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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Kutas.: Die achte Ausstellung der Union centrale des Arts décoratifs in Paris, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0078

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Die achte Ausstellung der Iluion osntrals äss ^.rts äseoratiks" in Paris.

Einen diel wichtigercn Teil der Ausstellung
bildcte das Glas, daruntcr eine ans Uber
2000 Stücken bestehende Sainmlung antiker
Glüser von Lucien Grsau, die wunderbar
vollständig alleGattungen repräsentirten, nament-
lich die an geschnittenen wie auch an eingeschliffe-
nen Figuren reichen Schalen nnd Gefäße und
die Mosaiken wiirden jedem Mnseum zur Ehre
gereichen. Venezianer Glas und geschliffenes
böhmisches fanden wir in einigen Exemplarcn.

immerhin glänzten S. Bing mit einzig schönen,
von wahrer künstlerischer Jnspirativn dnrch-
drnngenen und technisch vollendeten kleinen
Vasen; Ph. Burty mit natnralistisch krästigen
Steinzeugfignren und Tieren. Daran reihte sich
eine reiche Sammlnng nach europäischen Mustern
und für Europa gearbeitetcr chinesischer Service-
gegenstände, wobei die verunstalteten Stiche des
18. Jahrhunderts gleichsam die Kraft der
chincsischen Jndividualität veranschaulichten, die


Fig. s. Wmdbekleidung aus Faieuce-Flics-N. Ältere persische Arbeit. lSauimttmg Mactct.)

Eine ziemliche Reihc Limvusiner Emails, ein
kleines Diptychon mit älrmit krnnslusiäo sur
ba88s-kg.ills ans dem 15. Jahrhnndert (Sir
Nichard Wallace) und die großen Bildnisse
Heinrichs II. und Katharina's von Medicis, fiir
die Barvn Seilliöre schon 400000 Francs ge-
bvten wurden (Fig. 1), schlvssen tvürdig diesen
Teil der Ausstellung.
Den eigentlichen Kern bildeten jedvch die
Thvnarbeitcn, nicht nnr dcr Zahl, sondcrn
auch der Qualität wegen.
Der große Mittelsaal barg eine bedeutcnde
Menge chinesischen und japanischen Porzellans,
Faience und Steinzcng. Mit den hentigen
Kenntnissen ostasiatischen Knnstgewerbes, mit
dem vorhandenen riesigen Material ist auch
der Maßstab der Beurteilung gestiegen, dvch

trotz ihrer staunenswerten Begabung und Hand-
fertigkeit ein ihrem Charakter frcmdes Mvdell
getreu nicht nachzuäffen Vermvchte, ohnc etwas
auch vvn ihren Eigenheiten hinzuzusetzen. Es
würde nicht schaden, wenn unsere Kiinstge-
werbetreibenden auch ein klein wenig dieser
Sprödigkeit besäßen und weniger gelenk in
der Reproduktion von aller Herren Länder ent-
nvmmenen Motiven und Formen wären. So
manches künstindustrielle Ungetüm würde uns
erspart bleiben! Arabische und persische Fliesen
(Fig. 2), einige Gefäße mit Lüstre aus Spanien
und einige romanische Fliesen aus den sranzö-
sischen Kirchen führen uns zur französischen Re-
naissance und den höchst interessantcn glasirten
Thonwaren des 16—18. Jahrhunderts hinüber.
Vicle Ornamente, die Art und Weise der
 
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