Kleinkunst aus der deutscken Renaissance: eine Standuhr mit
Automatenwerk (wahrscheinlich Augsburger Stammes), eine
Kassette, die früher im Besitz der Kaiserin Friedrich war. Und
so geht hier die Reihe bis ins 18. Jahrhundert, bis zu dem großen
deutschen Goldschmied Elias Adam, der in der Sammlung Victor
Hahn mit einem einzig dastehenden Werk, einer Toilette aus
Silber, vertreten ist.
Barockmöbel reihen sich an, italienische und deutsche Stiihle
wechseln mit spanischen Arbeiten. Ein besonderes Prunkstück
ist der Medici-Tisch, der einst im Besitz des Prinzen Demidoff
war. Und aRe diese Stücke — wir können nicht alle aufzählen —
sind innerhalb des Katalogs genau beschrieben. Aber eins
möchte ich doch hervorheben: neben den vielfältigen deutschen
und italienischen Kandelabern in Holz und Metall sehen wir
eine ganz bedeutende Reihe von französischen Bronze-Kande-
labern des 18. Jahrhunderts, die die Iland eines Gouthiere,
eines Clodion und eines Thomire verraten. Thomires zwei Kan-
delaber, die anläfilich des Besuches von Benjamin Franklin in
Paris 1776 von der Stadt Paris in Auftrag gegeben wurden, bil-
den für sich ein historisches wie kunsthistorisches Kapitel. Und
um die Reihe seines Kunstgewerbes auch entwicklungsgeschicht-
lich fortzusetzen, hat Victor Hahn noch eine Reihe von Arbeiten
des französischen und deutschen Empire erworben. Und diese
Reihe schliefit mit einer aus den vielen Kronleuchtern der Samm-
lung hervorleuchtenden Kristallkrone im Stil des Karl Friedrich
Schinkel.
Deutsch-französische Auktion in Paris
Französische Meisterwerke aus deutsclien Sammlungen
Am 9. Juni werden bei Georges Petit in Paris Meisterwerke der
französischen Kunst des 19. Jahrhunderts, die aus den deutschen
Privatsammlungen S. S. stammen, durch Paul Cassirer in Berlin
gemeinsam mit den Franzosen Joseph Hessel und Etienne Bignou
versteigert werden. Durch dieses Unternehmen wird zweifellos
die Verbindung des deutschen Kunsthandels mit dem franzö-
sischen gefestigt und darnit auch die deutsch-französische Ver-
ständigung gefördert.
Es geht hier um französische Meisterbilder, die cinst aus Frank-
reich nach Deutschland gekommen waren und hier zum Ruhm
der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts beitrugen. Deut-
sche Kunstschriftsteller, wie Erich Klossowsky, Eduard Fuchs,
J. Meier-Graefe, haben die meisten von diesen Bildern in ihren
Büchern publiziert. Im ganzen handelt es sich um 31 Nummern,
die aber auserlesene Qualitäten vorstellen. Zunächst werden
Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen von Daumier bis Degas und
Cezanne ausgeboten. An diese reihen sich dann bedeutende Bil-
der von Corot, Courbet, Delacroix, Daumier, Monet, Pissaro,
Cezanne, Renoir und van Gogh.
Die beiden Corot, „Meditation“ und „La poesie“, sind längst
gewürdigt. „La poesie“ kam einst aus der berühmten Pariser
Sammlung Henry Rouart, die 1911/12 in Paris versteigert worden
ist, zu Adolph Rothermund nach Dresden wanderte und später
von Leo Lewin in Breslau angekauft wurde. Und bei Rother-
mund befand sich auch die „Odalisque“ des Delacroix, die ehe-
mals in der weltberühmten Sammlung Cheramy war und 1908 in
Paris zur Versteigerung kam.
