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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0064

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GERTRUD FRENZEL, BERLIN
oben links: Kissen, Stickerei in weißer Wolle auf Tuch
unten links: Taftkissen, Durchbrucharbeit in schwarzer
Seide, gelb unterlegt; rechts: Schürze mit Wollstickerei

zerstörenden Behandlung des Themas erreichte, ist eine
nicht einmal voll befriedigende eklektische Kulisse zum
Holstentor, mit Spitzbögen, Kolonnaden, gotischen Giebeln
(in die seitlich Oberlichte eingeschnitten sind!). Diese Art
von Denkmalschutz und städtebaulicher Lösung hat aber
das Preisgericht so begeistert, daß es den äthetisch höchst
bedenklichen Vorschlag daran knüpfte, das Holstentor —
abzutragen und auf erhöhtem Erdreich wieder aufzubauen,
wobei nicht etwa die Baufälligkeit, von der gar keine Rede
ist, bestimmt war, sondern allein der Gedanke der male-
risch-romantischen Einheit. Peter Behrens brachte zunächst
durch Ansetzen eines Flügels an das alte, dem Holstentor
gegenüberstehende Bahnhofsgebäude dieses zu jenem in
eine Achse, von deren Mittelpunkt er nun rechtwicklig die
Achse zu seinem Volkshause entnahm. Er gestaltete da-
mit den großen, seitlich von der verkehrsreichen Holsten-
straße durchzogenen Platz organisch und gewann gleich-
zeitig die Möglichkeit einer axialen und monumentalen
Grundrißlösung des Gebäudes. In seinem Entwurf ist der
Geist der Aufgabe für ihre Lösung bestimmend gewesen.
Im Erläuterungsbericht bezeichnet er es als von prinzipieller
Bedeutung, »daß ein Gebäude, wie das Volkshaus, bei

seiner ausgesprochenen Eigenart als Baudenkmal einen
nach eigener Gesetzmäßigkeit organischen Baukörper dar-
stellt, und nicht nur als ein Nutzbau dem Zweck entspricht,
zugunsten einer malerisch interessanten Platzbildung eine
Ecke auszufüllen«. So ist bei Behrens das Volkshaus als
ein »Baudenkmal« unserer Zeit mit Tuaillons, ihm wesens-
verwandten Reiterstandbild des alten Kaisers davor, der
Hauptpunkt, um den sich das übrige orientiert. Die äußere
Gestalt des Gebäudes ist ruhig und streng, im besten Sinne
monumental, ohne das Holstentor in seiner Eigenwirkung
zu bedrängen, wohl aber ihm seine bestimmte Aufgabe
in der Platzbildung anweisend. Das Innere des Behrens-
schen Volkshauses würde dem Äußeren entsprechen. Ein
einziger, auch in der Fassade als Mittelpunkt deutlich be-
tonter Eingang nimmt alle Besucher auf. Durch einen
geräumigen Vorplatz gelangt man in eine 19 mal 24 Meter
große, durch zwei Geschosse gehende festliche Halle mit
Oberlicht. Von hier führen zu beiden Seiten breite Monu-
mentaltreppen zum Wandelgang des Obergeschosses. Neben
dieser Haupthalle gruppieren sich unten links und rechts
die Bibliothek und die Leseräume; im Hintergründe, in
der Achse des Einganges liegen die gemeinsamen Garde-
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