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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Schulze, Otto: Die Arbeiten des Bildhauers Hermann Fauser - Iserlohn
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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0143

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der Metallkünste in Geräten und Schmuckdingen ge-
sprochen wird, muß Fausers Wirken mit Fug und
Recht mit an erster Stelle genannt werden. Seine
Art hebt sich weit über das Mittelmaß vieler Kollegen

hinaus. Diesen muß allerdings zugute gehalten werden,
daß sie vielfach im Frondienst des Marktes arbeiten.
Fauser blieb davon verschont.
Prof. OTTO SCHULZE-Elberfeld.

KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

AUSSTELLUNGEN
Höhr im Westerwald. Die Industrie- und Hand-
werksausstellung. Es ist immer ein Genuß, an den Stätten
derSteinzeugerzeugungim Kannenbäckerländchenzu weilen;
und ich tue das eigentlich seit geraumer Zeit alljährlich.
Nicht nur guten Freunden zu Liebe, die mit dem Stein-
zeug auf Du und Du stehen, sondern im Zusammenhänge
mit ihrem engeren Anteil, den sie mit diesem edlen Zweig
der Keramik, der Töpferkunst haben, und meiner persön-
lichen Neigung zur selben Kunst ist mein häufigeres Ver-
weilen dort begründet. Einer eigentlichen Ausstellung
hätte es nun allerdings nicht bedurft, um zu zeigen, was
Höhr zu leisten vermag. Die Einheimischen wissen das
und die Geschäftsfreunde auch; nicht allein durch Ver-
mittlung der Leipziger Messe, sondern ebenfalls durch Be-
suche an Ort und Stelle, denn wohl jede größere Töpferei
in Höhr und dem enganschließenden Grenzhausen, für
einzelne Betriebe mag das Wort Fabrik angebrachter sein,
unterhält stets ein gut zusammengestelltes Musterlager ihrer
Erzeugnisse.
Aber interessant ist es doch, einmal das Mögliche und
auch Unmögliche dieser nebeneinander in so scharfem ge-
schäftsklugen und stark mit Kunst- und Musterdrang durch-
setzten Wettbewerb ringenden Betriebe in einer lokalen
Ausstellung friedlich beisammen zu sehen. Das Ausstel-
lungsgewand ist nur die Einkleidung der streitenden Brüder,
die irgendwo draußen die harmonischsten Menschen sind.
Mir scheint es, als sei diese Ausstellungsveranstaltung
in erster Linie eine feinsinnige Huldigung an den nach
34 jähriger erfolgreichster Tätigkeit aus seinem Amte schei-
denden Direktor der Königlichen keramischen Fachschule
zu Höhr, Herrn Bildhauer H. Meister, gewesen. Denn der
Kern der Ausstellung war die Beteiligung der Steinzeug-
industrie, an deren Emporblühen Direktor Meister mit
seinem so vorzüglichen Lehrerstabe einen ganz hervor-
ragenden Anteil hat. Was dem Ausstellungsunternehmen
an Handwerksdingen von Gesellen- und Meisterstücken
und aus dem täglichen Leben heraus angehangen war,
blieb im Rahmen des ländlichen Handwerks. Es lohnt
sich nicht, etwas davon herauszuheben.
Es war Ehrenpflicht der Industrie wie der Königlichen
keramischen Fachschule, die jetzt unter der kommissarischen
Leitung von Dr. Eduard Berdel seht, das Ineinanderspielen
ihrer Kräfte einmal weiteren Kreisen zu zeigen. Die Ein-
geweihten wissen von diesem notwendigen und vernünf-
tigen Aufeinander-Angewiesen-sein, denn die Schule bildet
die gegebene Durchgangsstation der der Industrie zuzu-
führenden neuen Kräfte, aber auch eine Anregungs- und
Belehrungs-, also eine Weiterbildungsstätte für die Fabri-
kanten selbst. Das kam auch so recht bei dem Neben-
einander von Industrie und Schule zur Erscheinung; die
außerordentliche Nützlichkeit des Zusammenwirkens trat
überzeugend und glänzend hervor.
So war auch wohl der Schule absichtlich der Ehren-
platz eingeräumt worden, und umfänglich wie auch in der