Unter andern ist Renoir mit mehreren Werken vertreten. Seine
Hauptstücke sind ,Venise Gondole sur le grand canal“ und „Le
pont dcs Arts“. Aus dem Werk des Monet sind die überall be-
kannte Landschaft vom Jahre 1874 „La Seine ä Argenteuil“ aus-
geboten worden. Van Gogh ist mit seinem vielbesprochenen be-
kannten Bild „Arles, le pont de trinquetaille“ repräsentiert. Dieser
van Gogh hing einst bei Madame van Gogh-Bonger in Amsterdam
und ging später zu dem deutschen Sammler Walter Heymel. Es
ist übrigens das gleiche Meisterwerk, das der unvergessene Hugo
von Tschudi für die National-Galerie erwarb, das er aber nicht
ausstellen durfte, weil damals von „hoher Stelle“ ein Verbot
gegen die Erwerbung moderner französischer Kunst erlassen
wurde.
Meister des Kupferstichs
Die Auktionen bei Boerner in Leipzig
Mit besonderer Spannung sah man diesmal der Versteigerung
der Sammlung des Grafen Yorck von Wartenburg und der
Zeichnungen aus der Eremitage bei C. G. Boerner in Leipzig
entgegen. Der Erfolg war erstaunlich. Es wurde lebhaft ver-
kauft, fast konnte man sagen ausverkauft. Die Preise, die im
ganzen noch weit über den Friedenspreisen liegen, erreichten
eine Höhe, die etwa der Bewertung im Jahre 1926 entspricht,
bei den grofien Raritäten des 13. Jahrhunderts und den besten
Qualitäten von Diirer und Rembrandt gab es aber auch diesmal
wieder Preise, an die man damals noch nicht dachte, so 21 000
Reichsmark für den „Ritter, Tod und Teufel“ von Dürer, 18 500
Reichsmark für ein „Marienleben“, 12 500 RM. für die „Geburt
Christi“ des Meisters E. S„ 13 500 RM. für „Christus erscheint
der Magdelena“ von Schongauer, 23 000 RM. für die „drei Kreuze“
Rembrandts. Der höchste Preis der Auktion wurde aber niclit
für einen Stich, sondern für das herrliche Aquarell Gabriel
de Saint-Aubins, die „Armide“, bezahlt, für die ein Amerikaner
gegen stärkste französische Konkurrenz 37 000 RM. bezahlen
mufite.
Das schöne Dürer-Werk der Sammlung Yorck erregte von den
eigentlichen alten Meistern das gröfite Interesse, und es wurde
durchweg zu guten Preisen verkauft, beginnend mit 14 000 RM.
für „Adam und Eva“, bis zu den 7500 RM. für eine frühe Ausgabe
der Apokalypse. Nur ganz wenige Nummern blieben zurück.
Ähnlich lag es bei Schongauer und dem Meister E. S. Aber auch
die einzelnen seltenen Blätter anderer Meister des 15. Jahr-
hunderts fanden fast ausnahmslos ihren Käufer. Die Stiche der
deutschen Kleinmeister und andere kleinere Werte waren wenig
begehrt. Lebhaf't dagegen bot man wieder die deutsclien Holz-
schnitte der Sammlung.
Eine besondere Sensation ergab dafe Angelmt einer Sammlung
früher niederlänclischer Holzschnitte. Um diese künstlerisch oft
derben, aber überaus seltenen Blätter erhob sich Nummer für
Nummer ein lebhafter Kampf. Holland erwarb sie alle, mufite
aber bis zum Vier- bis Sechsf'achen der erwarteten Preise dafür
bezahlen.
Eine Partie französischer Farbstiche und Schweizer Ansichten
bildete den gfeichfafls sehr begehrten Schfuß dieses Kataiogs.
In einem Nachtrag wurden nochmals kostbare Dürer-Blätter
und zu durchweg entsprechenden Preisen, wie bei Yorck, ver-
kauft, ohne dafi sich die Aufnahmefähigkeit des Publikums er-
schöpfte. Sie erhob sich vielmehr zufetzt gegenüber einer kleinen
Serie feinster Radierungen Rembrandts zu intensivem Bieten und
lebhafter Konkurrenz um die Hauptstücke.
