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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0166

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Für die Entwicklung der sächsischen Kunstblumen-
industrie bedeutete die Ostern 1909 eröffnete Sebnitzer
Blumenfachschule einen großen Fortschritt. Dadurch wurde
die Kunstblumenfabrikation in bestimmte, künstlerisch be-
deutsame Bahnen gelenkt, sie erhielt durch eine geordnete
Fachschule den Wert und die Bedeutung, wie sie andere
Industrien schon längst besitzen.

Einen weiteren Schritt zur Förderung der sächsischen
Kunstblumenindustrie kann man in der in Sebnitz statt-
gefundenen Ausstellung künstlicher Blumen, Blätter und
Früchte erblicken. Sie legte von der Leistungsfähigkeit der
sächsischen Kunstblumenfabrikation ein beredtes Zeugis ab.

P.S.

Ein Jahr Münchener Ostpreußenhilfe. Die Ge-
schäftsstelle der Münchener Ostpreußenhilfe hat einen
längeren Bericht über den Erfolg ihrer Tätigkeit erstattet,
dem wir das Folgende entnehmen:

Grundlegend für die unter dem Ehrenpräsidium des
preußischen Gesandten Freiherrn v. Schön und unter dem
Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. v. Borscht stehende
Münchener Ostpreußenhilfe war der Beschluß, keine Geld-
spenden zu geben, sondern nur Hausrat, also die unpersön-
lichen Geldmittel im Schoß der Hilfsaktion selbst in die
persönlich und heimatlich betonte Spende von Zimmer-
einrichtungen umzuwandeln. Das brachte der Münchener
Hilfeleistung ihre Eigenart und — ihre Arbeitsfülle.

Indes wollte man sich nicht an der Sache selbst ge-
nügen lassen. München war es seinem Rufe schuldig,
auch auf die Form und Güte der Einrichtungsspenden zu
sehen. Etwas vom Geiste der Münchener Handwerks-
kunst in der Richtung geschmackvoller Einfachheit sollte
mit der Spende den Brüdern in der Ostmark vermittelt
werden, und das ist nach der vaterländischen und völki-
schen Grundidee dieser Aktion ihre weitere, ihre wohnungs-
kulturelle Bedeutung. Als Drittes, Wichtiges kam eine
soziale Bedeutung hinzu. Auf dem nämlichen Wege, auf
dem den Ostpreußen geholfen wurde, konnte dem Mün-
chener Schreinergewerbe, das infolge des Krieges schwer
darniederlag, Beschäftigung gegeben werden.

Nach ihrer Gründung begann die Münchener Ost-
preußenhilfe alsbald eifrig mit der Sammlung der Geld-
mittel und hat diese Tätigkeit bis heute mit nichterlahmen-
dem Eifer fortgesetzt, so daß bis Anfang Februar 1916 die
beschafften Gelder 834000 Mark betrugen.

Neben der Geldsammlung wurde sehr bald auch mit
dem Entwurf und der Anfertigung der Zimmereinrichtungen
begonnen. Die unter dem Vorsitz von Professor Franz
Rank stehende Künstlerkommission als solche und ihre
Mitglieder einzeln fertigten Entwürfe, nach denen die
Musterzimmer gearbeitet wurden, die den Kern der erfolg-
reichen Ausstellung im Saal der Augustinerkirche bildeten.
Die Ausstellung zeigte einerseits den Münchenern, wie
ihre opferwillig gegebenen Spenden verwendet wurden,
und übte auch hier gleich eine geschmackerzieherische
Wirkung aus. Gaben doch diese Einrichtungen durch ihre
einfache, gute Linienführung, ihre Handlichkeit, die muster-
hafte Verarbeitung und Behandlung von Weichholz und
durch die liebevolle Ausstattung wirklichkeitsgetreuer, wohn-
licher Räume wertvolle und anziehende Anregungen für
alle, die in kleinen Verhältnissen und in Mietwohnungen
leben. Die Ausstellung wurde samt ihrer Ausstattung dann
nach Ostpreußen gebracht, um den beabsichtigten Ge-
schmacksanregungen dortselbst möglichste Verbreitung zu
geben. In 21 Städten fand die Ausstellung erfolgreich statt.