Anordnung geschmacklich war sie der Sammelpunkt der
verhältnismäßig kleinen Ausstellung. Es war wohl die
beste und sorgfältigste Auslese aus allen Abteilungen, die
die Schule jemals bei einem öffentlichen Auftreten getroffen
hatte. Sie bot ohne Ausnahme Mustergültiges in tech-
nischer wie geschmacklicher Hinsicht mit hoher künstleri-
scher Steigerung in figuralen und ornamentalen Lösungen.
Die Material- bezw. Dekorgruppen waren unterschiedlich
angeordnet, sie umfaßten in der Hauptsache: Steinzeug
mit Salzglasur in grau und braun, Steinzeug mit Unter-
glasurdekor, Steinzeug mit Kunstglasuren, Feinsteinzeug
mit Kristall- und Lüsterglasuren, Hart- und Weichporzellan-
erzeugnisse, Steingut- und Majolikawaren und sogenanntes
Töpfergut. Wir ersehen daraus, daß das Arbeitsgebiet der
Schule jetzt eigentlich die gesamte Keramik umfaßt und die
Möglichkeiten bietet, die örtliche Industrie wesentlich zu
bereichern. Zwischen beiden Faktoren muß eine ideelle
Konkurrenz bestehen bleiben in ständigen Besserungsver-
suchen und Ausproben technischer Neuheiten. Dann wird
es nicht ausbleiben, daß Industrie und Schule immer mehr
in ihrer gemeinsamen Arbeit den Gedanken des Deutschen
Werkbundes verwirklichen helfen auch in ihrem Teil. Es
ist sehr lehrreich, hierbei feststellen zu können, daß auch
die keramische Fachschule neueren Anregungen in bezug
auf Baukeramik gefolgt ist. So hat sie einen bemerkens-
werten freistehenden Brunnen, dann Wasserspeier, Bau-
füllungen und dergleichen in Steinzeugausführung ausge-
stellt. Schon früher hat die Industrie außer Gefäßen und
Tonpfeifen Architekturteile gefertigt, und neuerdings nimmt
sie wieder lebhafteren Anteil an den Schmuckaufgaben der
Baukunst, wie das das Keramikhaus in Essen-Ruhr zeigt.
Auch die Ausstellung enthielt einen alten Taufstein aus
blaugrauem Steinzeug, 1821 von Jakob Klauer in Höhr ge-
fertigt. Etwas wehmütig in Erinnerung an alte Töpfer
stimmte auch der Nachlaß des 1907 verstorbenen Peter
Dümler, der der Höhrer Neurenaissance ein tüchtiger För-
derer war. Sein Riesenkrug von fast 90 cm, um 1885 ent-
standen, gilt heute noch als tüchtige Leitung. Die Firma
selbst, Dümler <& Breiden-Höhr, arbeitet wesentlich in seinem
Geiste. Es ist historische Entwicklung darin, und ein nas-
sauischer Sternkrug zählt in dieser Beziehung zu den feinsten
Stücken.
Neuzeitlich und fortschrittlich an der Spitze der dor-
tigen Industrie stehen die Steinzeugwerke Höhr-Orenzhausen
G. m. b. H. in Höhr. Sie hatten in der Ausstellung selbst
zwar nur eine kleine Auslese neuerer Gefäße, namentlich
Krüge, Bowlen und Vasen ausgestellt, aber gleichzeitig in
einem Saal des Hotel Müllenbach ihre ständige Muster-
ausstellung den Ausstellungsbesuchern vermittelt, die die
führende Stellung dieser Firma in der dortigen Industrie
mit fühlbarer Überlegenheit dartat.
Und aus dieser Stellung heraus erwächst den übrigen
Töpferfirmen eine ständige Mahnung und anspornender
Antrieb beizubleiben und ihren Erzeugnissen gleichfalls
eine technisch wie künstlerisch gleich hohe Vollkommen-
heit zu geben. Es freute mich sehr, dieses Ergebnis auch

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