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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Haenel, Erich: Dresdner Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0199

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An der Spitze des Dresdner Bauwesens findet sich
in Hans Erlwein eine Persönlichkeit, die, getragen
von dem vorurteilslosen Geschmack des Oberbürger-
meisters, mit Eifer und Erfolg bestrebt ist, grade dort
das gediegenste und künstlerisch Reifste zu schaffen,
wo die heranwachsende Jugend und die arbeitende
Bevölkerung ihre besten ästhetischen Eindrücke emp-
fangen: in Schulen und Krankenhäusern, in Verkehrs-
bauten und Wirtschaftsanlagen, wie dem Schlachthof,
in öffentlichen Gebäuden wie Sparkassen und Steuer-
ämtern, in der Gestaltung von Platz- und Straßen-
anlagen u. dergl. Eine Reihe tüchtiger Architekten sind,
wie Erlwein, zu der Auffasung von der inneren Ein-
heit in dem künstlerischen Gesamtorganismus des
Hauses durchgedrungen. Bauten, wie die Handels-
kammer von Lossow und Kühne, die Ortskrankenkasse
und das Amtshaus der Kreuzkirche von Schilling und
Gräbner, die auch für den Spar- und Bauverein aus-
gezeichnete Kleinwohnhäuser und Miethäuser errichtet
haben, die Handelsschule von Alexander Höhrath, die
Wohnhäuser von Oswin Hempel, Georg Kolbe, Oskar
Menzel, Hans Landig, Otto Schubert, Heinrich Tschar-
mann, Georg von Mayenburg, O. Schleinitz und manchen
anderen, die großzügigen und zweckvollen Bauten der
Ausstellungen, wie der für Photoghie, für Hygiene
sind Träger dieses gesunden Geistes einer neuen Sach-
kunst, die aus den Problemen stets Neues lernt und
in ernsthafter Arbeit nach dem Kern der einzelnen
Aufgabe sucht. Mit und durch die Baukunst, die
führende der Künste, sind auch die kunstgewerblichen
Sonderzweige in den vollen Besitz ihrer Schaffens-
mittel gelangt. Der Möbelbau, der durch Firmen wie
Udluft und Hartmann, Fickler, Dinger u. a. vertreten
wird, die Branchen der Metallbearbeitung, der Keramik,
der Textil Verarbeitung stehen auf hoher Stufe. Künstler
wie Georg Mendelssohn und Adolf Sonnenschein,
Georg Winde und Kurt Feuerriegel, Theodor Heinze,
und Hermann Ehrenlechner erreichen auf allen Aus-
stellungen verdiente Erfolge. In der Landesstelle für
Kunstgewerbe besitzt Sachsen ein stets wachsames und
tatkräftiges Auge für die Pflege aller Interessen dieser
Produktion, die im Großen wie im Kleinen heute an
der wirtschaftlichen Machtstellung des Landes mit
Ehren beteiligt ist.
In dem Dresdner Kunstgewerbeverein besitzt das
Kunstgewerbe der sächsischen Hauptstadt eine Or-
ganisation, die unermüdlich daran arbeitet, die
innere Verbindung zwischen Schaffenden und Kon-
sumenten zu vertiefen. Die alljährlichen Weihnachts-
messen, Lehrlingsprämiierungen, Vorträge dienen
diesem Zwecke; aber auch die Vertretung seines
Standes vor dem weiteren deutschen Vaterland und
im Auslande hat der Verein oft mit anerkanntem Er-
folge in seine Hand genommen. So war auf der Inter-
nationalen Bauausstellung des Jahres 1913 in Leipzig
Dresden die einzige Stadt, die mit einem eigenen,
in edlem Material ausgeführten Hause ihr Können
zeigen konnte: Oswin Hempel hatte den vornehmen
Bau geschaffen, der wohl verdient hätte, als eine
der wenigen reifen Schöpfungen dieser wenig har-
monischen Kunstschau den kurzen Sommer eines

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