Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 13./14.1931/32
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https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0132
DOI issue:
Januarheft
DOI article:Servaes, Franz: Lesser Ury in der National-Galerie: die Gedenkausstellung
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sicli abspielendem Straßengewoge fesselten ilm un-
gemein. Auch liier vor allem mit den aufstachelnden
Effekten nächtlicher Beleuchtungen. Dann aber sali
sicli der Maler auch die Menschen näher an, die sicli
in solchem Raume befanden, Zeitung lesend sicli ver-
tieften, Parade saßen oder musterncl einancler stu-
tungsblatt oft nur als künstliches Abwehrschild vor
sich hinhält.
Und warum sollte ein Kiinstler dieser Art nicht auch
ein bemerkenswerter Porträtist sein? Leider hat man
Ury viel zu wenig Gelegenheit gegeben, sich als sol-
chen zu erweisen. Immerhin besitzen wir Aron ihm die
dicrten. Und man spiirt, es ist ein Menschenkenner,
der hier beobachtet, der die Pseudoeleganz gewisser
Damen ebenso unfehlbar durchschaut und darstellt,
Avie er aucli die Herrenwelt mit Sicherheit trifft, die
nach cles Tages Miihen einem Abenteuerchen nicht ab-
geneigt ist und ein breit auseinandergefaltetes Zei-
beiclen prominenten Bildnisse der Kritiker und Büh-
nenlenker Paul Schlentlier uncl Otto Brahni in ein-
clringlicher Charaktererfassung.
Vielleicht ani reinsten aber dokumentiert sicli der
Farbenpoet in den Blumenstiicken. Es gibt welche
darunter, die Avie JuAvelengeschmeide in bunt zu-
Ury, Leipziger Ptatz, 1889. Besitzer: Ernst Pincsonn, Berlin
gemein. Auch liier vor allem mit den aufstachelnden
Effekten nächtlicher Beleuchtungen. Dann aber sali
sicli der Maler auch die Menschen näher an, die sicli
in solchem Raume befanden, Zeitung lesend sicli ver-
tieften, Parade saßen oder musterncl einancler stu-
tungsblatt oft nur als künstliches Abwehrschild vor
sich hinhält.
Und warum sollte ein Kiinstler dieser Art nicht auch
ein bemerkenswerter Porträtist sein? Leider hat man
Ury viel zu wenig Gelegenheit gegeben, sich als sol-
chen zu erweisen. Immerhin besitzen wir Aron ihm die
dicrten. Und man spiirt, es ist ein Menschenkenner,
der hier beobachtet, der die Pseudoeleganz gewisser
Damen ebenso unfehlbar durchschaut und darstellt,
Avie er aucli die Herrenwelt mit Sicherheit trifft, die
nach cles Tages Miihen einem Abenteuerchen nicht ab-
geneigt ist und ein breit auseinandergefaltetes Zei-
beiclen prominenten Bildnisse der Kritiker und Büh-
nenlenker Paul Schlentlier uncl Otto Brahni in ein-
clringlicher Charaktererfassung.
Vielleicht ani reinsten aber dokumentiert sicli der
Farbenpoet in den Blumenstiicken. Es gibt welche
darunter, die Avie JuAvelengeschmeide in bunt zu-
Ury, Leipziger Ptatz, 1889. Besitzer: Ernst Pincsonn, Berlin