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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Pichler, Rudolf: Orientalische Teppichausstellung in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0076

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ORIENTALISCHE TEPPICHAUSSTELLUNG IN BERLIN
VON RUDOLF PICHLER

ALS eine höchst erfreuliche Erscheinung, im großem
Gegensatz zu den vielen »fliegenden« Ausstellungen
letzter Zeit stehend, ist die unlängst im Archi-
tektenhaus Wilhelmstraße veranstaltete Ausstellung
orientalischer Teppiche zu begrüßen, die in ihrer Gesamt-
erscheinung und in Güte der beigebrachten Stücke eine
hervorragende und wohlzubeachtende Leistung bekundet.
Ein recht großer Teil des in Betracht kommenden Her-
stellungsgebietes ist hier vertreten: Vorder- und Mittel-
Asien und Anatolien, Syrien, Kaukasus, Kurdistan; Persien
mit Turkestan, Afghanistan, Bochara. Speziell Persien mit
seinen vielen webenden und wirkenden kurdischen und
turkmenischen Nomadenvölkern, die Orte Täbris, Mesched,
Herat, Uschak, Kula, Irak, Gyordes, Kirwan, Jeszd u. a.
sind mit zum Teil hervorragenden Stücken vertreten. Die
große Wertschätzung, die man hervorragend orientalischen
Teppichen, besonders den alten, entgegenbringt, und die
sich von seiten des kunstkennenden Publikums mehr und
mehr steigert, ist in erster Linie auf das hohe Interesse der
Kunstforscher und Altertumshändler zurückzuführen. Männer
wie Bode, Lessing, Robinson, Birdwood, Karabacek, Riegl
u. a. haben durch hervorragende wissenschaftliche For-
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schung den Grundstein gelegt für unsere heutige Kenntnis
orientalischer Teppichknüpfereien und -Webereien. Groß-
zügige Ausstellungen, wie die des k. k. Handelsmuseums in
Wien (1891), auch die Münchner Ausstellung muhamedani-
scher Kunst haben das Interesse weitester Kreise auf den
Wert orientalischer Teppiche hingewiesen.
Die antike Abteilung der Ausstellung bringt eine statt-
liche Anzahl hervorragender Teppiche, so einen Altperser-
teppich des 17. Jahrhunderts, der — wie alle andern hier
ausgestellten — bei bester Raumfüllung die typischen alt-
persischen Motive bringt: stilisierte Kranzpalmette, Zentral-
motiv, Kryptogramm, vegetabilisches Motiv mit oblongem
Zentralkern, die hakenberänderte Raute u. a. Der Grund
zeigt ein warmes Indischrot, als Abschlußkante nur die
Dreiblattbordüre in weiß auf dunkelblau mit rotem Kontur.
Unter diesem hängt ein alter Kuba in schönster Form-
füllung und warmem Kolorit. Ein weiterer Kuba in läng-
licher Form, hauptsächlich aus Rosettenmotiven gebildet.
Besondere Beachtung verdient ein Uschak mit streng
archaistischer Zeichnung, einer sich in den Eckstücken und
der Borde wiederholenden S-Form, die, teils liegend, teils
stehend, der Zeichnung eines Drachenmotives ähnelt. In der
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