des Meisters. Von Fragonard das Delikateste und
Spriihendste an Geist, „Der Milchtopf“, in dem der
Maler auch den dem Strom der vergossenen Milcli
entfliehenden Traum des weinenden, hingefallenen
Mädchens (Perrette) mit hingehauchter Phantasie
schildert; das Porträt der Madame de Norenval, der
Vorleserin Marie Antoinettes, ist eine Sensation ersten
Ranges. Ein dezentes, unsagbar anmutiges Konterfei
einer Schönheit vom llofe von der Hand des Darstel-
lers transparentester Galanterie. Boilly, Chardin,
Danloux, Deshayes, Drouais, Gerard, Greuze (unter
anderen „Junges Mädchen mit Rose“!), Jeaurat, La-
bille-Guiard, Largilliere, Lepicie, Le Prince, Carle vau
M. Q. de la Tour: Presidentin de Rieux
Pastell, 116X90 cm
Loo, Mallet, Pater, Prudhon, Hubert Robert, Roslin,
Vigee Le Brun, Watteau (?), Watteau de Lille sind
als Einheimische mit hohen Leistungen vertreten. Daß
Guardi und Canaletto mit ihren Venezianer Glanz-
stticken in diesem Rahmen nicht fehlen, ist allzu ver-
ständlich. Aber auch die Engländer mit Lawrence,
Reynolds und Hoppner tragen hier das ihrige bei.
Ganz aus dem Rahmen fällt zeitlich, und dem hier ver-
folgten Ziele fremd, Rembrandts „Bileani und die
Eselin“; obwohl auch dieses Werk, von feinfiihlender
Hand eingeordnet, in dieser Atmosphäre immerhin
möglich wird. Das Bild war bis 1909 (?) in der Samm-
lung Gustav R. v. Hoschek-Prag. Es ist ein sehr frühes
Werk des Meisters (im Alter von etwa 20 Jahren ge-
schaffen), trägt jedoch in so hohem Maße die Merk-
male des Lehrers P. Lastman, daß es, obwohl von
Bode, Bredius und Martin als Rembrandt bestimmt,
von anderen (Hofstede de Groot) angezweifelt wurde.
Eraglos ein Werk von dokumentarischer Bedeutung4).
Skulpturen des dixhuitieme sind der französischen
Atmosphäre scliier unentbehrlich. Jndes, während in
andern Ländern alles und alle Ären mitunter auch
ein harmonisclies Ganzes ergeben können, ist dies in
Frankreicli noch Jieute nicJit gut möglich. OJiwohl die
französischen PJastiker ihre Kunst und ilire Konzep-
tionen zum größten Teile der Aniilce entlehnen, wird
meist fanatisch an dem Prinzip festgehalten, daß zu
französischen Interieurs des 18. JalirJmnderts lediglich
die Werke eines Clodion, Ealconet (sclilimmstenfalls
aucli die eines Ausländers der Zeit) usw. steJien könn-
ten, was ja eigentJicli clas kulturelle J3ild am klarsten
und anschauliclisten vervollständigt. Clodion liat liier
sowohl grazile Bacchantinnen und Fauninnen, als
auch meisterhaft konzipierte Modelle eines Grabmals
fiir einen Griffonhund beziehungsweise einer zwei-
Jienkligen Vase, iDeides aus gebranntem Ton, Falconet
unter anderem ein Exemplar in Marmor seines l^e-
rühmten „GarcJe ä vous“, cJes warnenden Amor, den
der Meister für Madame cle Pompadour (Louvre),
gescliaffen liat5). Eerner von Houdon, Lemire, Le-
moyne, Pajou (unter anderem Büste cler Marie-Antoi-
nette als Dauphine), die gewohnten, lebensvollen
Büsten, von Jean JosepJi Foucou und J. F. Saly clie
Gestalten einer schreitenden Bacchantin mit einem
Faunknaben auf der Schulter beziehungsweise eines
Fauns mit Ziege. Gestalten von griecliiscli edlen For-
men ins französisclie dixhuitieme übertragen. Vor
allem aber die bereits erwähnte Venus von Poncet,
die sicli der Louvre unbegreiflicherweise liat entgehen
lassen.
Daß in diesem Alilieu die preziösen BeispieJe Pari-
ser Bronzeuhren, in vergoldeter, fein bearbeiteter
Bronze montierter Vasen, formvollendeter Kamin-
garnituren, objets cle vitrine (das Feinste an Dosen
aus Edelmetall in mannigfacher Ausführungj scliwer
zu vermissen wären, ist klar. Diese Kleinigkeiten er-
gänzen, zusammen mit einer reichen Auswahl liervor-
ragender englischer Miniaturen des 18. Jalirhunderts,
clie Pariser öffentlichen Sammlungen auf das gün-
stigste.
Die Verwaltung des Musee Cognacq-Jay liegt nacli
den testamentarisclien Bestimmungen in den bewälir-
ten Händen des Kunsthändlers Edouard Jonas, dem
die pietät- und ungemein geschmackvolle Instand-
setzung und Adaptierung zu danken ist und aus des-
sen Besitz mancli kostlDares Stück lierrührt.
4) Ygl. Bode in Zeitschr. f. bild. Kunst XYII (1905) S. 9,
Th. v. Frimmel, Blätter f. Gem.-Kunde III, S. 45 bis 46 W.
Martin, Katalog Hoschek-Prag, 1907, Rosenberg und Valentiner,
Rembrandt 1909, S. 5, N. Beets, Onze Kunst 1912, S. 144, H. de
Groot, Holl. Maler VI, 1915, S. 20 u. 26 (aus d. prov. Katalog
d. Musee Cognacq-Jay).
