Becker-Tempelburg, Berlin
Kapellenfenster
Ausführung: Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff, Berlin-Treptow
den
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nunmehr dem Baukünstler nur noch übrig, diese bereits
feststehende Lochfassade durch Zierat zu schmücken. Auf
das Ausschlaggebende bei der Wirkung einer Hausfront,
auf die Lochfassade, hat er also keinen Einfluß, obgleich
hier gerade seine Stimme am ehesten gehört werden müßte.
Von einem freien künstlerischen Schaffen kann unter sol-
chen Umständen nicht die Rede sein.
Es wäre Unrecht, dem Bauherrn, wie es so oft ge-
schieht, eine absolute Interesselosigkeit an der geschmack-
vollen Ausbildung seiner Fassade zu unterschieben. Er
wendet ganz im Gegenteil oft erhebliche Mittel an, um die
Hausfront mit Hilfe eines tüchtigen Architekten so schön
wie möglich zu gestalten. Aber will ihm jemand verargen,
daß ihm ein höherer Überschuß lieber ist als eine künst-
1
lerisch hochstehende Fassade? In besseren Wohnvierteln
muß der Bauherr seinen Mietern allerdings in bezug auf
das Aussehen des Hauses entgegenkommen. Denn der
Mieter einer vornehmen Wohnung verlangt, daß sich das
Gebäude auch nach außen hin künstlerisch repräsentiert.
Gerade in den besseren Wohnvierteln hat ja nun der Kampf
des Architekten mit der Bauordnung oder besser mit dem
Wunsche des Bauherrn nach einer vollen Ausnutzung der
Vergünstigungen der Bauordnung schon einigen Erfolg.
Man findet dort auch Mietshäuser mit weniger Erker-
vorbauten als zulässig und auch ohne den oft sehr häß-
lichen Bruder des Erkers, den Balkon. Bei dem letzteren
hat der Architekt schon ein leichteres Spiel wie beim Erker,
da er den gebildeten Bauherrn meist ohne große Mühe
22*
43 —
Kapellenfenster
Ausführung: Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff, Berlin-Treptow
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nunmehr dem Baukünstler nur noch übrig, diese bereits
feststehende Lochfassade durch Zierat zu schmücken. Auf
das Ausschlaggebende bei der Wirkung einer Hausfront,
auf die Lochfassade, hat er also keinen Einfluß, obgleich
hier gerade seine Stimme am ehesten gehört werden müßte.
Von einem freien künstlerischen Schaffen kann unter sol-
chen Umständen nicht die Rede sein.
Es wäre Unrecht, dem Bauherrn, wie es so oft ge-
schieht, eine absolute Interesselosigkeit an der geschmack-
vollen Ausbildung seiner Fassade zu unterschieben. Er
wendet ganz im Gegenteil oft erhebliche Mittel an, um die
Hausfront mit Hilfe eines tüchtigen Architekten so schön
wie möglich zu gestalten. Aber will ihm jemand verargen,
daß ihm ein höherer Überschuß lieber ist als eine künst-
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lerisch hochstehende Fassade? In besseren Wohnvierteln
muß der Bauherr seinen Mietern allerdings in bezug auf
das Aussehen des Hauses entgegenkommen. Denn der
Mieter einer vornehmen Wohnung verlangt, daß sich das
Gebäude auch nach außen hin künstlerisch repräsentiert.
Gerade in den besseren Wohnvierteln hat ja nun der Kampf
des Architekten mit der Bauordnung oder besser mit dem
Wunsche des Bauherrn nach einer vollen Ausnutzung der
Vergünstigungen der Bauordnung schon einigen Erfolg.
Man findet dort auch Mietshäuser mit weniger Erker-
vorbauten als zulässig und auch ohne den oft sehr häß-
lichen Bruder des Erkers, den Balkon. Bei dem letzteren
hat der Architekt schon ein leichteres Spiel wie beim Erker,
da er den gebildeten Bauherrn meist ohne große Mühe
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