Ais tags darauf die Versteigerung der Leningrader f'ranzö-
sisclien Zeiclinungen des 18. Jährhunderts begann, war das
grofie Hufeisen in dem schönen Auktionssaai des Leipziger
Museums wiederum dicht besetzt. Diesmal standen sich eine
Gruppe Pariser Händler und Schweizer Sammler scharf gegen-
über. Als weitere Konkurrenz trat die versteigernde Firrna mit
Automatenwerk (wahrscheinlich Augsburger Stammes), eine
Kassette, die früher im Besitz der Kaiserin Friedrich war. Und
so geht hier die Reihe bis ins 18. Jahrhundert, bis zu dem großen
deutschen Goldschmied Elias Adam, der in der Sammlung Victor
Hahn mit einem einzig dastehenden Werk, einer Toilette aus
Silber, vertreten ist.
Barockmöbel reihen sich an, italienische und deutsche Stiihle
wechseln mit spanischen Arbeiten. Ein besonderes Prunkstück
ist der Medici-Tisch, der einst im Besitz des Prinzen Demidoff
war. Und aRe diese Stücke — wir können nicht alle aufzählen —
sind innerhalb des Katalogs genau beschrieben. Aber eins
möchte ich doch hervorheben: neben den vielfältigen deutschen
und italienischen Kandelabern in Holz und Metall sehen wir
eine ganz bedeutende Reihe von französischen Bronze-Kande-
labern des 18. Jahrhunderts, die die Iland eines Gouthiere,
eines Clodion und eines Thomire verraten. Thomires zwei Kan-
delaber, die anläfilich des Besuches von Benjamin Franklin in
Paris 1776 von der Stadt Paris in Auftrag gegeben wurden, bil-
den für sich ein historisches wie kunsthistorisches Kapitel. Und
um die Reihe seines Kunstgewerbes auch entwicklungsgeschicht-
lich fortzusetzen, hat Victor Hahn noch eine Reihe von Arbeiten
des französischen und deutschen Empire erworben. Und diese
Reihe schliefit mit einer aus den vielen Kronleuchtern der Samm-
lung hervorleuchtenden Kristallkrone im Stil des Karl Friedrich
Schinkel.
Deutsch-französische Auktion in Paris
Französische Meisterwerke aus deutsclien Sammlungen
Am 9. Juni werden bei Georges Petit in Paris Meisterwerke der
französischen Kunst des 19. Jahrhunderts, die aus den deutschen
Privatsammlungen S. S. stammen, durch Paul Cassirer in Berlin
gemeinsam mit den Franzosen Joseph Hessel und Etienne Bignou
versteigert werden. Durch dieses Unternehmen wird zweifellos
die Verbindung des deutschen Kunsthandels mit dem franzö-
sischen gefestigt und darnit auch die deutsch-französische Ver-
ständigung gefördert.
Es geht hier um französische Meisterbilder, die cinst aus Frank-
reich nach Deutschland gekommen waren und hier zum Ruhm
der französischen Malerei des 19. Jahrhunderts beitrugen. Deut-
sche Kunstschriftsteller, wie Erich Klossowsky, Eduard Fuchs,
J. Meier-Graefe, haben die meisten von diesen Bildern in ihren
Büchern publiziert. Im ganzen handelt es sich um 31 Nummern,
die aber auserlesene Qualitäten vorstellen. Zunächst werden
Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen von Daumier bis Degas und
Cezanne ausgeboten. An diese reihen sich dann bedeutende Bil-
der von Corot, Courbet, Delacroix, Daumier, Monet, Pissaro,
Cezanne, Renoir und van Gogh.
Die beiden Corot, „Meditation“ und „La poesie“, sind längst
gewürdigt. „La poesie“ kam einst aus der berühmten Pariser
Sammlung Henry Rouart, die 1911/12 in Paris versteigert worden
ist, zu Adolph Rothermund nach Dresden wanderte und später
von Leo Lewin in Breslau angekauft wurde. Und bei Rother-
mund befand sich auch die „Odalisque“ des Delacroix, die ehe-
mals in der weltberühmten Sammlung Cheramy war und 1908 in
Paris zur Versteigerung kam.
