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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — 1.1885

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Ewerbeck, Franz: Studien zur Geschichte der Frührenaissance in Holland und Belgien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3679#0196

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Von Franz Ewerbeck,

181

Orlcans und anderen franzosischen Orten vor, was sich leicht
daher erklärt, weil der Architekt des Palastes aus einer sran-
zösischen Provinz stammte. Besonders reizvoll sind einige Hau-
stein-Details der Fassade (s. Fig. 3).
Das Denkmal von Guillaume de Croy (Erzbischof von
Toledo, Primas von Spanien, 's 1521) in der Kapuzinerkirche
zu Enghien, ist eines der größten Marmormonumente Belgiens.
Ehemals in einer Kapelle zu Löwen befindlich, schließt es sich
in seiner Gesamtkomposition den Typen der italienischen Wand-
nischengräber an: zwei über einander sich aufbauende Nischen, von
denen die untere ehemals den (jetzt leider durch Malerei ersetzten)
Sarkophag mit der liegcnden Figur des Erzbischofs enthielt, von
einer außerordentlich reichen und edel detaillirten Architektur ein-
gerahmt. Von der Art der Behandlung des Ornaments mng
der in Fig. 4 u. 5 mitgeteilte Säulenstuhl, sowie das mit Widder-
köpfen ausgestattete Säulenkapitäl eine Vorstellung geben. Hier
treten schon einige für die niederländische Ornamentation charak-
teristische Merkmale auf: die spitzauslaufende, dreieckige Blatt-
fvrm niit ihren weichen Buckeln, die von spiralförmigen Ranken
umschlossenen, überaus plastisch modellirten Fruchtbüschel und die
Verwendung der Widderköpfe am Kapitäl, welche letztcre sich auch
in ähnlicher Weise an der Windfangthüre zu Audenarde und
am Chorgestühl zn Dvrtrecht vorfinden. Eine Menge trefflich
gearbeiteter, kleiner geflügelter Putten und sonstiger Figuren be-
leben die Füllungsflächen. Dieses Werk verdiente es in hohem
Grade, in allen seinen Teilen abgeformt oder aufgenoinmen zu
werden. Leider wird die Erlaubnis zum Kopiren nur unter einer
sehr erschwerenden Bedingung erteilt.
Als ein besonders großartiges Werk ist ferner der Altar-
aufsatz der Kirche zu Hall anzuführen, welche als Wallfahrts-
kirche durch Pilger von nah und fern stark besucht wird. Ein über
6 Meter hohes Marnior- resp. Alabasterwerk vvn crstaunlichem
Neichtum. (Vergl. d. Tafel.) Jn den beiden unteren, durch reich
gegliederte Gesimsstreifen von einander getrennten Etagen des
Aufbaues sind in kreisförmigen Medaillons die meisterhaft ge-
arbeiteten Darstellungen der sieben Sakramente enthalten, auf
den Ecken vier Kirchenväter. Hierauf setzt sich ein turmartiger
Aufbau in drei Etagen, deren obere beide im Grundriß kreis-
förmig niit vorgelegtcn Kandelabersäulchen sich gestalten.
Jn der Flachbogennische der unteren Etage St. Martin mit
dem Schwerte seinen Mantel zerteilend und dcssen eine Hälfte
einem auf Krücken hinkenden Bettler schcnkend. Am Sockel dieser
Reiterstatue lesen wir:
Jn der Mittc:
VL (lli.^08 1533. x088L1V8 OVIVOIVbil'. 08
OL8VL. VH.OL. VL IlVVbX. UL88IR. HV01V2V11 vs 108M0.
rechts: links:
I/LEIMLVR 1MXX NOXL
HI. VLIOLOL8L VI1 IM1VLVI!. N^I81KL
^K1I81I,1LI>K.
Weun man diese Jnschrift auf das ganze Kunstwcrk beziehen
^cwf, so wurde dasselbe demnach von cinem niederländischen
Kiinstler im Jahre 1533 angefcrtigt. Seitlich von dieser






ch!!>'!hiI>!s'VO

Fig. 8. AUaraufsatz der Kirche zu Hal.
Dctail eincS PilastcrS auS Alabaster.
 
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