Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0156

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
299 Personalnachrichten. — Ausgrabungen u. Funde. — Konkurrenzen. — Denkmäler. — Vermischte Nachrichten. 30Q

Fälle aber durch treffliche Beispiele weiter illustrirt
und auch das Gebiet der Kunst berücksichtigt. Für
den zweiten Vortrag, in welchem besonders die
Thätigkeit des Auges im menschlichen Antlitz, der
Ausdruck des Blickes einer bekanntlich für Künstler
höchst interessanten Betrachtung unterzogen wird,
wären Dr. Pideritts treffliche Zeichnungen wünschens-
wert. Das in Bezug auf Physiognomik zu wenig
gewürdigte Werk Pideritts findet übrigens bei Henke
seine volle Anerkennung. Die Aufsätze über „die
Arten des Stils in der Kunst der Mimik'1 und die
„Anatomie der Tragödie mit Anwendung auf Schil-
lers Wallenstein" zeigen den Verfasser auch auf dem
Gebiete des Dramas und des Bühnenwesens an und
für sich als gründlichen Kenner und scharfen Be-
obachter und in dem Schlussvortrag über Shake-
speares Cordelia, der in einem begeisterten Lob auf
die Schauspielerin Anna Jürgens vom Deutschen
Theater in Berlin ausklingt, lernen wir Henke auch
als trefflichen Gelegenheitsdichter kennen. Wenn
wir zum Ganzen noch hinzufügen, dass die Aufsätze
nicht nur geistreich, sondern auch schön, gewählt,
ja mitunter mit einem gewissen poetischen Schwung
geschrieben sind, so wird das Buch sicherlich auch
jenen Anregung und Freude verschaffen, die sonst
dem gelehrten Vertiefen in künstlerischen Dingen
aus dem Wege gehen. Bezüglich der beigegebenen
Illustrationen ließe sich wohl manches besser wün-
schen, aber — „ein Schelm giebts besser, als ers
hat", sagt uns der Verfasser in der Vorrede und
gesteht, dass er sie selber gemacht hat, daher allen
Respekt davor! J,

PERSONALNACHRICHTEN.

*** Die Maler Max Koncr und Conrad Bocse, Lehrer
an der Hochschule für die bildenden Künste in Berlin,
haben den Professortitel erhalten.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

„*,„ Neue Metopenfunde auf Selinunt. Aus Palermo
kommt die Nachricht, dass bei den Ausgrabungen, die das
italienische Unterrichtsministerium auf der Akropolis von
Selinunt begonnen hat, drei neue Metopenreliefs des mittleren
Burgtempels (ca. 570 v. Chr.) gefunden worden sind, von
denen das eine den Raub der Europa darstellt. Es wurden
an diesen Reliefs wie an den bereits bekannten, die sich im
Museum zu Palermo befinden, die Reste ursprünglicher Be-
malung vorgefunden.

KONKURRENZEN.

„% Bei der Konkurrenz um den Bau einer Lutherkirche
für Breslau erhielten den ersten Preis die Architekten
Abesser und Kröger in Berlin, den zweiten Vollmer in Berlin
und den dritten Luger in Leipzig.

DENKMÄLER.

Denkmälerchronik. Als Aufstellungsort des Denk-
mals für Kaiser Wilhelm I. in Berlin ist nunmehr definitiv
die Schlossfreiheit bestimmt worden. Wie nach der „Post"
verlautet, soll mit der Niederreißnng der Häuser an der
Schlossfreiheit am 15. Juni begonnen werden. — Für ein
Denkmal, das dem Kurfürsten Friedrich I. in Friesack in
der Mark Brandenburg errichtet werden soll, hat der Kaiser
1000 M. gespendet. — Mit der Ausführung des Kaiser
Wilhelm-Denkmals für Königsberg ist der Bildhauer Prof.
Keusch beauftragt worden. Es soll vor der Südwestecke des
Schlosses aufgestellt werden. — Das Grabdenkmal Kaiser
Friedrichs, ein marmorner Sarkophag mit der liegenden
Gestalt des Verewigten von Reinhold Begas, ist Mitte Fe-
bruar aus der Werkstatt des Künstlers nach Potsdam über-
führt worden und hat dort seine Aufstellung über der
(»ruft des Kaisers in dem an die Friedenskirche angebauten
Mausoleum gefunden.

VERMISCHTE NACHRICHTEN.

„*# Der handschriftliche Naehlass des verstorbenen
Archäologen Karl Boctlichcr, des bekannten Verfassers der
Tektonik der Hellenen, hat seit kurzem Aufnahme in die
Königliche Bibliothek in Berlin gefunden. Er enthält zahl-
reiche archäologische und architektonische Studien, die jetzt
der Benutzung weiterer Kreise zugänglich sind.

„*„ Uber die Auffindung eines großen Geschichtsbildes
ron Rembrandt, das bisher unter einem andern Namen ge-
gangen war, wird der „Neuen Freien Presse" aus Amsterdam
folgendes berichtet: „Tin Königlichen Palais ist von dem
Stadtarchivar Dr. de Roever ein Bild von Rembrandt neu
aufgefunden worden. Das Bild galt bisher für eine Arbeit
des Malers Jurian Ovens, der es im Auftrage der Stadt ge-
malt haben sollte. Das Bild befand sich ursprünglich in
einem Bogen der Galerie, welche den inneren Hof umrahmt.
Nachdem aber das Gebäude, welches bekanntlich früher
das Rathaus war, durch König Ludwig Napoleon als Palais
in Besitz genommen war, wurden die Bilder dieser Galerie
in mehrere Zimmer verteilt und dadurch verloren die
meisten die günstige Beleuchtung. Infolgedessen fand
auch dieses Bild, das obendrein sehr hoch aufgestellt war,
bisher keine besondere Beachtung. Jetzt aber hat der
Archivar nach einer genauen Prüfung die Beweise gefunden,
dass dieses vernachlässigte Bild ein Rembrandt sei. Das
Bild ist fast ebenso groß wie die „Nachtwache" und stellt
eine festliche Versammlung der Bataven unter ihrem Ober-
haupte Claudius Civilis dar, bevor dieser den großen Kampf
gegen die Römer im Jahre 77 v. Chr. begann. Wenn die
Beweise des Archivars sich als stichhaltig erweisen, soll
das Bild in die Rembrandtgalerie des Reichsmuseums über-
tragen werden."

Der Kaiserpokal der Stadt Osnabrück. Lber den
beabsichtigten Verkauf eines der der Stadt Osnabrück ge-
hörigen silbernen Pokale, des sogenannten Kaiserpokals, wird
dem „Hannoverschen Courier" geschrieben: Der älteste der
acht städtischen Becher, der Kaiserpokal, ist seit 1870, wo
er auf der Kölner Ausstellung in weiteren Kreisen bekannt
wurde, mehrfach umworben worden. Schon dem früheren
Oberbürgermeister Miquel und später dem Oberbürgermeister
Brüning wurden so hohe Gebote darauf gethan, dass sie dem
Verkauf geneigt waren, der aber immer in letzter Stunde
durch Rücktritt der Kauflustigen sich zerschlug. Jetzt hatten
 
Annotationen