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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Erinnerungen an und von Karl Oesterley, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0167

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBEK:

CARL von LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN
Heugasse 58. Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang. 1891/92. Nr. 19. 24. März.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

erinnerungen an und von
karl oesterley.

(Schluss.)

Bald nach meiner Rückkehr aus Italien fing ich
an, in Göttingen als Privatdozent Vorträge über die
Geschichte der christlichen Kunst von Konstantin
bis auf die Gegenwart zu halten. Unter meinen Zu-
hörern waren Graf Hahn mit einem Arm, Bruder
der Ida Hahn-Hahn, Freiherr v. Vincke, später Ober-
präsident von Westfalen, Adolf Schöll, Goethes Nach-
folger als Oberbibliothekar in Weimar, Ahrens,
später Schuldirektor des Lyceums I in Hannover
u. a. m. Im selben Jahre verlobte ich mich mit der
Tochter des unserer Familie nahe befreundeten Apo-
thekers Murrach, Sophie. Ich, krank vor Sehnsucht
nach Italien, und meine geliebte Sophie, sehr ange-
griffen von der Pflege des kranken Vaters, wir hat-
ten beide das Bedürfnis, in der schönen Natur aus-
zuruhen. So fuhren wir mit meiner Familie in den
Harz und dort verlobten wir uns. 1831 schrieb ich
Kritiken über Kunstsachen in den Göttinger gelehr-
ten Anzeigen, u. a. über Riepenhausens Werk „die
Lesche von Delphi".

Dann machte ich die Lithographien zum Wil-
helm Teil. Ein englischer Privatdozent in Göttingen
hatte die Tellgeschichte übersetzt; ich illustrirte die-
selbe; der Kunsthändler Rocca in Göttingen gab
dieses Werk heraus. Später erschien es auch in
Paris, wo der Franzose Ribault meine Kompositionen,
nur in kleinerem Format, nachgestocben hatte.

Mit Ottfried Müller, welcher den Text lieferte,
begann ich nun das große Werk „die Denkmäler
der alten Kunst" zu radiren. Durch diesen Aull rag

wurden mir die Mittel zu teil, heiraten zu können.
— 1833 war in Hannover die erste Kunstausstel-
lung in einem bescheidenen Privathause an der
Röbelingerstraße, zu der ich „Wittekind, dem der
heilige Ludgerus das Evangelium verkündet" malte.
Der Herzog von Cambridge, der Gründer des Kunst-
vereins in Hannover, kaufte dies Bild. Auf der
zweiten Ausstellung im folgenden Jahre hatte ich
das Bild „Moses im Gebet von Aaron und Hur
unterstützt". Die Kritik über dies Bild, es sei zu
grell in den Farben, ließ in mir den Entschluss
reifen, nach Düsseldorf, wohin inzwischen W. von
Schadow mit seinen Schülern Sohn, 0 F. L. Les-
sing, Hildebrand etc. von Berlin übersiedelt, zu
gehen und in jener Schule mir das Mangelnde an-
zueignen.

Nach einer dreitägigen Postreise kam ich dann
im Frühling 1835 in Düsseldorf an und ging mit
meinen gezeichneten Studien und Kompositionen so-
fort zu Schadow. Sein Ausspruch lautete: „Der
Mann, der das gezeichnet, hat ein schönes Talent,
wie er aber malt, kann ich hieraus nicht sehen, um
das zu prüfen, lade ich Sie ein, einen Studienkopf,
den ich malen will nach einem Modell, auch Ihrer-
seits zu malen." Zur festgesetzten Zeit fand ich
mich mit meinem Malkasten ein und ein jeder be-
gann, unbekümmert um den andern, seine Arbeit.
Nach etwa einhalbstündiger Arbeit trat Schadow zu
mir und sah den angelegten, ziemlich weit gedie-
henen Kopf. „Donnerwetter, was wollen Sie hier
lernen? Ich nehme Sie gleich in die Meisterklasse
auf." Ich begann dann unter Schadows Leitung das
Bild „Jephtas Tochter" zu malen, welches im Herbst
vollendet war. Es wurde für das Königliche Schloss
 
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