Unter
die Namen Achtenhagen, Dasio, Lehzen, Ott, Pauschinger,
Rettenmaier, Schwegerle und Wysocki. Ein Glanzstück
dieser Abteilung war aber der Original-Eisenschnitt von
Prof. Ludwig Habich-Stuttgart, der leider nicht zur Aus-
führung kam. Das runde Bild stellt einen verwundeten,
kaum verbundenen Krieger dar, der zu neuem Kampfe
eilt. — Was an deutscher Porzellanplastik zu sehen war,
stammte von der Prozellanfabrik Rosenthal in Selb, deren
gut durchgearbeitete Soldatenfigürchen nebst den Erinne-
rungstellern durch die peinliche Ausführung genügend von
der Leistungsfähigkeit der Firma sprechen. Sämtliche
anderen kunstgewerblichen Objekte, die noch vorhanden
waren, stammten aus Österreich, und zwar vorwiegend von
Fachschulen. An erster
Stelle stand die K.K.Fach-
schule für Glasindustrie
und deren Betriebsfirma
Joh.Örtel&Co. in Haida.
Vornehme, geschmack-
volle Zier- und Trink-
gläser, originelle Pokale
und Vasen mit teils ge-
schnittenem, teils bemal-
temkünstlerischenKriegs-
dekor zeigen deutlich das
höchst entwickelte Ver-
ständnis an dieser Anstalt
für wirklich der Zeit ent-
sprechende Glaskunst.
Bei den keramischen Ob-
jekten handelte es sich
neben einigen Einzelaus-
stellern um die »Verei-
nigte Wiener und Gmun-
dener Kermanikgesell-
schaft« in Gmunden und
um die »Wiener kerma-
nische Werkgenossen-
schaft«; letztere ist durch
gelungene Einzelfiguren
und Gruppen, von Ida
Schwetz-Lehmann (»Ein
Sterbender«) gut vertre-
ten. Auch was die Fach-
schulen für Holzbear-
beitung in geschnitzten
Soldaten und Spielzeug,
das zum Unterschied von
dem Alltäglichen, das
dem Kinde falsche Vor-
stellungen vermittelt,
bringen, ist sehr erfreu-
lich. Vor allem ist es die
Fachschnle von Wal-Me-
seritsch, dann von Wolkenbruch - Gröden und Grulich.
Von letzterer ist ein großer, stürmender Soldat, der sowohl
in künstlerischer wie in technischer Hinsicht nichts zu
wünschen übrig läßt. Weiter waren aus Österreich noch
Textilien und Schmucke zu sehen, die teils durch ihre
Farben, teils durch gute Schriften imponierten.
Um nun all dies auch richtig würdigen zu können,
war dem guten Kunstgewerbe eine Abteilung von Gegen-
beispielen, die mit Ausnahme der schlechten Kriegspost-
karten und sonstigen dilettantischen Graphik in vier Haupt-
gruppen: »Eisernes Kreuz«, »Granaten«, »Nationalfarben«,
und »Hindenburg« eingeteilt war, gegenübergestellt.
Daß es auf dem Gebiet der patriotisch und humo-
ristisch sein wollenden Postkarten bös aussah — es ist ja
Ausstellung »Krieg und Kunstgewerbe«, Stuttgart
Holzschnitzerei der K. K. Fachschule in Grulich in Böhmen
inzwischen etwas besser geworden — zeigte am besten
die Klage unserer Feldgrauen selbst, die wirklich fühlten,
daß diese Art von Kunst mit dem Ernst der Zeit in jeg-
lichem inneren Widerspruch steht. Zur besseren Veran-
schaulichung waren diese Karten in verschiedene Gruppen
eingeteilt, die mit der »vorgekauten Sentimentalität« be-
gannen und zu denen auch die schwarzen wie auch die
bemalten Photographien abschiednehmender Liebespärchen,
Traumerscheinungen der Herzallerliebsten beim Wachdienst
oder im Schützengraben und dergleichen mehr gehören.
