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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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333

Vermischte Nachrichten. — Zeitschriften.

334

Dem Staate wird jedoch ein Vorkaufsrecht eingeräumt und
ihm die Befugnis beigelegt, die Ausfuhr bestimmter Kunst-
werke für einen Zeitraum von fünf Jahren zu verbieten.
Diese Frist soll im gegebenen Falle dazu dienen, dem Staate
die Erwerbung des betreffenden Gegenstandes zu ermöglichen.
Die Regierung stellt unter Zuziehung Sachverständiger ein
Verzeichnis derjenigen Kunstwerke im Königreich Italien
auf, welche als wertvolle Denkmäler im Sinne des Gesetzes
zu betrachten sind. Ausgrabungsfunde können ohne Erlaub-
nis der Regierung nicht veräußert werden; auch bei ihnen
genießt der Staat ein Vorkaufsrecht und eine Frist von acht
Monaten, um gegebenenfalls vom Parlament die Bewilligung
der zum Ankauf erforderlichen Summe zu erlangen. Mit
diesem neuen Gesetz würde das Edikt Pacca abgeschafft;
auf die fideikommissarischen Galerien bezieht sich das Ge-
setz nicht, da ihre Verhältnisse durch das jüngst genehmigte
Spezialgesetz geregelt sind.

*j* Ein Vermächtnis an die königlichen Museen in Berlin.
Frau van de Velde, Stieftochter des kürzlich verstorbenen
königlich italienischen Botschafters am Berliner Hofe, Grafen
de Launay, hat, wie der Staatsanzeiger mitteilt, um das An-
denken des Genannten zu ehren, eine Anzahl zu seinem Nach-
lass gehöriger Bronzen sardinischen Ursprungs — eine Bronze-
schale und mehrere Bronzeidole — den königlichen Samm-
lungen als Geschenk überwiesen. Die Stücke sind in den
vierziger Jahren von dem Vater des Botschafters, Grafen
Oabriello Launay. damals eine Zeitlang Vizekönig von Sar-
dinien, erworben worden und waren seither im Besitz der
Familie verblieben. Besonders die Bronzeschale bietet großes
Interesse. Am nächsten liegt die Vermutung, dass sie phöni-
zischen Ursprungs ist und auf die Zeiten zurückweist, wo
dieses Volk an den verschiedensten Punkten des Mittel-
meeres seine Handelsniederlassungen besaß. Sie hat die
Gestalt eines Nachens, dessen Spitze in einen Ochsen-
kopf ausläuft und dürfte — vielleicht ein Weihgeschenk
— sakrale Bedeutung gehabt haben.

Wy. Eine neue Radirung. Ein Gemälde Rembrandts
in der Liechtensteingalerie zu Wien hat an der fleißigen
Künstlerin Doris Raab in München einen tüchtigen Doll-
metsch gefunden. Das Gemälde, das Brustbild einer jungen
Frau, mit lächelnder Miene und üppiger Büste, der Kopf
umrahmt mit reichem, lockigem Haar, das über die linke
Achsel herabfällt und oben mit einer Perlenschnur und
einer breiten Reiherfeder geschmückt und sonst auch mit
Perlen am Hals und an der linken Hand, die eine Kette
hält, geziert ist, stellt sich als eine reizende Erscheinung
dar, die, zu den schönsten Werken dieser Art der
Meisters gehört. Bis jetzt ist unseres Wissens das Bild
nur einmal reproduzirt worden und zwar in Schabkunst
von dem englischen Stecher C. Corbutt. Dieses in klei-
nerem Format als unsere Radirung von D. Raab und
gegenseitig ausgeführte Blatt ist recht gut gelungen, aber
neben dieser tritt es doch zurück. Was dem Werke unserer
Künstlerin den Vorzug giebt, ist die bis ins kleinste durch-

