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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Schmidt, Wilhelm: Ein neuer Peintre-Graveur
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0144

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275

Ein neuer Peintre-Graveur.

276

Gehen wir auf einige Einzelheiten ein!

No. 46. Das betreffende Manuskript ist aus dem
Besitze Rosenthals in die des Münchener Kupfer-
stichkabinetts übergegangen.

No. 84. Anbetung des Christkindes im Stalle.
Dieses Blatt ist von derselben Hand, wie die An-
betung der Könige No. 98, welche jedoch keine
Schattenstriche wie No. 84 zeigt: ein Beweis, dass
derartiges gleichzeitig vorkommt. Die Verwandt-
schaft mit No. 26 und mit dem berühmten Christoph
aus Buxheim, worauf Schreiber hinweist, besteht in
der That. Auch der hl. Antonius des Münchener
Kabinetts, der unter einem gotischen Baldachin
sitzt und von vier Teufeln versucht wird, ist sehr
ähnlich. (Soldan No. 1; ich habe ihn um —14401455
angesetzt).

No. 214. Mit Recht weist Schreiber die bei Soldan
angegebenen Jahreszahlen zurück und ebenso richtig
ist seine Bemerkung über die enge Verwandtschaft
dieses Blattes mit der Folge des Peter Maler von Ulm.

No. 399. Hier ist ein störender Druckfehler
stehen geblieben, es muss „vers 1440" heissen.

No. 471. Christus am Kreuz. Ich denke hier
keineswegs an den Blsass, wie aus dem Texte zu
folgern wäre. Diese Angabe ist durch ein Druck-
versehen gekommen, wie mir der Verfasser mitge-
teilt hat. Das Blatt ist zweifellos kölnisch, bezw.
niederrheinisch, von der gleichen Hand ist auch der
hl. Antonius No. 1215, wie auch Schreiber annimmt.
Zwischen diesen beiden Blättern und den Nrn. 937
und 1023 herrscht eine enge Verwandtschaft. Schreiber
scheint mir dieselben etwas zu spät anzusetzen.

No. 641. Es ist hier dem Verfasser recht zu
geben, wenn er nach der Inschrift eher an die Pfalz,
bezw. Westfranken, als an Nürnberg denkt.

No. 642, 644, 6 16, 652, 654, 659 und 685. Der
Verfasser hält diese Blätter für „provenant de la
Franconie (Nuremberg ?)", was nach den Aufschriften
nicht möglich. Diese zeigen deutlich mitteldeutschen
Typus und dürften etwa auf Thüringen oder Ober-
sachsen hinweisen; Hessen und Schlesien sind nicht
grade auszuschließen, kommen aber erst in zweiter
Linie. Dasselbe gilt von No. 1012, Madonna im Rosen-
kranz, die keineswegs alemannisch ist, sondern eine
mitteldeutsche Aufschrift trägt.

No. 782. Das Jesuskind, als Neujahrswunsch.
Mit dem Namen des Formschneiders Michel sind vier
Holzschnitte bezeichnet, dieselben führt Schreiber
unter den Nrn. 782, 877, 1289 und 1956 auf. Nach
der Orthographie gehört dieser Formschneider Michel
entschieden nach Ulm oder doch in die Umgebung.

Der schwankende Schreibgebrauch Ulms, der Elemente
teils von Osten, teils von dem Alemannischen ent-
lehnte, ist deutlich erkennbar. Augsburg ist als
Entstehungsort ausgeschlossen, ebenso aber auch
das Gebiet des Oberrheins, an das Schreiber denkt.

No. 783. Das Jesuskind, als Neujahrswunsch.
Gehört allen Indizien zufolge nach Köln oder Um-
gegend. An den Ober- oder Mittelrhein, wie der
Verfasser will, kann ich nicht denken.

No. 821. Kann, wenn die Inschrift richtig ge-
geben ist, nicht von Augsburg oder Nürnberg stam-
men, ebensowenig No. 826 von Regensburg. Mög-
licherweise aus Ulm, jedenfalls sind alemannische
Formen in der Schrift.

No. 291. Vgl. meine Bemerkungen zu den Nrn.
471 und 937.

No. 937. Christus am Kreuz. Dies in Köln be-
findliche Blatt lässt Schreiber auch daselbst entstan-
den sein. Wenn das richtig ist — ich selbst kann
es nicht beurteilen, da ich das Blatt nicht kenne —
so dient es als Illustration des Einflusses der kaiser-
lichen Kanzleisprache, denn die Inschrift ist nicht
im kölnischen Dialekte, sondern oberdeutsch. Der-
artige Einflüsse in Köln bemerken wir ja auch in
dem Blatte 921 („das" für „dat") und in dem Schwa-
benkriege des Kupferstechers PW.

No. 1000. Maria im Ahrengewand. Die Inschrift
ist nicht ganz richtig wiedergegeben, es muss statt
„tzu" „czu" und statt „fraun" „frauen" heissen.
Schreiber hält den Dialekt bestimmt für alemannisch.
Doch im korrekten Alemannischen heißt es nicht
„frauen" sondern „frowen" oder „frouwen" und nicht
„maylandt" sondern „meylandt". Allerdings kommen
ja Schreibabweichungen vor, die man jedoch ohne
Not nicht anzunehmen braucht. Die Entstehung in
Bayern oder Augsburg ist deshalb wahrscheinlicher.

No. 1012. Mitteldeutsch, vgl. meine Bemerkung
zu No. 642.

No. 1023. Der Verfasser sagt, ich Hesse die Ent-
stehung des Blattes um 1410—1420 zu; das ist irrig,
ich habe vielmehr 1420—1440 angenommen.

No. 1129. Madonna mit dem Rosenkranz. Die
Schrift deutet auf Ulm hin.

No. 1160. Madonna mit der Jahreszahl 1418.
Darüber vergleiche man meine Bemerkungen im
III. Bande von A. von der Lindes Geschichte der
Buchdruckerkunst. Das Datum ist in moderner Zeit
eingedrückt, die Ausradirung eines „L" ist nicht
anzunehmen.

Wir wünschen dem verdienstvollen Werke einen
] gedeihlichen Fortgang. WILHELM SCHMIDT.
 
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