quellen sind in erster Linie die Ausstellungskataloge und
Notizen in den verschiedenen Kunstzeitschriften, doch be-
sitzt der Verfasser auch eine schöne Kenntnis der einschla-
genden monographischen Litteratur. Seine Angaben sind
also so genau und gut, wie die jedesmalige Quelle es ver-
stattet; eine Nachprüfung wird in den seltensten Fällen mög-
lich gewesen sein. Die vorausgeschickten biographischen
Notizen sind kurz und knapp gehalten. Unter den Besitzern
der verschiedenen Bilder, die in chronologischer Reihenfolge
aufgeführt werden, haben wir meistens nur die ursprüng-
lichen Erwerber zu verstehen. An wen sie später überge-
gangen sind, war nur in den seltensten Fällen zu ermitteln.
So weit möglich, wurde überall die Größe der einzelnen
Werke angegeben und auf die Ermittelung der graphischen
Nachbildungen besondere Sorgfalt verwendet. Schade ist es,
dass der Druck nicht übersichtlicher ausgefallen ist. Doch
wollen wir mit dieser Ausstellung keinen Vorwurf erheben,
da wir wissen, wie wenig Käufer bei uns in Deutschland
ein derartiges Werk findet, und wie hoch sich heut zu Tage
die Druckkosten belaufen. Dagegen möchten wir dem Ver-
fasser raten, den Umfang seiner Arbeit auf die in Deutsch-
land geborenen und in Deutschland wirkenden Maler zu be-
schränken. Es hat keinen Wert, auch die ausländischen
Künstler aufzunehmen, die bei uns einmal ausgestellt haben.
Eine nur einigermaßen richtige Vorstellung über ihre Thä-
tigkeit ist auf diesem Wege nicht zu gewinnen, und eine
falsche ist im Grunde schlimmer als gar keine. In allen
solchen Fällen raten wir immer zur Beschränkung; wird die
Aufgabe zu groß gefasst, so fällt die Lösung leicht dilettan.
tisch aus; dies aber wäre ein Vorwurf, den wir dem fleißi-
gen Verfasser gern erspart sehen möchten. Das Buch ist der
deutschen Kunstgenossenschaft gewidmet; wir empfehlen es
jedem ihrer Mitglieder, weil nur unter möglichst zahlreicher
Mitarbeiterschaft der Künstler die Aufgabe zu einem befrie-
digenden Ende geführt werden kann. H. A. LIEB.
Soest, seine Altertümer und Sehenswürdigkeiten. Mit (85)
Abbildungen und Stadtplan. Soest, Druck und Verlag
der Nasseschen Buchdruckerei, Weihnachten 1890. 121
S. gr. 8.

Ki. Das Buch kann seiner Bestimmung, „das Interesse
für mittelalterliche Kunst zu heben", am besten mit seinen
Abbildungen genügen, insofern mehrere neu oder auch ver-
gangenen Denkmälern gewidmet sind. Die Erörterungen er-
weisen sich häufig lückenhaft oder unrichtig, die Zeitanga-
ben für Gemälde und Kirchen (z. B. Baubeginn von St.
Peter 815) unzeitgemäß. Aldegrever wird noch als eines
Holzschuhmachers Sohn, die herrliche Kreuzigungstafel der
Hohenkirche als Schöpfung der ersten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts hingestellt, die Tafel der Paulikirche gar nicht da-
tirt. Dass Soest einst die blühendste Malerschule (um 1400
unter Conrad, später unter dem sogen. Liesborner Meister
u. s. w), eine beachtenswerte Miniaturmalerei, bedeutende
Goldschmiede und Glockengießer (z. B. H. Vogel) besaß und
mit seinen Künsten die weiteste Umgegend versorgte, lässt
 
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