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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 13./​14.1931/​32

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Oktoberheft
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Donath, Adolph: Der Tod des Lesser Ury
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https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0041

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gessenen Zürcher Knnsthistorikers Trog erworben
und der Kunsthalle seiner Yaterstadt Görlitz ge-
schenkt hat. Die Zeichnung zu seinem gewaltigen
„Jeremias“ reicht ebenfalls nocli in den Anfang der
achtziger Jahre. Und neben seinen sozialphilosophi-
sclien Bildern liaben die rein biblischen Stiicke die
innere Größe seiner Monumentalkunst. Ury hält die
Gestalt Moses in zahlreichen Yarianten fest, wohl am
eindringlichsten in dem Deckengemälde „Moses be-
schwört die Finsternis“, das er 1910 fiir das Haus von

Ftihrung dieses großen Meisters ernannte die Secession
den Maler Uesser Ury im jahre 1921 zu ilirem Ehren-
mitglied. Aber dieses Wachsen seines Namens, das
auch Uudwig Justi, dem Ueiter der Nationalgalerie, zu
danken ist, der die Bedeutung Urys erkannt hat, er-
neuerte in dem Maler die alte Uust zum Wandern.
1926 reiste er nach Uondon. Iiier sah er sich der Welt-
stadt-lradition gegenüber. Während ihn an seinem
Berlin das Werden der GroBstadt lockt, ihr stetig an-
schwellendes Straßengetriebe mit dem immer mehr

Georg und Franka Minden in Berlin vollendet hat.
Der Kontrast zwischen dem Blau, das er zur Darstel-
lung der Nebel- und Dunkelheitsschleier in vielfälti-
gen Nuancen hinsetzt, und deiu bestrickenden Sonnen-
gelb, das die Mosesfigur umfließt, wird hier mit einer
Lebendigkeit gegeben, wic sie nur sein angeborener
koloristischer Sinn aufbringen konnte.

Anschluß hat Lesser Ury niemals gesucht. Einsarn
wandelte er und unbekümmert um die „Mode“ in der
Kunst seine Wege, bis eines Tages (1913) Lovis Co-
rinth die Leitung der Berliner Secession übernahm.
Und Corinth war es, der Ury heranzog, und unter der

uni sich greifenden kiinstlichen Licht, tauchen an dcr
Themse die großen Bauten, Palais, Häuserblocks wie
Märchen vor ihm auf und sind ihm bloß Silhouetten
inmitten der aus Sonne und Wasserdampf geborenen
Luftspiegelungen. Turner, sagte ich einmal, hat Monet
vorausgeahnt, Monet den Ury.

Und 1928 hat Ury, nacli 45 Jahren, Paris wieder-
gesehen, und seine Pariser Bilder von 1928 schiencn
uns wieder Flöhepunkte seines unermüdlichen Schaf-
fens. Ury ist nicht Architekturmaler. Er liebt natürlich
die Notre Dame und ihre frühe Gotik, aber er malt sie
so, wie er sie fühlt, gleichsam als Teilchen der Luft
 
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