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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0147

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Regierungsbezirk Erfurt) helfen. Sie will den Sinn für Güte
im Material, Ausführung und Form heben, der Vergeudung
von kostbarer Arbeitskraft und wertvollem Material steuern
helfen, und die handwerkliche Leistung auf die Höhe
bringen, daß sie neben den besten Arbeiten vergangener
Zeiten und vor dem Urteil der Mit- und Nachwelt bestehen
kann. Das Programm umfaßt u. a. folgende Punkte: Garten-
und Friedhofskunst, Denkmäler und Grabsteine, Kirchliche
Kunst, Wohnungsausstattung, Schmückende Malerei und
Plastik, Keramik, Schilder- und Reklamewesen, Buchgewerbe,
Weberei und weibliche Handarbeiten, Andenken und Spiel-
zeug, konstruktive und dekorative Metallarbeiten. Vor-
sitzender: Architekt G. Söhlemann, Lehrer an der Kunst-
gewerbeschule in Erfurt. Mitglieder sind bewährte Künstler
und Kunsthandwerker.
Berlin. Für den Wettbewerb um Entwürfe zu Klein-
möbeln, den der »Verein für Deutsches Kunstgewerbe zu
Berlin« auf Anregung seines Mitgliedes, Herrn Carl Jacob
in Berlin erlassen hat, sind 1586 Wettarbeiten eingegangen.
Das Preisgericht hat je einen ersten Preis von 400 Mark
dem Architekten Erich Knüppelholz in Berlin-Friedenau,
je einen zweiten Preis von 200 Mark dem Architekten
W. von Nessen in Neukölln, dem Kunstgewerbezeichner
Wilhelm Kienzle in München und dem Architekten Paul
Buhrow in Berlin, je einen dritten Preis von 100 Mark dem
Kunstgewerbezeichner Wilhelm Kienzle in München, Walter
Kostka in Berlin-Südende, dem Architekten W. von Nessen
in Neukölln und Max Müller in Berlin zugesprochen.
Ferner sind auf Vorschlag des Preisgerichtes achtzehn und
freihängig noch sechs Entwürfe zu je 50 Mark angekauft
und 30 Entwürfe durch eine lobende Erwähnung ausge-
zeichnet worden.
LITERATUR
Das Deutsche Hausgerät. 11. Auflage des Preisbuches
der »Deutschen Werkstätten« in Hellerau, München, Ber-
lin, Dresden und Hannover.
Auf 240 Bilderseiten geben uns hier die »Deutschen

Werkstätten« einen Beweis ihres endgültigen Triumphes
über die Maschine. Man soll nicht große Worte am fal-
schen Orte verchwenden. Aber hier ist es wirklich be-
rechtigt, von einem grundlegenden Dokument des neuen
deutschen Maschinenstils zu sprechen. An diesem Haus-
gerät ist alle grobe Arbeit, von Zurichten und Schneiden
des Holzes an bis zur Ausarbeitung und Glättung der ein-
zelnen Bestandteile, durch Maschinen ausgeführt worden,
und nur in der letzten Bearbeitung, beim Zusammenstellen
und Fertigmachen hat die Menschenhand direkt mitgewirkt.
Um eine solche vielfältige Massenarbeit der Maschine in
rentabler Weise übergeben zu können, wurden für die
vielerlei Einzelteile einheitliche Maßverhältnisse zugrunde
gelegt. Aber aus dieser technischen Vereinfachung ergab
sich eine ganz neue Voraussetzung auch für den künstle-
rischen Entwurf. Die Künstler waren an diese in einheit-
lichen Maßverhältnissen vorgearbeiteten Einzelteile gebun-
den, doch stand ihnen das Zusammenstellen, Auswählen,
Anwenden und vor allem das Profilieren vollkommen frei.
An der künstlerischen Verarbeitung dieser Materialien haben
sich unsere bedeutendsten Künstler, die uns zum Teil als
heterogene Begabungen bekannt sind, beteiligt. Das Ergeb-
nis ist überaschend und schlagend: keiner der Künstler hat
die Verwendung der einheitlichen Verhältnisse als beengend
empfunden, jeder Individualtität blieb genügend Spielraum
und doch ist eine deutliche Verwandtschaft aller Künstler,
von Behrens zu Riemerschmid, von Bertsch zu Hoffmann
unzweifelhaft festgestellt; einzig der nachgeborene Lucian
Bernhard bleibt ausgenommen, aber die Ausnahme beweist
gerade diese Regel: daß nicht etwa die mechanische Ein-
heitlichkeit der technischen Vorbedingungen die Verwandt-
schaft ausmacht, sondern das langjährige Suchen nach dem
Ausdruck desselben Zeitgedankens. Die äußere Bindung
durch technische Masse hat eben nur die Tatsache aufge-
deckt, daß unsere Künstler sich in latentem künstlerischem
Schöpferdrange dem Ziele nähern, für bestimmte Aufgaben
typische Lösungen zu finden, typische Lösungen, die von
der Nachwelt vielleicht als der Stil unserer Zeit, als der
Maschinenstil bezeichnet werden mögen. Hellwag.


Für die Redaktion des Kunstgewerbeblattes verantwortlich: Fritz Hellwao, Berlin-Zehlendorf-Mitte
Verlag von E. A. Seemann in Leipzig. — Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h., in Leipzig
 
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