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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Wallsee, H. E.: Die neue Kunstgewerbeschule in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0070

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hält die Zeichensäle der Tischlerklassen und die Werk-
stätten für Handfertigkeit, nämlich für Papparbeit,
Flechten, Weben, Holzarbeit und Bootbau. Er trägt
auf seiner Terrasse die Pflanzenhäuser, welche einen
gedeckten mit Aquarien und Terrarien ausgestatteten
Zeichensaal umschließen, der zusammen mit der da-
vorliegenden Terrasse Studien in völlig freier Beleuch-
tung ermöglicht. Im Erdgeschoß folgen die Räume
für die Tischlerei, mit großem Maschinenraum und
allen für die Holzbehandlung nötigen Nebenräumen
sowie die Werkstatt für Holzbildhauer. Das erste
Obergeschoß dient dem Druckereibetrieb nebst einer
Werkstatt für Gravieren und einer Zeichenklasse. Dann
folgen im zweiten Obergeschoß die Goldschmiede-
werkstätten mit Räumen für Emaille- und Hammer-
arbeit; sie nehmen nicht das ganze Geschoß ein, so
daß sich noch ein großer Abendaktsaal von ca. 9:18 m
mit Bad gewinnen ließ. Im Dach endlich sind die
Ateliers und Werkräume für Photographie und Repro-
duktionstechnik eingebaut. An dem nach der Seite
des Spielplatzes gelegenen Hof gliedert sich allen
diesen Arbeitsräumen noch ein kleines Tierhaus an,
das so angelegt ist, daß man größere Tiere entweder
in einem glasüberdeckten Hause oder auf freiem Hofe
studieren kann. Für kleine Tiere sind eigene, erker-
artige Käfigausbauten am Gange des Verbindungstraktes

angebracht, so daß sie in ihrem Treiben ständig be-
obachtet werden können. Für Geflügel verschiedenster
Art sind an der den Hof umschließenden Mauer Unter-
kunftshäuschen mit Auslauf geschaffen worden.
Wie schon aus dieser gedrängten Aufzählung zu
ersehen, war Baudirektor Professor Schumacher vor
eine Aufgabe gestellt, deren Lösung dadurch an Ge-
wicht zunahm, daß es sich hier um einen Neutypus
handelte, für den es an einem Vorbild fehlte. Professor
Schumacher hat die Aufgabe so glücklich gelöst, daß
der aus mattroten Rennberger Ziegeln aufgeführte Bau
schon in seiner äußeren, das Auge erfreuenden Form
als eine Verbindung wirkt von hoher Kunst und einer,
auf das Notwendige gerichteten gesunden Realität,
also gleichsam als eine erste, verheißungsvolle Er-
füllung der Bedingungen, unter denen die Schule
selbst als Erziehungsstätte ins Leben eintritt.
Im Augustheft 1912 des »Kunstgewerbeblattes« hat
der Herausgeber Nachteil und Gewinn gegeneinander
gehalten, die für den freien Künstler daraus hervor-
gehen können, daß »unter dem Anwachsen der Zahl
von anständig ausgebildeten Handwerkern und Werk-
meistern der mittleren Linie die Künstler leicht für über-
flüssig gehalten und fast ganz auf die indirekte Be-
einflussung (als Kunstgewerbelehrer) beschränkt werden
könnten«. In Weiterentwicklung dieses Gedankens
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