Inzwischen hatte unter der Leitung des Architekten
Ludwig Rank die Vergebung der Arbeiten an die Münchener
Schreinermeister und -Werkstätten begonnen, und zwar

unter Vermittlung und Gewährleistung der sieben Schreiner-
vereinigungen und nach einem geschickt erdachten System,
damit allen Meistern und Firmen der ihnen gebührende
Arbeitsanteil zufiel. In dieser Verteilungsweise ist die
soziale Bedeutung der Ostpreußenhilfe noch weiter betont
und die Anbahnung von Lieferungsverbänden zur Hebung
des Handwerks ist heute schon eine Folge, in der die
Bedeutung dieser Ostpreußenhilfe weit über ihren eigent-
lichen Zweck hinaus zu wirken berufen sein kann.

Bis Anfang Februar wurden bestellt 460 Wohnzimmer,
1225 Schlafzimmer mit 2450 Betten, 2520 Drahtmatratzen,
2500 Schonerdecken, 2668 Auflegematratzen, 400 Kissen,
1000 Waschgarnituren und 5100 eingerahmte Bilder — alles
in allem ein Wert von 550000 Mark.

Aus Anlaß zahlreicher Angebote wurde auch eine
Altsachensammlung eingerichtet, durch welche der ersten
Not unmittelbar gesteuert werden konnte.

Die Auslieferung der neuen Einrichtungen konnte bis-
her nicht erfolgen, da in dieser Beziehung gewartet werden
muß, bis die amtlichen Stellen in Ostpreußen mitteilen,
daß der Wiederaufbau weit genug gediehen ist, um den
Einrichtungen die entsprechenden Räume zu bieten. Bis
zur Ablieferung wird hier ein großes Lagerhaus benutzt,
das für diesen Zweck gemietet ist.

Die Arbeit der Münchener Ostpreußenhilfe ist noch
lange nicht erledigt und setzt ihre ersprießliche Tätigkeit
fort. Da auf Wunsch des Oberpräsidenten von Ostpreußen
die Möbel nicht rein geschenkt, sondern mit einem kleinen
Teilbetrag ihres Wertes aus der staatlichen Vorentschädi-
gung bezahlt werden sollen, so fließen immer wieder
Gelder zurück, die wieder zur Anschaffung von Hausrat
verwendet werden, ein Kreislauf, der sich nur allmählich

enger und enger zieht. (Allg. Handwerkerzeitung.)

AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

Berlin. Besuchsordnung für die Königlichen Museen
im Sommerhalbjahr. Das Alte und Neue Museum, das
Kaiser-Friedrich- und Kunstgewerbemuseum, das Museum
für Völkerkunde, sowie die Sammlung für deutsche Volks-
kunde sind an den Sonntagen und an den zweiten Tagen
der höheren Feste im April bis September von liy2 bis
3 Uhr geöffnet. Montags bleiben die Museen wegen der
Reinigung geschlossen; ausgenommen hiervon ist das Mu-
seum für Völkerkunde, das Montags geöffnet und dafür
Dienstags geschlossen wird, damit wochentags stets eines
der Museen an der Königgrätzer- und Prinz-Albrecht-Slraße
dem Publikum zugänglich ist. An den übrigen Wochen-
tagen werden die Museen um 10 Uhr morgens geöffnet
und um 3 Uhr geschlossen. Die Bibliothek des Kunst-
gewerbemuseums ist wochentags von 10 bis 8 Uhr ge-
öffnet. Am Karfreitag, am ersten Osterfeiertag, am Himmel-
fahrtstag und am ersten Pfingstfeiertag bleiben die Museen
geschlossen. Der Besuch der Museen ist unentgeltlich.

Berlin, den 15. März 1916.

Der Generaldirektor der Königlichen Museen,
Berlin C 2, am Lustgarten.

Berlin. Die Erwerbungen desKaiser-Friedrich-Musetims
an italienischen Bildwerken aus der Sammlung A. von Becke-
rath waren vorübergehend ausgestellt. Die aus der Beckerath-
Sammlung erworbenen Handzeichnungen werden im Kupfer-
stichkabinett, nach Fertigstellung des Umbaues der Heizung,
voraussichtlich Anfang Mai zur Ausstellung kommen.

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