Diesen folgten die »Kuriositäten und Scherze« mit den
Kopf-Vixierspielereien, Postkarten aus Holz mit aufge-
druckten Porträts, gemalte farbige Silhouetten, figürliche
Landkarten u. a. m. Auch
die »Nationalfarben«
müssen ja herhalten, in-
dem gewöhnliche schwar-
ze Photographien zweifel-
hafter Frauenspersonen
durch nachträglichen Auf-
druck von schwarz-weiß-
roten Fahnen oder Um-
rahmungen patriotisch
gemacht werden. Zum
Schlüsse folgten dann die
schlechten, dilettanti-
schen Karten von Heer,
Marine und Luftschiffahrt,
deren »patriotische Ge-
sinnung« über das Künst-
lerische Unvermögen hin-
wegtäuschen soll. —
Noch schlimmer aber sind
die französischen Karten
mit ihren »Gemeinheiten
kitschigster Mache« und
die Gemeinheit umhül-
lenden »Salbungsvölle-
reien«.
Was nun den. ge-
schmacklosen, patriotisch
sein wollenden Massen-
kitsch, der sich um irgend
welche ethischen, logi-
schen oder ästhetischen
Forderungen nicht küm-
mert , dem alle Ver-
brechen gegen das Ma-
terial, die Technik, gegen
die Zweck- wie Kunst-
form gleichgültig sind,
betrifft, zeigte der Inhalt
zweier großer Schränke.
Es ist empörend, das
»Eiserne Kreuz«, das unsere Helden nur durch besondere
Tapferkeit, unter Einsetzung ihres Lebens erringen, auf
allen möglichen und unmöglichen Gegenständen vorwiegend
in der denkbar schlechtesten Art angewendet zu sehen.
Es auf jeder Zigarrenschachtel, Aschenschale, Bierkrug,
Taschentuch, Ledertasche, Porzellantasse — womöglich
noch am schwarz-weiß-roten oder schwarz-gelben Bande,
was grundfalsch ist, anzubringen, ist das nicht im höchsten
Grade entwürdigend? Und dann die Versündigung gegen
das Material, indem statt des Gußeisens des Originals —
Blech, Pappe, Schokolade usw. verwendet wird. Ferner
die 42er. Ja muß denn jetzt jede Sparbüchse, Mundhar-
monika, Seife, Kerze, Dose, Bonbonniere die Form einerGra-
nate haben? Da es sich bei alledem um die Dokumentation
— 19 —
die Namen Achtenhagen, Dasio, Lehzen, Ott, Pauschinger,
Rettenmaier, Schwegerle und Wysocki. Ein Glanzstück
dieser Abteilung war aber der Original-Eisenschnitt von
Prof. Ludwig Habich-Stuttgart, der leider nicht zur Aus-
führung kam. Das runde Bild stellt einen verwundeten,
kaum verbundenen Krieger dar, der zu neuem Kampfe
eilt. — Was an deutscher Porzellanplastik zu sehen war,
stammte von der Prozellanfabrik Rosenthal in Selb, deren
gut durchgearbeitete Soldatenfigürchen nebst den Erinne-
rungstellern durch die peinliche Ausführung genügend von
der Leistungsfähigkeit der Firma sprechen. Sämtliche
anderen kunstgewerblichen Objekte, die noch vorhanden
waren, stammten aus Österreich, und zwar vorwiegend von
Fachschulen. An erster
Stelle stand die K.K.Fach-
schule für Glasindustrie
und deren Betriebsfirma
Joh.Örtel&Co. in Haida.
Vornehme, geschmack-
volle Zier- und Trink-
gläser, originelle Pokale
und Vasen mit teils ge-
schnittenem, teils bemal-
temkünstlerischenKriegs-
dekor zeigen deutlich das
höchst entwickelte Ver-
ständnis an dieser Anstalt
für wirklich der Zeit ent-
sprechende Glaskunst.
Bei den keramischen Ob-
jekten handelte es sich
neben einigen Einzelaus-
stellern um die »Verei-
nigte Wiener und Gmun-
dener Kermanikgesell-
schaft« in Gmunden und
um die »Wiener kerma-
nische Werkgenossen-
schaft«; letztere ist durch
gelungene Einzelfiguren
und Gruppen, von Ida
Schwetz-Lehmann (»Ein
Sterbender«) gut vertre-
ten. Auch was die Fach-
schulen für Holzbear-
beitung in geschnitzten
Soldaten und Spielzeug,
das zum Unterschied von
dem Alltäglichen, das
dem Kinde falsche Vor-
stellungen vermittelt,
bringen, ist sehr erfreu-
lich. Vor allem ist es die
Fachschnle von Wal-Me-
seritsch, dann von Wolkenbruch - Gröden und Grulich.
