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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 13./​14.1931/​32

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Dezemberheft
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Pauly, Erich B.: Bild, Rahmen und Wand: eine kurze Betrachtung, praktische Winke
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Poglayen-Neuwall, Stefan: Eine Krakauer Kilimweberei
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https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0113

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Folie gibi, welclie die farbige Domiiiante des betref-
fenden Gemäldes in glücklicher Weise ergänzt und
gleichzeitig aucli zum Wandton paßt. lch sah solcher
Stoffbahnen mehrere innerhalb eines Raumes, welclie
wegen ihrer vermittelnden Eigenschaft durchaus nicht
störten. Es wundert mich, daß dieser gangbare Aus-
weg neuerdings so wenig beschritten wird.

Yieles liebe sich nocli tiber Bild, Rahmen und Wand
sagen, zumal iiber das Hängen der Gemälde: Über die

Verteilung im Raum, über Einhaltung gröBerer und
kleinerer Zwischenräiime, Ausschaltung der Kon-
kurrenz, iiber Augenhöhe, Beleuchtung usw., über
diese Welt der ungeschriebenen Gesetze und Kompro-
misse, iiber die Unzahl der Probleme, für deren
Eösung, wenn überhaupt, es keine allgemeingültigen
Rezepte gibt, wo nur persönlicher Geschmack, ge-
paart mit feinem künstlerischen Gefühl, das Rechte
trifft.

Eine Krakauer Kilimweberei

Von

Stephan Poglayen-Neuwall

Der Südosteuropäische Kilim, der in Polen ebenso
w ie in der Ukraine und in Rumänien zu Hause ist, gilt
als ein Erzeugnis bodenständiger Volkskunst, dessen
Dekor freilich auch orientalische und westliche Ein-
flüsse aufweist. Nelieu niittels waagrechter WebstühJe
liergestellten Kilims — die ursprüngliche volkstüm-
Jiclie Ilerstellungsweise, die freilich den Dekor Be-
scJiränkungen unterwirft, da sie eine waagrechte oder
schiefe Zeiclinung vorzieht — werden aucli Kilims
mittels senkrecliter Webstühle angefertigt, wie sie
scJion an den polniscJien Edelhöfen des 18. jahrliun-

derts bevorzugt wurden, \veil sie eine größere Frei-
Jieit in der Verzierung ermöglichten. Für die Kette
wird meist Elanf, aucli l lachs verwendet, für den
SchuB Wollgarn. lm Gegensatz zn den orientalischen
Kilims sind die polnischen ohne Kettensclilitze gc-
würkt, so daß sicli eine organisclie Verbindung der
Farbenfläclien ergilit.

In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in
starkem Rückgang begriffen, Jiat die Kilimindustrie in
l3olen zu Beginn des 20. Jahrhunderts erneuten Auf-
scliwung genommen, dank des Interesses, welclies ilir

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