geführte Ausführung der Karnation wie des ganzen Beiwerks,
das Betonen des Ausdrucks, wodurch wir bei aller Ideali-
sirung des Ganzen doch gezwungen sind, an das Bildnis
einer bestimmten Persönlichkeit zu denken. Das Blatt von
Corbutt trägt die Unterschrift: A Jewess, wodurch das Bild
in die Kategorie der sogenannten „Judenbrautbildnisse" ge-
wiesen wäre. Diese Bezeichnung ist aber durchaus willkür-
lich, da es sich um ein Porträt handelt, dessen Pendant,
der Gatte der Dargestellten, sich ebenfalls in der Liechten-
steinschen Galerie befindet. Beide Bildnisse sind mit dem
Namen des Meisters und der Jahreszahl 1636 bezeichnet.
Sie wurden im Jahre 1882 von der Marchesa Incontri in
Florenz erworben. Die treffliche Radirung (der Kopf in
Lebensgröße) ist im Verlage von Stief bold & Co. in Berlin
erschienen und mit der Marke des Deutschen Kunstverleger-
vereins versehen. Als Wandschmuck wird das Blatt eine
Zierde des feinsten Gemaches und eine Freude seines Be-
sitzers sein.

y—. Wetterbeständigen farbigen Außenschmuck hatneuer-
dings die Firma Villeroy <£' Boch in Mettlach zu liefern sich
bemüht, indem sie achteckige Platten, die völlig durchsintert
sind und daher keine Feuchtigkeit aufnehmen, herstellte, die
als Malgrund dienen. Auf diese unglasirten Fliesen wird
mit Farbenfritten gemalt, die im Glättofen bei hoher Tem-
peratur eingebrannt werden und mit den Scherben sich ganz
innig verbinden. Es wird dadurch ein gegen Feuchtigkeit
und Kälte widerstandsfähiger Wandbelag erzielt, der die
Farben besser hält als die langsam verblassende Sgraffito-,
Fresko- und Mineralmalerei. Die Platten sind angeblich auch
dauerhafter als Glasmosaik, dessen farbige Flüsse bald ent-
glasen, und als glasirte Terracotta, die von der Nässe leidet.

ZEITSCHRIFTEN.

Allgemeine Kunstchronik. 1892. Nr. 6.

Wettbewerb für den Groß-Wien-Plan. — Der Maler aus der
Löwengrube. Von A. N Ossig.

Atelier. 1892. Heft 33/34.

Die Farbe. Von Victor Rott. — Die modernen Städte. — Kunst
und Naturwahrlieit. Von Hans Schliepmann.

Bayerische Gewerbezeitung. 1892. Nr. 5.

Bemalte Möbel aus dem bayerischen Hochgebirge. Von Stock-
hauer. — Bayerisches Gewerbemuseum. — Aus dem Gewerbe-
leben.

Christliches Kunstblatt. 1892. Nr. 3.

Ein Kreuzbild aus Barbarossas Zeit. — Ueber zwei neueste Vor-
schläge für evangelischen Kirchenbau. — Weitere alte Wand-
malereien der Frauenkirche zu Memmingen. — Raffaels erste

Kunst ttir Alle. 1892. Heft 12.

Die deutschen Kadirungen der Neuzeit. Von J. E. Wessely.

Mitteilungen des k. k. Österreich. Museums für Kunst
und Industrie. 1892. Heft 3.

Ueber Freiheit und Gesetzmäßigkeit der kirchlichen Kunstfor-
men. Von H. Swoboda. — Ueber den Einfluss der Naturliebe
auf die Entwickelung des Florentiner Reliefornamentes im 15.
Jahrhundert. Von J. Folnesics.

Zeitschrift für christliche Kunst. 1892. Heft 12.

Ueber einige verschollene Werke Hans Holbeins des Aelteren.
Von Max Lehrs. - Heiltumbücher und Goldschmiedekunst.
Von Marc Rosenberg. — Aachener Goldschmiede. Von Steph.
Beissel. — Mittelalterliche polychromirte Holzstatuette mit
Metall-, Email- und Krystallschmuck aus Kloster Oesede. Von
Ef f mann.

Die Italienischen Photographien

aller Verlagsanstalten. Gut uii<l lbillifj-

Kunsthandlung HUGO GROSSER, Leipzig.

Kataloge. Auswahlsendungen. [479

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig.

Raffael und Michelangelo.

Von Anton Springer.

Zweite verbesserte Auflage in 2 Bänden,
gr. Lex.-8. Mit vielen Illustrationen.
Engl. kart. 21 M., in Halbfranz 25 M.,
in Liehhaberbänden 28 M.
 
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