Unter andern ist Renoir mit mehreren Werken vertreten. Seine
Hauptstücke sind ,Venise Gondole sur le grand canal“ und „Le
pont dcs Arts“. Aus dem Werk des Monet sind die überall be-
kannte Landschaft vom Jahre 1874 „La Seine ä Argenteuil“ aus-
geboten worden. Van Gogh ist mit seinem vielbesprochenen be-
kannten Bild „Arles, le pont de trinquetaille“ repräsentiert. Dieser
van Gogh hing einst bei Madame van Gogh-Bonger in Amsterdam
und ging später zu dem deutschen Sammler Walter Heymel. Es
ist übrigens das gleiche Meisterwerk, das der unvergessene Hugo
von Tschudi für die National-Galerie erwarb, das er aber nicht
ausstellen durfte, weil damals von „hoher Stelle“ ein Verbot
gegen die Erwerbung moderner französischer Kunst erlassen
wurde.
Meister des Kupferstichs
Die Auktionen bei Boerner in Leipzig
Mit besonderer Spannung sah man diesmal der Versteigerung
der Sammlung des Grafen Yorck von Wartenburg und der
Zeichnungen aus der Eremitage bei C. G. Boerner in Leipzig
entgegen. Der Erfolg war erstaunlich. Es wurde lebhaft ver-
kauft, fast konnte man sagen ausverkauft. Die Preise, die im
ganzen noch weit über den Friedenspreisen liegen, erreichten
eine Höhe, die etwa der Bewertung im Jahre 1926 entspricht,
bei den grofien Raritäten des 13. Jahrhunderts und den besten
Qualitäten von Diirer und Rembrandt gab es aber auch diesmal
wieder Preise, an die man damals noch nicht dachte, so 21 000
Reichsmark für den „Ritter, Tod und Teufel“ von Dürer, 18 500
Reichsmark für ein „Marienleben“, 12 500 RM. für die „Geburt
Christi“ des Meisters E. S„ 13 500 RM. für „Christus erscheint
der Magdelena“ von Schongauer, 23 000 RM. für die „drei Kreuze“
Rembrandts. Der höchste Preis der Auktion wurde aber niclit
für einen Stich, sondern für das herrliche Aquarell Gabriel
de Saint-Aubins, die „Armide“, bezahlt, für die ein Amerikaner
gegen stärkste französische Konkurrenz 37 000 RM. bezahlen
mufite.
Das schöne Dürer-Werk der Sammlung Yorck erregte von den
eigentlichen alten Meistern das gröfite Interesse, und es wurde
durchweg zu guten Preisen verkauft, beginnend mit 14 000 RM.
für „Adam und Eva“, bis zu den 7500 RM. für eine frühe Ausgabe
der Apokalypse. Nur ganz wenige Nummern blieben zurück.
Ähnlich lag es bei Schongauer und dem Meister E. S. Aber auch
die einzelnen seltenen Blätter anderer Meister des 15. Jahr-
hunderts fanden fast ausnahmslos ihren Käufer. Die Stiche der
deutschen Kleinmeister und andere kleinere Werte waren wenig
begehrt. Lebhaf't dagegen bot man wieder die deutsclien Holz-
schnitte der Sammlung.
Eine besondere Sensation ergab dafe Angelmt einer Sammlung
früher niederlänclischer Holzschnitte. Um diese künstlerisch oft
derben, aber überaus seltenen Blätter erhob sich Nummer für
Nummer ein lebhafter Kampf. Holland erwarb sie alle, mufite
aber bis zum Vier- bis Sechsf'achen der erwarteten Preise dafür
bezahlen.
Eine Partie französischer Farbstiche und Schweizer Ansichten
bildete den gfeichfafls sehr begehrten Schfuß dieses Kataiogs.
In einem Nachtrag wurden nochmals kostbare Dürer-Blätter
und zu durchweg entsprechenden Preisen, wie bei Yorck, ver-
kauft, ohne dafi sich die Aufnahmefähigkeit des Publikums er-
schöpfte. Sie erhob sich vielmehr zufetzt gegenüber einer kleinen
Serie feinster Radierungen Rembrandts zu intensivem Bieten und
lebhafter Konkurrenz um die Hauptstücke.
Ais tags darauf die Versteigerung der Leningrader f'ranzö-
sisclien Zeiclinungen des 18. Jährhunderts begann, war das
grofie Hufeisen in dem schönen Auktionssaai des Leipziger
Museums wiederum dicht besetzt. Diesmal standen sich eine
Gruppe Pariser Händler und Schweizer Sammler scharf gegen-
über. Als weitere Konkurrenz trat die versteigernde Firrna mit