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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Haendcke, Berthold: Hans Holbeins D. J. sogenanntes Selbstbildnis in Basel
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Ruland, C.: Neue Photographien aus Florenz und Brügge
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0177

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341

Neue Photographien aus Florenz und Brügge. — Kunstlitteratur.

342

gebliche Selbstbildnis Hans Holbeins d. j. in Basel
endgültig aus der Liste der Selbstporträts dieses
Künstlers zu streichen.
Bern, Februar 1892. BERTHOLD HAENDCKE.

NEUE PHOTOGRAPHIEN AUS FLORENZ
UND BRÜGGE.')

In ihrem jetzt schon Jahrzehnte lang fortge-
setzten Bestreben, das kunsthistorische Studienmate-
rial planmäßig zu erweitem und zu vervollständigen,
hat die Firma Braun einen neuen Schritt gethan,
indem sie die große Gemäldesammlung des Palazzo
Pitti und den höchst merkwürdigen, wenn auch nur
wenige Nummern umfassenden, Kunstbesitz des Jo-
hannisspitals zu Brügge ihren Verlagswerken ange-
reiht hat. Dass beide Veröffentlichungen technisch
auf der Höhe stehen und allen Anforderungen ge-
nügen, ist selbstverständlich. Aus der Galerie Pitti
sind etwa 190 Gemälde zur Aufnahme gelangt: wie
nicht anders zu erwarten, liegt der Schwerpunkt
bei den Italienern des 16. Jahrhunderts, denen sich
eine kleine Anzahl des 15., z. B. Botticelli, Ghir-
landajo, die beiden Lippi und andere, einige Spanier
und Niederländer, namentlich treffliche Rubens und
van Dyck, anschließen. Nicht die Hälfte der in der
Galerie befindlichen Bilder ist reproduzirt worden,
aber im großen und ganzen fehlt keines von denen,
an die jeder Kunstfreund denkt, sobald der Name
Pitti genannt wird. Die zwölf Raffaels, die Andrea
del Sarto, die Tizian, die Fra Bartolommeo, Peru-
gino's Grablegung, Fra Sebastiano's heilige Agathe,
und so manche andere liegen in tadellosen Aufnah-
men vor. Viele davon, z. B. del Sarto's Kreuzab-
nahme, die Madonna della Sedia, Bronzino's heilige
Familie in wunderschöner Wiedergabe aller Einzel-
heiten bei weichster und harmonischer Modellirung.
Wie bei manchen früheren Publikationen so ist auch
diesem Galeriewerke ein begleitender Text von Pro-
fessor Adolf Vcnturi beigegeben: außer erläutern-
den, meist sehr anschaulichen Beschreibungen der
Gemälde, giebt er kurze Notizen über die Feststel-
lungen der neueren Kritik, eine wertvolle Beigabe
zu dem Galeriewerk selbst.

Auf einem ganz anderen, aber für die Ge-
schichte der niederländischen Malerei hochwichtigen
Gebiete bewegt sich die in diesen Tagen zur Aus-

1) Ad. Braun dk Co., Die Gemäldegalerie des Palazzo
Pitti, 192 Blatt in unveränderlichem Kohledruck, nebst er-
läuterndem Text von Prof. Ad. Venturi in Rom. — Die Ge-
mälde des Johannisspitals in Brügge, 21 Blatt desgleichen.

gäbe gelangte Sammlung aus dem Johannisspital
in Brügge. Hier finden sich die meisten sicheren
und datirten Werke Hans Memlings, eines der be-
gabtesten und auch für uns Moderne noch anziehen-
den Meister des 15. Jahrhunderts, in dem die alt-
flandrische Schule ihren letzten Höhepunkt erreichte.
Die beiden Triptychen von 1479, das mit der Ver-
lobung der heiligen Katharina und das noch bedeu-
tendere mit der Anbetung der Könige, der mit
Recht so berühmte Schrein der heiligen Ursula mit
seinen sechs reizenden Legendendarstellungen von
miniaturartiger Feinheit sind trefflich wiederge-
geben. Ebenso gut sind die Bildnisse von Martin
Nieuwenhove und der Tochter Moreels, der soge-
nannten Sibylla Sambetha. Eine äußerst dankens-
werte Zugabe zu der Publikation über das Johannis-
spital ist die vortreffliche Aufnahme eines noch
nicht genügend bekannten Hauptwerkes aus Michel
Angelo's Jugendzeit: der Madonna dei Moscheroni
in der Liebfrauenkirche zu Brügge.

Das wenige hier Gesagte wird genügen, um zu
beweisen, dass auch diese neuesten Veröffentlich-
ungen der Firma Braun sich würdig den vielen
früheren anreihen und das Kunstfreunden und For-
schern zur Verfügung stehende Studienmaterial in
willkommener Weise wieder bereichern.

C. RÜLAND.

KUNSTLITTERATUR.

Otto Rieth, Architelcturskizxen. 120 Handzeichnungen.
Berlin, 1891. G. Siemens. 4.
Schon beim ersten Durchsehen des elegant ausgestat-
teten Skizzenbuchs bekamen wir den Eindruck, dass das-
selbe von einem gerade für dieses Genre hochbegabten Manne
herrührt. Das frische, unmittelbare, oft phantastisch Skiz-
zenhafte macht den Wunsch rege, etwas genauer, als diese
Zeichnungen es gestatten, in die Gedankenwerkstatt des
Künstlers zu blicken. Das Ringen dieser kleinen Welt zum
Ausdruck zu bringen, hat auf den zehn Dutzend Blättern
gewiss nur eine schwache Verwirklichung gefunden. Wir
müssen dem Künstler die wilde Phantasie, die flüchtige Ner-
vosität in seiner Arbeit nachsehen, wenn wir uns auf seinen
Standpunkt stellen, den er in einem prägnant gehaltenen,
kurzen Vorwort kennzeichnet, so sehr wir den Wunsch nach
größerer Ausführlichkeit bei vielen Blättern empfinden. Rieth
erklärt uns, dass es eigentlich perspektivische Freihandzei-
chenübungen für seine eigene Person, die ohne alle Neben-
absicht entstanden, sind, die er hier gesammelt herausgiebt,
und zwar haben ihn besonders die Handzeichnungen italie-
nischer Architekten der Renaissance zu diesem Zweige der
Schulung, der leider fast ganz erstorben ist, gedrängt. Aber
nicht bloß die Architektur, auch die menschlichen Körper-
formen, die er gleich jenen Künstlern in dekorativer Weise
mit viel Glück allerorten plastisch und als Wandgemälde
in seinen phantasievollen Werken anbringt, beherrscht Rieth
in einem bei seinen Fachgenossen seltenen Grade. Von größ-
tem Interesse sind die Koukurrenzentwürfe für das Kaiser
 
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