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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Die amerikanischen Weltausstellungsbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0216

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Die amerikanischen Weltausstellungsbauten.

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rechter Trakte eine hübsche Gliederung, die durch
Eckpavillons und Risalite besonders mannigfaltig
wird. Uber der Vierung erhebt sich die obligate,
elegant gebaute Kuppel — das Ganze in frei be-
handelten Renaissanceformen und Proportionen. Ar-
chitekten des Baues sind W. IL Boyngton <& Co. in
Chicago. Die übrigen Baulichkeiten, das Elektrizitäts-
gebäude, der Maschinen- und Industriepalast (der zweite
auch mit Kuppel) prunken durch großartige Anlagen
von Säulenhallen, die als Vermittlungsgliederzwischen

375000 Dollars veranschlagte Gebäude stammt von
Van Brunt u. Howe in Kansas-City.

So großartig in der Anlage, so wenig originell
in Formen und Gedanken sind besonders die Ma-
schinen- und Agrikulturhalle. Den Titusbogen und
das Pantheon, den Porticus des letzteren für sich allein
an die Wand gestellt, sogar des alten Mausolus
Epitaphbedachung finden wir eingeschachtelt in den
beiden Bauten und den sie verbindenden Kolonnaden.
Überall sehen wir reichen plastischen Schmuck in

Die Elektrioitätshalle der Weltausstellung in Chicago.

den einzelnen Baulichkeiten auftreten. Das von schiff-
baren großen Kanälen durchfurchte Terrain der Aus-
stellung, das übrigens durch reichen Schmuck grünen-
der Sträucher und Blumen auf das angenehmste be-
lebt wird, ist mit der Architektur entsprechenden
vornehmen Brücken und Quaibauten reich ausge-
stattet und wird ein überraschend schönes Bild ge-
währen: venezianische Motive in Kunst und Natur,
flinke Gondeln auf den Wassern, Brücken über den-
selben,Kuppeln,Kolonnaden,Campaniles,Riesentreppen
und Balustraden.

Das Elektrizitätsgebäude, ein vertikal durch Türme
und Kuppeln vielfach gegliederter Komplex, reich
mit Halbsäulen, Pilastern, Archivolten und Gesimsen
ausgestattet, zeigt in einer riesigen Apside auf hohem
Postamente die Kolossalstatue Franklins. Das mit

Giebelfeldern als Reliefs und als ganze Figuren in
Bekrönungen, als Träger der Gesimsverkröpfungen
etc. etc. Diese Opulenz der Ausstattung ist aller-
dings nur eine Folge des Uberflusses an materiellen
Mitteln, die nirgends mangeln; die Maschinenhalle
allein ist auf 1200000 Dollars veranschlagt. Die
Pläne rühren von Peabody und Stearns in Boston her.

Die Bundesregierung hat das Nationalmuseum
in Washington in getreuer Kopie um 300000 Dollars
errichten lassen. Was uns aber besonders interessirt,
ist die mit einem Kostenaufwande von 600000 Dollars
zu erbauende Kunsthalle, zu deren Ausfüllung be-
sonders französische und niederländische Galerien
angemeldet sind. — Mitten im See soll eine aus fünf
Pavillons (von denen der mittlere 55 m hoch an-
steigt) bestehende Konzerthalle errichtet werden. —
 
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