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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 13./​14.1931/​32

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Septemberheft
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Kern, Guido Josef: Carl Blechen und das Meer
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Schulz, Fritz Traugott: Katholische Gegenwartskunst: Ausstellung in Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0012

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Yon Paris mit Blechen nncl der französischen Dame,
dic mir zur Beförderung nach Warschau anvertraut
wurde. — Sonntag, 5. Juli: Peronne, Cambray, Valen-
ciennes. In Mons übernachtet. — Montag, 6. Juli, friih,
nach Charleroi, Namur und Lüttich, köstliche Maas-
ufer. — Dienstag, 7. Juli: Aachen, Köln, von früh bis
9 Uhr abends die göttlichen Monumente und Kirchen
von neuem bewundert. — Mittrvoch, 8. Juli: Hagen,
ünna, Wörl, Soest, Lippstadt. — Donnerstag, 9. Juli:
Herford, Minden, Bückcbnrg, Hildesheim. — Freitag,
10. Juli: Wolfenbüttel, Halberstadt, Magdeburg. —
Sonnabend, 11. Juli: Früh um 6 Uhr in ßerlin glück-
lich mit Blechen und der jungen Französin einge-
trqffen. —

Der Bericht Sachses iiber seine Itcise mit Blechen
nach Paris ergänzt, bei aller Kürze, in willkommener
Weise das bereits iiber diese Reise bekannte Material,
das im wesentliehen aus den Aufzeichnungen besteht,
die Schorn im Kunstblatt vom 22. August 1835 er-
scheinen ließ. Der „Kunstbrief“ Schorns (vgl. Kern,
Blechen, S. 104ff.) besagte u. a., daß Sachse „auf seiner
letzten Reise nach Paris“ dem Maler Vernet ein Aqua-
rell Blechens vorlegte, und daß die Arbeit die höchste

Bewunderung Vernets fand. Es stellte einen Möncli
dar, der auf einer Terrasse, an einer steinernen
Brüstung stehend, in eine Morgenlandschaft hinaus-
sah, also ein ähnliches Bild Blechens, wie es sich heute
im Museum zu Hildesheim befindet. Der Bericht-
erstatter fügt hinzu, daß man es dem Werke wohl
habe prophezeien können. Iheodor Fontane hat die
Vermutung ausgesprochen, daß das Werk mit anderen
Bildern deutseher Künstler nach Paris gesandt wor-
den ist.

Wie sclion, bei anderer Gelegenheit, ausgefülirt
wurde, hat Blechen auf dieser Reise auch gezeicfinet
und gemalt. Eine Zeichnung nach Fräulein Thierry,
Tochter seines Pariser Hauswirtes, bewahrt in ihren
Mappen die Nationalgalerie. Das meiste scheint ver-
lorengegangen zu sein; wahrscheinlich sind auch
Meeresstudien auf dieser Reise entstandcn, deren Ver-
lust besonders schmerzlich wäre.

Die aufgefiindene Studie nach der pommerschen
Küste ist bis jetzt einzig in ihrer Art. Sie stellt ein
wertvolles Dokument dar —- nicht bloß für Blechen
und seine künstlerische Entwicklung, sondern auch
für die Geschichte der neueren deutschen Malerei.

Katholische Gegenwartskunst

Ausstellung in Nürnberg

Von

Fritz Traugott Schulz -Nürnberg

Wenn heute ein Künstler, der gewohnt ist, im Sinne
und mit den Ausdrucksmitteln unserer Zeit zu bilden
und zu geStalten, den Auftrag erhält oder das Gliick
hat, sicli auf einem Gebiet der kirchlichen Kunst zu
betätigen, dann hat er es nicht leicht, wenn er sich
aucli hier von neuzeitlichen Gesichtspunkten leiten
lassen will. Er begegnet Vorurteilen und oft unüber-
windbaren Schwierigkeiten und es gehört die ganze

Energie einer echten Kiinstlerpersönlichkeit dazu,
wenn er sich durchsetzen will. Die salopp abwehrende
Handbewegung „Das moderne Zeug paßt nicht in
unsere Kirche“ ist eine fast alltägliche Geste. Die
Zahl der Geistlichen, die mii dem Kiinstler fühlen, ist
nicht allzu groß. Man fragt unwillkürlich nach dem
Grund solch veralteter Erscheinungen, da doch der
moderne Mcnsch von der Kirche erwartet, daß sie mit

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