Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

DOI article:
Rosenberg, Adolf: Die akademische Kunstausstellung in Berlin, [1]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0225

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
438

beeinflussten Wirkung sind auch das Reiterstandbild
Kaiser Wilhelms I. für das Kyffhäuserdenkmal von
E. Hundrieser, das Reiterstandbild des großen Kaisers
nebst den Sockelfiguren des Sieges und des Friedens
für Elberfeld von Cr. Eberlein, das Reiterstandbild
desselben für Siegen in Westfalen von Friedrich
Beusch in Königsberg und das Denkmal der Kaiser
Wilhelm L und Friedrich III. für Angermünde von
Albert Manthe erfüllt, die zu den hervorragendsten
Schöpfungen der an Monumentalwerken ungewöhn-
lich reichen Ausstellung gehören.

ADOLF HOSENBERG.

DIE VERSTEIGERUNG DER HABICHSCHEN

SAMMLUNG,

welche unter der sachkundigen Leitung der Herren
Heinr. Lempertz jun. (Köln) in Firma J. M. Ileberle
(H. Lempertz Söhne) und Josef Th. Schall (Berlin)
am 9. und 10. Mai zu Kassel stattgefunden, ge-
staltete sich in mancherlei Beziehungen zu einem
Ereignis ungewöhnlicher Art.

Schon der aus Schalls Feder stammende, auf
vollkommen wissenschaftlicher Grundlage mit größ-
tem Fleiße angefertigte Katalog nebst Vorwort ließ
an Gewissenhaftigkeit der Bilderbeschreibung, kri-
tischen Bemerkungen und litterarischen Quellenan-
gaben und in gleichem Maße an der Eleganz einer
auch äußerlich splendiden Ausstattung nichts zu
wünschen übrig, und wir begrüßen in ihm eine neue
Erscheinung, wie solche für die Zwecke einer Auk-
tion weder bei uns, noch sonst wo in gleicher Weise
jemals an die Öffentlichkeit getreten ist. Auch an
Illustrationen war nicht gegeizt, wir zählen eine
geistvolle Radirung von Professor W. Unger, vier
Heliogravüren von Fr. Hanfstaengl (München), welche
übrigens sämtlich unserer Zeitschrift vor einiger Zeit
beigegeben waren, und 40 Lichtdrucke von Kühlen
(Gladbach), fast alles Reproduktionen, welche den
Wert des Katalogs erhöhen und ihn zu einem er-
freulichen Nachschlagewerk von nicht zu unter-
schätzender Bedeutung machen.

Nachdem sie zwölf Jahre hindurch der Gast der
königlichen Gemäldegalerie zu Kassel gewesen, kam
diese, gerade an kunstgeschichtlichen Raritäten über-
aus reiche Sammlung aus Altersrücksichten ihres Be-
sitzers zur öffentlichen Versteigerung, nachdem etwa
17 Gemälde durch die aus der königlichen Privat-
schatulle Sr. Majestät des Kaisers allergnädigst be-
willigten Mittel in den Besitz der königlichen Galerie
Kassel und 13 Gemälde in den der königlichen Na-

tional- Gallery zu London durch freihändigen Verkauf
im voraus gelangt waren.

War nun das Interesse schon an der zum Zwecke
der Vorbesichtigung mit vielem Geschmack arran-
girten Ausstellung ein allgemeines, besonders seitens
des distinguirten Kasseler Publikums, so erwies
die Versteigerung selbst ihre Anziehungskraft in
erhöhtem Maße, und unter den Anwesenden sah man
vornehmlich Museumsvorstände und Kunstliebhaber
des In- und Auslandes zahlreich vertreten. Und so
konnte es denn nicht fehlen, dass die Gemälde fast
durchweg in bedeutenderen öffentlichen und privaten
Sammlungen ihre neuen Besitzer fanden, eine That-
sache, die Herrn Habich, der sich aufrichtig schweren
Herzens von seinen Bildern getrennt, zu einer wahren
Genugthuung um so mehr gereichen darf, als ihm
die Auflösung seiner Sammlung von gewisser Seite
außerordentlich verdacht und zu allerlei Intriguen
unverdienter Art benutzt worden war.

Zu den oben erwähnten 17 Bildern sind für die
Kasseler Galerie durch Ersteigerung aus Museums-
mitteln noch hinzugekommen: Nr. 1 der seltene Meister
Ulrich Äpt 429 M., Nr. 58 Gainsborough 566 M. und
Nr. 88 Lastmanns Hauptwerk „Urteil des Midas"
2090 M., während Herr Habich die Nr. 5 Hans Bai-
dung „Herkules und Antaeus" (2200 M.), Nr. 70
de Orebbers „Gastmahl des Königs Belsazar" (1375 M.)
und Nr. 147 üitenbroeck „Urteil des Paris" (990 M.)
ankaufen und diese interessanten Werke unter dem
Beifall der Anwesenden der königlichen Galerie zu
Kassel als Geschenk überweisen ließ, so dass der
letzteren im ganzen 23 Stücke der Kollektion Habich
definitiv verbleiben.

Die Auktion selbst verlief sehr animirt, für ein-
zelne Gemälde wurden ziemlich geringe, für andere
wieder sehr hohe Preise erzielt. Die in Deutschland
neue Gepflogenheit, die Bilder durch einen Spezial-
experten mit ihrem Minimaltaxwert aussetzen zu
lassen, hat sich bei dieser Gelegenheit durchaus be-
währt, und es wäre wünschenswert, dieses Verfahren
für die Zukunft beibehalten zu sehen.

Unter den Hauptkäufern trat in erster Linie
Professor Dr. Woermann, der Direktor der Dresdener
Galerie, hervor, welcher für die letztere die Nr. 41
J. A. Ducks „Musikalische Unterhaltung" (2755 M.),
Nr. 42 v. d. Eeckhouts vortreffliches Werk „Jakobs
Traum" (2134 M.) und für Konsul Weber (Ham-
burg) folgende Gemälde erstand: Nr. 4 Hans Bai-
dungs „Madonna" — ein trefflich erhaltenes, sehr
charakteristisches und schön signirtes Werk —
(1452 M.), Nr. 12 Pieter de Bloot „Das Schweine-
 
Annotationen