Von letzterer ist ein großer, stürmender Soldat, der sowohl
in künstlerischer wie in technischer Hinsicht nichts zu
wünschen übrig läßt. Weiter waren aus Österreich noch
Textilien und Schmucke zu sehen, die teils durch ihre
Farben, teils durch gute Schriften imponierten.
Um nun all dies auch richtig würdigen zu können,
war dem guten Kunstgewerbe eine Abteilung von Gegen-
beispielen, die mit Ausnahme der schlechten Kriegspost-
karten und sonstigen dilettantischen Graphik in vier Haupt-
gruppen: »Eisernes Kreuz«, »Granaten«, »Nationalfarben«,
und »Hindenburg« eingeteilt war, gegenübergestellt.
Daß es auf dem Gebiet der patriotisch und humo-
ristisch sein wollenden Postkarten bös aussah — es ist ja
Ausstellung »Krieg und Kunstgewerbe«, Stuttgart
Holzschnitzerei der K. K. Fachschule in Grulich in Böhmen
inzwischen etwas besser geworden — zeigte am besten
die Klage unserer Feldgrauen selbst, die wirklich fühlten,
daß diese Art von Kunst mit dem Ernst der Zeit in jeg-
lichem inneren Widerspruch steht. Zur besseren Veran-
schaulichung waren diese Karten in verschiedene Gruppen
eingeteilt, die mit der »vorgekauten Sentimentalität« be-
gannen und zu denen auch die schwarzen wie auch die
bemalten Photographien abschiednehmender Liebespärchen,
Traumerscheinungen der Herzallerliebsten beim Wachdienst
oder im Schützengraben und dergleichen mehr gehören.
Diesen folgten die »Kuriositäten und Scherze« mit den
Kopf-Vixierspielereien, Postkarten aus Holz mit aufge-
druckten Porträts, gemalte farbige Silhouetten, figürliche
Landkarten u. a. m. Auch
die »Nationalfarben«
müssen ja herhalten, in-
dem gewöhnliche schwar-
ze Photographien zweifel-
hafter Frauenspersonen
durch nachträglichen Auf-
druck von schwarz-weiß-
roten Fahnen oder Um-
rahmungen patriotisch
gemacht werden. Zum
Schlüsse folgten dann die
schlechten, dilettanti-
schen Karten von Heer,
Marine und Luftschiffahrt,
deren »patriotische Ge-
sinnung« über das Künst-
lerische Unvermögen hin-
wegtäuschen soll. —
Noch schlimmer aber sind
die französischen Karten
mit ihren »Gemeinheiten
kitschigster Mache« und
die Gemeinheit umhül-
lenden »Salbungsvölle-
reien«.
Was nun den. ge-
schmacklosen, patriotisch
sein wollenden Massen-
kitsch, der sich um irgend
welche ethischen, logi-
schen oder ästhetischen
Forderungen nicht küm-
mert , dem alle Ver-
brechen gegen das Ma-
terial, die Technik, gegen
die Zweck- wie Kunst-
form gleichgültig sind,
betrifft, zeigte der Inhalt
zweier großer Schränke.
Es ist empörend, das
»Eiserne Kreuz«, das unsere Helden nur durch besondere
Tapferkeit, unter Einsetzung ihres Lebens erringen, auf
allen möglichen und unmöglichen Gegenständen vorwiegend
in der denkbar schlechtesten Art angewendet zu sehen.
Es auf jeder Zigarrenschachtel, Aschenschale, Bierkrug,
Taschentuch, Ledertasche, Porzellantasse — womöglich
noch am schwarz-weiß-roten oder schwarz-gelben Bande,
was grundfalsch ist, anzubringen, ist das nicht im höchsten
Grade entwürdigend? Und dann die Versündigung gegen
das Material, indem statt des Gußeisens des Originals —
Blech, Pappe, Schokolade usw. verwendet wird. Ferner
die 42er. Ja muß denn jetzt jede Sparbüchse, Mundhar-
monika, Seife, Kerze, Dose, Bonbonniere die Form einerGra-
nate haben? Da es sich bei alledem um die Dokumentation
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