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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 13./​14.1931/​32

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Dezemberheft
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Erdmann, Kurt: Neuerwerbungen der Islamischen Kunstabteilung der Staatlichen Museen zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0104

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scher Zeit annehmen, während die vier anderen, nnter
ihnen aucli das erste Berliner Stück, wiederum Arbei-
ten der friihislamischen Zeit im sasanidischen Stil sein
diirften. Die zweite dcr von Berlin erworbenen Schalen
(Abb. 4) fällt durch ihre Technik aus der Gruppe lier-
aus. Sie ist wesentlich inassiver gearbeitet als die
andern und nicht getrieben, sondern mit einer sehr
reichen und lebendigen Ritzzeichnung dekoriert, bei

der besonders im Spiegel die Darstellung eines Ge-
bäudes auffällt. Der rein sasanidische Charakter aller
Formen dürfte ihre Entstehung im 4. oder 5. Jahr-
hundert n. Chr. sichern.

Größer ist die Zahl von Bronzearbeiten in Tierform,
die vermutlich ursprünglich als Räuchergefäße und
Wasserbehälter (Aquamanile) gedient haben. Sie be-
finden sich, da sie durchweg auf russisch-asiati-
schem Boden zum Vorschein gekommen sind, aüe in
Leningrad, bzw. Moskau, und sind ausnahmslos

in nachsasanidischer Zeit entstanden. Das einzige
Exemplar in westeuropäischem Museumsbesitz ist
der kiirzlich von der Islamischen Kunstabteilung
erworbene taubenartige Vogel, der einst als Räucher-
gcfäß gedient haben muß uud der unter diesen in
ihrer eigenwilligen Umdeutung naturalistischer For-
men ins Phantastische selir eindrucksvollen Stücken
künstlerisch wohl das bedeutendste ist. Die Ilervor-

hebung der den ganzen Körper bedeckenden feinen
Gravierung durch eingehämmerten Kupferdraht, so-
wie die Umbildung der ihrer Herkunft nacli vorwie-
gend sasanidischen Formen dieser Gravierung, die
unmittelbar zu Formen überleitet, wie sie kürzlich bei
einer Reinigung auf der in Abusir gefundenen früli-
islamisch-persischen Prunkkanne im Musee Arabe in
Kairo zum Vorschein gekommen sind, sprechen ein-
deutig für eine Entstehung in nachsasanidischer Zeit.
Wahrscheinlich handelt es sicli um eine ostpersische

Abb. 5.

Oberteil eines unglasierten Krnges
Mesopotamien, 12.—13. Jahrh.

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