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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 13./​14.1931/​32

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Oktoberheft
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Neue Gemäldegalerie in Dresden / Kunstauktionen / Kunstausstellungen in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0070

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kammer, das ärgste wohl das Familienbild von 1923, die drei
vertrockneten spießl)iirgerlichen Menschen in einem unsäglich
kitschigen Zimmer. Alle Wut gegen das lebensfeindliche Phi-
listertum, allc psychische Krankheit der in dieser Zeit jungen
Menschen schreit liier seine Anklage von den Wänden.

Aus einer freundlicheren Wclt stammen die selten schönen
Kunstgläser, die die Wiirttembergische Metallwarenfabrik Geis-
lingen-Steige als neue Erfindung im Lichthof des ehernaligen
Kunstgemerbemuseums vorführt. In dcr Glasmasse gefärbt und
vollkomraen handwerklich hergestellt ist jedes Stück ein Uni-
kum. Bisher konnte nur in Uberfangtechnik oder durch Be-
malung eine örnamentierung des Glases bewirkt werden. Hier
erfolgt tlie Färbung mit allen Znfä11 igkeiten des Yerfließens in
der l'liissigen Masse und ist so ein Zwischending zwischen Natur-
und Kunstprodukt. Die Formen sind den besten Erzeugnissen
ostasiatischer Gefäßbildnerei an die Seite zu stellen. Die Farben
sind herrlich. Nur dort, wo Anklänge an Marmor entstehen,
bleibt die künstlerische Wirkung aus. Auch die Yerbindung
dieser Färbetechnik mit Uberfangschnitt ist sehr reizvoll.

Dora Landau.

Chemnitz

Die Kunsthüüe veranstaltet im November zum 30. Geburtstage
des in Chemnitz lebenden Künstlers Gustav Schafl'er eine um-
fangreiche Ausstellung seiner Werke von 1908—1931. Der Katalog
führt bei 12 Abbildungen 150 Nummern auf. Schaffer kommt
aus dem Kunstgewerbe, speziell aus der für Chemnitz wichtigen
Musterzeichnerei, ist Schüler der ehemaligen Dresdner Kunst-
gewerbeschule unter Kleinhempel, Häbler, Rade. Frühzeitig stellt
er sich auf eigene Füße. Seine starke zeichnerische Begabung
erweckt das Interesse von Greiner und Klinger, der ihm kurz vor
dem Kriege in Verbindung mit der Verleiluing der Staatsmedaille
einen Gastaufenthalt in der Villa romana ermöglicht. Die floren-
tinische Malerei des Quatrocento iibt auf Schaffer einen nach-
haltigen Eindruck aus, wie später die altdeutschen Meister, vor-
nehmlich Dürer. Seine Arbeiten, bei denen er Tempera bevorzugt,
erhalten so um diese Zeit einen „neusachlichen“ Zug, noch ehe
das Wort stilbegrifflich gefaßt ist. Scine dekorative Begabung
findet in der Gelegenheitsgraphik, vornelnnlich im Plakat und
Exlibris und im Wandbild, einen Niederschlag.

Callot: Die kleine Ansicht von Paris oder Der Sklavenmarkt.
Auktion bei Hollstein & Puppel, Berlin

Eine neue Ausstellungsform der Berliner Staatlichen Museen
bereitet der Generaldirektor der Staatlichen Museen vor. Meister-
werke aus den verschiedenen Museumsabteilungen sollen unter
wechselnden Gesichtspunkten zu kleinen Eliteausstellungen ver-
einigt werden. Jede Ausstellung wird etwa 2 Monate dauern.
Auf diese Weise wird das starre Gefüge der Museen gelockert,
und erlesene Kunstwerke sollen zeitweise herausgelöst werden, so
daß sich das tiber Raum und Zeit Verwandte im Rahmen einer
Ausstellung zusammenfindet. Diese Sonderausstellungen sollen
schließlich auch das Publikum daran gewöhnen, wenige Werke
eindringlich zu betrachten.



Die Berliner Malerin Maria May, die durch ihre originellen
Schaufensterrückwände, Tapeten, Stoffe als künstlerischer
Pionier im Textilwesen auch vom Ausland, besonders von
Amerika anerkannt ist, wurde vom Dierig-Konzern als künst-
lerischer Beirat berufen. Maria May ist übrigens die Schöpferin
der phantasievollen Entwürfe für die Mosaiken des Lloyd-
Dampfers „Bremen“, die seinerzeit im „Kunstwanderer“ publi-
ziert worden sind.

Dresden

Sächsischer Kunstverein: Die Preisrichter des Wettbemerbs
untcr Liebhaberphotographen, den der Kunstverein für photo-
graphische Aufnahmen in seiner Ausstellung „Das Kunstwerk
im Raum“ ausgeschrieben hatte, verteilten die Preise wie folgt:
1. Preis (Professor Otto Fischer „Die Reitherspitze, Nordtirol“,
Aquarell). Preisträger: Gerhard Güntzel, Kennwort Innenarchi-
tektur. II. Preis (Georg Gelbke „Zwei Welse“, Aquarell). Preis-
träger: Ernst Tüngethal, Kennwort Rugard. III. Preis (Lovis
Corinth „Das kranke Kind“, Radierung). Preisträger Felix Martin,
Kenntwort Kovita. IV. Preis (Max Slevogt „Sieben auf einen
Streich“, Lithograpliie). Preisträger: Gustav Lüdecke, Kennwort
333. V. Preis (graphisches Blatt nach Wahl). Preisträger: W. Heinss,
Kennwort Freihand.

Leipzig

Der Leipziger Kunstverein zeigt von Ende Oktober bis Mitte
November drei Leipziger Künstler: Erich Gruner, Gesamtaus-
stellung, Ernst Hassebrauk, Franz Nitsche-Nietsche.

Redaktionsschluß für das Novemberheft 8. November. — — —--Redaktionsschluß für das Dezemberheft 3. Dezember.

Herausgeber und verantwortl. Leiter: Adolph Donatli, Berlin-Schöneberg. / Verlag: „Der Kunstwanderer“, G. m. b. H„ Berlin.
Redaktion: Berlin SW 68, Neuenburger Str. 8. — Druck: Buchdruckerei Gustav Ascher G. m. b. H„ Berlin SW 68.

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