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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Eine seltsame Nachricht aus Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0239

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBEE:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN
Heugasse 58.

KÖLN
Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang.

1891/92.

Nr. 27. 2. Juni.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst B3 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

EINE SELTSAME NACHRICHT AUS
DÜSSELDORF.

In deutschen Blättern finden wir die Notiz, dass
der bekannte Dichter und Dramaturg, Dr. Heinrich
Bulthaupt, Stadtbibliothekar in Bremen, von der
preußischen Regierung einen Ruf als Professor der
Litteratur und Ästhetik an die Düsseldorfer Kunst-
akademie erhalten hat. zumal Herr Dr. Bulthaupt,
wie wir erfahren, inzwischen abgelehnt hat, was die
principielle Frage nicht berührt. Denn es besteht
nach wie vor die Absicht die Kunstgeschichte in
Düsseldorf zu eliminiren. Es handelt sich dabei um
nichts Geringeres, als dass man den Lehrstuhl für
Kunstgeschichte und Litteratur (mit zwei wöchent-
lichen Vorträgen über Kunstgeschichte und einem
über Litteratur) an der Düsseldorfer Akademie auf-
heben und an Stelle der kunstgeschichtlichen Vor-
träge solche über Ästhetik setzen will.

Wir lassen die persönliche Seite der Ange-
legenheit hier ganz außer acht. Von sonstigen in-
dividuellen und lokalen Sonderstandpunkten soll
gleichfalls nicht die Rede sein. Das Interesse, welches
für uns in Frage steht, ist ein allgemeines: es betrifft
die Stellung der Kunstgeschichte innerhalb der Bil-
dungsfächer unserer künstlerischen Jugend. Diese
darf nach unserer Überzeugung nicht gefährdet werden,
wenn man die Künstlerschaft selbst und ihre Zukunft
nicht aufs empfindlichste schädigen will.

Bekanntlich hat sich die moderne Kunstge-
schichte im Laufe unseres Jahrhunderts an den Hoch-
schulen wissenschaftlichen Charakters (Universitäten
und polytechnischen Instituten) als besondere Diszi-
plin zur Gleichberechtigung emporgearbeitet. Zier-

den der Wissenschaft, Männer von hoher Begabung
als Forscher wie als Lehrer, sind im Besitze dieser
vielumworbeDen Lehrstühle; nicht nur die speziellen
Jünger des Fachs, auch zahlreiche Studirende aus
andern Fakultäten pflegen gern kunstgeschichtliche
Kollegia zu besuchen, in der richtigen Erkenntnis,
dass die Vertrautheit mit den großen Meistern der
Kunst und mit deren Schöpfungen ihnen für ihre
allgemeine Bildung ebenso unentbehrlich ist wie das
Studium der Geschichte und der Litteratur.

Und gerade für junge Künstler sollte die Kennt-
nis der Geschichte ihres Berufszweiges überflüssig
sein? Wir können uns keine absurdere Behauptung
denken! Die Geschichte der Kunst als allgemeine
historische Wissenschaft hat sich ja gerade an den
Akademieen, den Hochschulen der Kunst, herausge-
bildet. Ihre ersten Vertreter, ein Felibien, Monier
und andere wirkten an der Pariser Akademie. Und
wie zu ihrer Zeit, in der Epoche Ludwigs XIV., so
hat man auch in unsern Tagen an allen großen,
tonangebenden Kunstschulen des In- und Auslandes
ausgezeichnete Repräsentanten der Kunstgeschichte
zu gewinnen verstanden, welche diesen für jeden
Künstler unerlässlichen Studienzweig kultiviren.

Es ist selbstverständlich, dass die dabei befolgte
Methode nicht die des Archäologen oder des kunst-
gelehrten Spezialisten sein darf. Auf die allge-
meine Ubersicht des Faches in großen Zügen, auf
eine lichtvolle Darstellung der Hauptstile, der bahn-
brechenden Erscheinungen kommt es an. In wenigen
wöchentlichen Stunden muss der Kursus absolvirt,
reiche Anschauung mit dem Vortrage verbunden
werden. Dazu kann dann auch eine kurze Ein-
führungin die Philosophie und die Theorie der Künste
 
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