KUNSTGEWERBEBLATT
NEUE FOLGE&H 915/161S>27 JAHRGANG
RFnAR'TIOM' FRITZHELLWAQ IN
rVL-L-'/AIV 1 1WI>. BERLIN-ZEHLENDORF-
WANNSEEBAHN ■ TELEPHON: ZEHLENDORF 522
VF PI AO- E. A. SEEMANN IN LEIPZIG,
V Lt\L/-\Vj. HOSPITALSTR. IIa • TEL. 244
HEFT 10
JULI
VEREINSORGAN 5™™K;
BERLIN, DRESDEN, DÜSSELDORF, ELBERFELD,
FRANKFURT A. M., HAMBURG, HANNOVER, KARLS-
RUHE I. B., KÖNIGSBERG I. PREUSSEN, LEIPZIG,
MAGDEBURG, PFORZHEIM UND STUTTGART S2tiaH
M. L. FOLCARDY UND J. MAMMEN
ZWEI Schwestern, deren eine den Künstlernamen Folcardy angenommen hat, während die andere
ihre Werke mit ihrem richtigen Namen Mammen zeichnet, veröffentlichen heute zum erstenmal, sind
also nicht nur unseren Lesern, sondern allgemein noch unbekannt. Um so mehr wird die Reife der
jungen Künstlerinnen überraschen. Zwei ganz verschiedene Temperamente sprechen sich in den hier ab-
gebildeten Arbeiten, bei deren Wiedergabe leider die Farbe fehlen muß, aus.
Fräulein Folcardy besitzt eine besondere dekorative Begabung und wählt danach ihre Motive, die sie
der Sage und der Literatur entnimmt. Fräulein Mammen ist romantischer veranlagt und neigt mehr zur
malerischen Ausdrucksweise. Beide sind
für die Illustrierung guter Bücher sehr be-
fähigt und es wäre zu wünschen, daß die
führenden Verleger auf sie aufmerksam
würden. Für solche Verleger freilich, denen
die Illustrationen keinen inneren Bestand-
teil der Werke, sondern nur eine gedanken-
lose Unterhaltungsbeigabe bedeuten, sind
sie nicht geeignet; auf jene kann aber gern
verzichtet werden, wie wir denn über-
haupt nicht unzufrieden wären, wenn uns
ihre seichte Art künftig ganz erspart würde,
weil sie auch hochstehende Schriftwerke
durch beigefügte, dem Dutzendgeschmack
entsprechende Bilder zur Verlegerware
erniedrigt.
Wie man würdig, dem gewählten
Geisteserzeugnis dankbar und angemessen
illustrieren soll, zeigen z. B. die auf den
Seiten 182, 183 und 187 vorgeführten
Bilder zu E. T. A. Hoffmann, »Elixiere
des Teufels« und zum »Goldenen Topf«,
entweder geistreich nacherzählend oder mit
gesteigertem Ausdruck den Stimmungs-
gehalt des zur Darstellung gewählten Ge-
schehnisses ausschöpfend. Das vollbringt
nur eine reine und gläubige Genußfähig-
keit, niemals aber das glatte, akademische
Virtuosentum unserer »so beliebt« ge-
wordenen »Berufs-Illustratoren«.
Auch die übrigen, hier abgebildeten
Zeichnungen geben Zeugnis von dem
zeichnerischen Können der beiden Künst-
lerinnen und ihrer Befähigung, entweder
ein eigenes, inneres Erlebnis auszusprechen,
oder mit Phantasie den Werken der Dichter
nachzubilden. FRITZ HELLWAG
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXVII. H. 10
28
NEUE FOLGE&H 915/161S>27 JAHRGANG
RFnAR'TIOM' FRITZHELLWAQ IN
rVL-L-'/AIV 1 1WI>. BERLIN-ZEHLENDORF-
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JULI
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BERLIN, DRESDEN, DÜSSELDORF, ELBERFELD,
FRANKFURT A. M., HAMBURG, HANNOVER, KARLS-
RUHE I. B., KÖNIGSBERG I. PREUSSEN, LEIPZIG,
MAGDEBURG, PFORZHEIM UND STUTTGART S2tiaH
M. L. FOLCARDY UND J. MAMMEN
ZWEI Schwestern, deren eine den Künstlernamen Folcardy angenommen hat, während die andere
ihre Werke mit ihrem richtigen Namen Mammen zeichnet, veröffentlichen heute zum erstenmal, sind
also nicht nur unseren Lesern, sondern allgemein noch unbekannt. Um so mehr wird die Reife der
jungen Künstlerinnen überraschen. Zwei ganz verschiedene Temperamente sprechen sich in den hier ab-
gebildeten Arbeiten, bei deren Wiedergabe leider die Farbe fehlen muß, aus.
Fräulein Folcardy besitzt eine besondere dekorative Begabung und wählt danach ihre Motive, die sie
der Sage und der Literatur entnimmt. Fräulein Mammen ist romantischer veranlagt und neigt mehr zur
malerischen Ausdrucksweise. Beide sind
für die Illustrierung guter Bücher sehr be-
fähigt und es wäre zu wünschen, daß die
führenden Verleger auf sie aufmerksam
würden. Für solche Verleger freilich, denen
die Illustrationen keinen inneren Bestand-
teil der Werke, sondern nur eine gedanken-
lose Unterhaltungsbeigabe bedeuten, sind
sie nicht geeignet; auf jene kann aber gern
verzichtet werden, wie wir denn über-
haupt nicht unzufrieden wären, wenn uns
ihre seichte Art künftig ganz erspart würde,
weil sie auch hochstehende Schriftwerke
durch beigefügte, dem Dutzendgeschmack
entsprechende Bilder zur Verlegerware
erniedrigt.
Wie man würdig, dem gewählten
Geisteserzeugnis dankbar und angemessen
illustrieren soll, zeigen z. B. die auf den
Seiten 182, 183 und 187 vorgeführten
Bilder zu E. T. A. Hoffmann, »Elixiere
des Teufels« und zum »Goldenen Topf«,
entweder geistreich nacherzählend oder mit
gesteigertem Ausdruck den Stimmungs-
gehalt des zur Darstellung gewählten Ge-
schehnisses ausschöpfend. Das vollbringt
nur eine reine und gläubige Genußfähig-
keit, niemals aber das glatte, akademische
Virtuosentum unserer »so beliebt« ge-
wordenen »Berufs-Illustratoren«.
Auch die übrigen, hier abgebildeten
Zeichnungen geben Zeugnis von dem
zeichnerischen Können der beiden Künst-
lerinnen und ihrer Befähigung, entweder
ein eigenes, inneres Erlebnis auszusprechen,
oder mit Phantasie den Werken der Dichter
nachzubilden. FRITZ HELLWAG
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXVII. H. 10
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