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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 27.1915/​1916

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4828#0207

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VERSCHIEDENES

Berlin. Das Kriegsmosaik auf dem Witten-
bergplatz verwirklicht im Dienste der Wohltätig-
keit einen ganz neuen Gedanken, der in seiner
Art den Gebräuchen der italienischen Renais-
sance, jener glücklichen Zeit, in der Volks-
sinn und künstlerischer Geist sich zur schönen
Tat verschmelzten, ebenbürtig erscheint und
die öde Wahrzeichen-Nagelei abzulösen be-
stimmt sein sollte. Arthur Kampf hat einen
20 Quatratmeter großen Karton eines ins Feld
ziehenden Kriegers geschaffen; die Glasmosaik-
anstalt Puhl & Wagner — Gottfried Heiners-
dorff in Treptow hat 200000 kleine, den Farben
des Kampfschen Entwurfs entsprechende Glas-
steinchen gestiftet. Und nun klebt jeder Spender
ein oder mehrere dieser bunten Steinchen
selbst auf den Karton auf und ist so an
der Nachschaffung eines Kunstwerkes mittätig.
Helle Freude löst das aus bei alt und jung,
und es ist fast ein tägliches Berliner Stadt-
gespräch geworden, wie weit denn nun das
große Bild schon gediehen sei. Ein bißchen
Eitelkeit ist auch dabei. Wer sagen kann:
jenen Mantelknopf habe ich gestiftet, dieser
blanke Reflex am Gewehrlauf oder am Helm
wurde von mir allein »gedrückt,« sieht stolz
auf den herab, der nur am Boden oder am
Himmelsblau /«^drücken durfte. Eine ge-
schickte, von Gipkens ausgeführte Reklame
lockt immer neue Tausende in die (auf Seite 200
abgebildete) Mosaikhalle. Dennoch müssen
immer noch Tausende heran. Sie werden auch
kommen und helfen, oder wir müßten »unsere
Berliner« nicht kennen! Der Reinertrag fließt
der Mütter- und Säuglingsfürsorge des Zentral-
komitees der deutschen Vereine vom Roten
Kreuz zu.

Die Eisenacher Ordnung für die Be-
rechnung kunstgewerblicher Entwürfe
wurde in mehrjähriger Arbeit vom »Verband der
Kunstgewerbevereine« aufgestellt und ange-
nommen. Sie hat sehr vorteilhaft gewirkt, in-
dem sie sowohl den Unternehmern als auch
den kunstgewerblichen Hilfskräften eine sichere
Handhabe fürdie glatte Abwickelungdesgegen-
seitigen geschäftlichen Verkehrs bot. Der Ver-
bandsvorort, zurzeit der »Verein für deutsches
Kunstgewerbe« in Berlin, Bellevuestraße3, hatim
Auftrage des Delegiertentages eine Geschäfts-
stelle für Entwurfsverkehr eingerichtet, die in
allen Angelegenheiten der Gebührenordnung
Mitteilungen entgegennimmt und Auskünfte er-
teilt. Die gedruckte Eisenacher Ordnung, die für
dreißig Pfennig vom Verein für deutsches Kunst-
gewerbe zu beziehen ist, betrifft zunächst die
Z://zz<?/erzeugnisse und deren Wiederholung.
(Tarife für A/asse/zerzeugnisse werden später
erscheinen. Bis dahin empfiehlt der Delegierten-
tag, die Entwürfe für Massenerzeugnisse nach
Zeitgebühr zu berechnen.)

Nachdem die Eisenacher Ordnung nun
schon vier Jahre in Kraft ist, kann man ihr die
gesetzliche Wirkung der »geschäftlichen Ge-
bräuche« zumessen, und es ist allerseits danach
zu streben, daß sie in Streitfällen von den Richtern
als anerkannte Norm angenommen werde.

Kunstgewerbeblatt. N. F. XXVII. H. 10

Fritz Klinisch, Berlin

Bronzerelief »Der Krieg«

F. W. Kleukens, Darmstadt

Bibel-Einband

30

197
 
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