Johann Peter Melchior
Von
Kurt Röder-Darmstadt
Der meistgenannte Modellmeister der knrmain-
zischen Porzellanmanufaktur zu Plöchst arn Main ist
Johann Peter Melchior. Er war 25 Jahre alt, als er
1767 sein Amt übernahm. Ein Sohn armer Leute,
wurde er am 14. Oktober 1742 zu Lindorf im Herzog-
tum Berg getauft und verwaistc sechzehnjährig im
Jalire 1758. Als Hütejunge fristete er sein Leben. Ein
unbekannter Glücksfall fiihrte ihn nach der Eltern
Tod in eine unbekannte Bildhauerwerkstatt nach
In Höchst bestand seit 1746 eine Manufaktur, in der
seit 1750 Porzellan hergestellt wurde. Nacli einer Zeit
der Blüte wurde sie durcli den betrügerischen Bankrott
des derzeitigen Besitzers 1756 sti'llgelegt und ruhte
bis 1759. Unter erschwerten Bedingungen — das Por-
zellan der Konkursmasse wurde von den Gläubigern
wälirend der folgenden Jalire zu Sclileuderpreisen auf
den Markt gebracht — begann 1759 in Höclist aufs
neue die Porzellanmanufaktur zu arbeiten. Alier schon
Tschinellenschlagender Chinese Chinese mit Serpent J. P. Melchior 1770
H. 17,5 cm H. 19 cm Knabe als Sultan, H. 19 crn
(Nr. 296, Taf. 54a) (Nr. 294, Taf. 54c) (Nr. 582, Taf. 71a)
Düsseldorf, die er bald verließ, um in Aachen bei dem
Bildhauer Boos zu arbeiten. Da soll er, ein Zwanzig-
jähriger, also um 1762, daran gedacht haben, zu seiner
weiteren Ausbildung nach Paris zu gelien, wo er aber
nie ankam. Wahrscheinlich gelangte er nur bis Lüttich.
Jedenfalls lenkte er seine Schritte dann nacli Köln,
von wo er nach kurzer Zeit weiter rheinaufwärts nach
Koblenz wanderte, um auch hier keine Rulie zu finden.
Ein Dreiundzwanzigjähriger, langt er 1765 in Mainz
an, wo er als Bildhauer Arbeit findet; so müssen wir
wenigstens annehmen, da er zwei und ein halbes Jahr
dort leben konnte, bevor ihm 1767 die Berufung nach
Höchst ein festes Einkommen gewährte.
1764 wurde ihr Betrieb wieder in Frage gestellt und
hörte nur deshalb nicht auf, weil der 1764 zur Re-
gierung gelangte Kurfürst Emerich josepli von Mainz
eine Aktiengesellschaft gründete, die die Manufaktur
iibernahm. Zunächst bbeb der alte Direktor, blieb auch
der bisherige Modellmeister Laurentius Russinger im
Amt. Der letztere war kein gelernter Bildhauer. Er
hatte das Modellieren in der Manufaktur gelernt. Erst
1766 verließ er ITöchst, um in Zweibrücken der Manu-
faktur des Herzogs Christian IV. von der Pfalz zu
ihren ersten Erfolgen zu verhelfen. Ein laufender
Knabe und ein laufendes Mädchen, die er dort mo-
dellierte, zeigen uns, was er vermochte.
288
Von
Kurt Röder-Darmstadt
Der meistgenannte Modellmeister der knrmain-
zischen Porzellanmanufaktur zu Plöchst arn Main ist
Johann Peter Melchior. Er war 25 Jahre alt, als er
1767 sein Amt übernahm. Ein Sohn armer Leute,
wurde er am 14. Oktober 1742 zu Lindorf im Herzog-
tum Berg getauft und verwaistc sechzehnjährig im
Jalire 1758. Als Hütejunge fristete er sein Leben. Ein
unbekannter Glücksfall fiihrte ihn nach der Eltern
Tod in eine unbekannte Bildhauerwerkstatt nach
In Höchst bestand seit 1746 eine Manufaktur, in der
seit 1750 Porzellan hergestellt wurde. Nacli einer Zeit
der Blüte wurde sie durcli den betrügerischen Bankrott
des derzeitigen Besitzers 1756 sti'llgelegt und ruhte
bis 1759. Unter erschwerten Bedingungen — das Por-
zellan der Konkursmasse wurde von den Gläubigern
wälirend der folgenden Jalire zu Sclileuderpreisen auf
den Markt gebracht — begann 1759 in Höclist aufs
neue die Porzellanmanufaktur zu arbeiten. Alier schon
Tschinellenschlagender Chinese Chinese mit Serpent J. P. Melchior 1770
H. 17,5 cm H. 19 cm Knabe als Sultan, H. 19 crn
(Nr. 296, Taf. 54a) (Nr. 294, Taf. 54c) (Nr. 582, Taf. 71a)
Düsseldorf, die er bald verließ, um in Aachen bei dem
Bildhauer Boos zu arbeiten. Da soll er, ein Zwanzig-
jähriger, also um 1762, daran gedacht haben, zu seiner
weiteren Ausbildung nach Paris zu gelien, wo er aber
nie ankam. Wahrscheinlich gelangte er nur bis Lüttich.
Jedenfalls lenkte er seine Schritte dann nacli Köln,
von wo er nach kurzer Zeit weiter rheinaufwärts nach
Koblenz wanderte, um auch hier keine Rulie zu finden.
Ein Dreiundzwanzigjähriger, langt er 1765 in Mainz
an, wo er als Bildhauer Arbeit findet; so müssen wir
wenigstens annehmen, da er zwei und ein halbes Jahr
dort leben konnte, bevor ihm 1767 die Berufung nach
Höchst ein festes Einkommen gewährte.
1764 wurde ihr Betrieb wieder in Frage gestellt und
hörte nur deshalb nicht auf, weil der 1764 zur Re-
gierung gelangte Kurfürst Emerich josepli von Mainz
eine Aktiengesellschaft gründete, die die Manufaktur
iibernahm. Zunächst bbeb der alte Direktor, blieb auch
der bisherige Modellmeister Laurentius Russinger im
Amt. Der letztere war kein gelernter Bildhauer. Er
hatte das Modellieren in der Manufaktur gelernt. Erst
1766 verließ er ITöchst, um in Zweibrücken der Manu-
faktur des Herzogs Christian IV. von der Pfalz zu
ihren ersten Erfolgen zu verhelfen. Ein laufender
Knabe und ein laufendes Mädchen, die er dort mo-
dellierte, zeigen uns, was er vermochte.
288