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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Haendcke, Berthold: Hans Holbeins D. J. sogenanntes Selbstbildnis in Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0175

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBEB:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN
Heugasse 58. Kaiser-Wilkelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. HL Jahrgang. 1891/92. , Nr. 20. 31. März.

Die Knnstehronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchrouik gratis. — Inserate, a 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

HANS HOLBEINS D. J. SOGENANNTES
SELBSTBILDNIS IN BASEL.

Es sind jetzt ungefähr sieben Jahre, dass ich
Ad. Bayersdorfer einmal in Schleisheiin aufsuchte.
Im Gespräche erwähnte er, er glaube nicht, dass
das sog. Selbstbildnis Holbeins in Basel thatsäch-
lich die Züge des berühmten Künstlers zeige, son-
dern die irgend eines Unbekannten. Bayersdorfer
führte einige Stützpunkte für diese Ansicht an, die
mir nicht ohne Belang zu sein scheinen. Gelegent-
lich eines Kollegs über Hans Holbein fiel mir jener
Ausspruch des bekannten Kunsthistorikers ein und
ich untersuchte nun meinerseits die Frage. Da ich
nicht weiß, ob Ad. Bayersdorfer seine Hypothese
während der verflossenen Jahre öffentlich ausgespro-
chen hat, ich meinerseits selbständig die Angelegen-
heit geprüft habe, so veröffentliche ich hiermit die
Ergebnisse derselben unter Betonung der Autor-
schaft Ad. Bayersdorfers hinsichtlich des Gedankens.
Hoffentlich wird jener auch nun seinerseits seine
Gründe gelegentlich publiziren.

Janitschek sagt — ohne weitere Begründung
— über das betreffende Bild Ä. . . wird gerne als
das Selbstbildnis des jungen Künstlers betrachtet,
ohne dass die Züge mit den späteren verbürgten
Selbstbildnissen in Einklang gebracht werden könn-
ten" (Gesch. der deutschen Malerei, S. 456).

Meine Untersuchung beruht einerseits auf der
Kenntnis der bez. Originale in Augsburg, Basel, Berlin
und Florenz, andererseits, und jetzt hauptsächlich
auf der der Braunschen Photographien nach jenen
und der Abbildung des vierzehnjährigen Hans in
Woltmanns Monographie. Endlich liegen mir zwei

gestochene und geschnittene Kopien des Augsburger
Bildes vor.

Woltmann sagt über das Baseler Bild: „. . . sei
auch Holbeins eigenes Porträt im Baseler Museum
erwähnt, die schöne farbige Stiftzeichnung, die etwa
in dieselbe Zeit (d. h. ca. 1520) fallen mag. In ein-
facher grauer Schaube mit schwarzem Sammetbesatz,
in rotem Barett mit breitem Bande, bartlos mit
schlichtem, nussbraunem Haar erscheint der Künstler
vor uns. Mit den Bildnissen aus dem Knabenalter
in Augsburg und Berlin ist sichtliche Ähnlichkeit
vorhanden, aber es spricht sich nun die volle gei-
stige Reife in dem edel geformten Antlitz aus. Ein
wohlthuendes Gleichgewicht des Wesens herrscht
in den Zügen, bewusst und freimütig schaut der
Maler in die Welt hinaus, aber durch die Art, wie
sich die unteren Augenlider emporziehen, gesellt
sich der Klarheit des Blickes ein Ausdruck weiche-
ren Empfindens bei. Ein leiser ironischer Zug scheint
um den Mund zu spielen, und es ist, als wolle ein
Schatten die freie Stirne überfliegen, aber Thatkraft
und lebensfrohe Frische scheuchen ihn zurück. Das
ist Hans Holbein".

Der Gesamterselicinung des Baseler Bildes, der
Zeichnung in Berlin, des Augsburger und des Flo-
rentiner Porträts nach erblicken wir in dem ersteren
ein längliches, schmales, in den drei letzteren ein
kurzes, breites Gesicht. Behalten wir im Auge, dass
das Baseler Bild teilweise verwischt, der Berliner
Handriss zum Teil nachgezogen, das Gemälde in
Florenz nicht völlig intakt ist, so ergeben sich den-
noch außer jenem Oesamteindrucka folgende gravi-
rende Unterschiede:

Auf den Berliner und Florentiner Porträts stehen
 
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