5) Eine verkleinerte Wiederholung, gleichfalls in Marmor, ist
1770 auf der Yersteigerung La Live de Jully mit 1650 livres
bezahlt worden.
Spriihendste an Geist, „Der Milchtopf“, in dem der
Maler auch den dem Strom der vergossenen Milcli
entfliehenden Traum des weinenden, hingefallenen
Mädchens (Perrette) mit hingehauchter Phantasie
schildert; das Porträt der Madame de Norenval, der
Vorleserin Marie Antoinettes, ist eine Sensation ersten
Ranges. Ein dezentes, unsagbar anmutiges Konterfei
einer Schönheit vom llofe von der Hand des Darstel-
lers transparentester Galanterie. Boilly, Chardin,
Danloux, Deshayes, Drouais, Gerard, Greuze (unter
anderen „Junges Mädchen mit Rose“!), Jeaurat, La-
bille-Guiard, Largilliere, Lepicie, Le Prince, Carle vau
M. Q. de la Tour: Presidentin de Rieux
Pastell, 116X90 cm
Loo, Mallet, Pater, Prudhon, Hubert Robert, Roslin,
Vigee Le Brun, Watteau (?), Watteau de Lille sind
als Einheimische mit hohen Leistungen vertreten. Daß
Guardi und Canaletto mit ihren Venezianer Glanz-
stticken in diesem Rahmen nicht fehlen, ist allzu ver-
ständlich. Aber auch die Engländer mit Lawrence,
Reynolds und Hoppner tragen hier das ihrige bei.
Ganz aus dem Rahmen fällt zeitlich, und dem hier ver-
folgten Ziele fremd, Rembrandts „Bileani und die
Eselin“; obwohl auch dieses Werk, von feinfiihlender
Hand eingeordnet, in dieser Atmosphäre immerhin
möglich wird. Das Bild war bis 1909 (?) in der Samm-
lung Gustav R. v. Hoschek-Prag. Es ist ein sehr frühes
Werk des Meisters (im Alter von etwa 20 Jahren ge-
schaffen), trägt jedoch in so hohem Maße die Merk-
male des Lehrers P. Lastman, daß es, obwohl von
Bode, Bredius und Martin als Rembrandt bestimmt,
von anderen (Hofstede de Groot) angezweifelt wurde.
Eraglos ein Werk von dokumentarischer Bedeutung4).
Skulpturen des dixhuitieme sind der französischen
Atmosphäre scliier unentbehrlich. Jndes, während in
andern Ländern alles und alle Ären mitunter auch
ein harmonisclies Ganzes ergeben können, ist dies in
Frankreicli noch Jieute nicJit gut möglich. OJiwohl die
französischen PJastiker ihre Kunst und ilire Konzep-
tionen zum größten Teile der Aniilce entlehnen, wird
meist fanatisch an dem Prinzip festgehalten, daß zu
französischen Interieurs des 18. JalirJmnderts lediglich
die Werke eines Clodion, Ealconet (sclilimmstenfalls
aucli die eines Ausländers der Zeit) usw. steJien könn-
ten, was ja eigentJicli clas kulturelle J3ild am klarsten
und anschauliclisten vervollständigt. Clodion liat liier
sowohl grazile Bacchantinnen und Fauninnen, als
auch meisterhaft konzipierte Modelle eines Grabmals
fiir einen Griffonhund beziehungsweise einer zwei-
Jienkligen Vase, iDeides aus gebranntem Ton, Falconet
unter anderem ein Exemplar in Marmor seines l^e-
rühmten „GarcJe ä vous“, cJes warnenden Amor, den
der Meister für Madame cle Pompadour (Louvre),
gescliaffen liat5). Eerner von Houdon, Lemire, Le-
moyne, Pajou (unter anderem Büste cler Marie-Antoi-
nette als Dauphine), die gewohnten, lebensvollen
Büsten, von Jean JosepJi Foucou und J. F. Saly clie
Gestalten einer schreitenden Bacchantin mit einem
Faunknaben auf der Schulter beziehungsweise eines
Fauns mit Ziege. Gestalten von griecliiscli edlen For-
men ins französisclie dixhuitieme übertragen. Vor
allem aber die bereits erwähnte Venus von Poncet,
die sicli der Louvre unbegreiflicherweise liat entgehen
lassen.
Daß in diesem Alilieu die preziösen BeispieJe Pari-
ser Bronzeuhren, in vergoldeter, fein bearbeiteter
Bronze montierter Vasen, formvollendeter Kamin-
garnituren, objets cle vitrine (das Feinste an Dosen
aus Edelmetall in mannigfacher Ausführungj scliwer
zu vermissen wären, ist klar. Diese Kleinigkeiten er-
gänzen, zusammen mit einer reichen Auswahl liervor-
ragender englischer Miniaturen des 18. Jalirhunderts,
clie Pariser öffentlichen Sammlungen auf das gün-
stigste.
Die Verwaltung des Musee Cognacq-Jay liegt nacli
den testamentarisclien Bestimmungen in den bewälir-
ten Händen des Kunsthändlers Edouard Jonas, dem
die pietät- und ungemein geschmackvolle Instand-
setzung und Adaptierung zu danken ist und aus des-
sen Besitz mancli kostlDares Stück lierrührt.
4) Ygl. Bode in Zeitschr. f. bild. Kunst XYII (1905) S. 9,
Th. v. Frimmel, Blätter f. Gem.-Kunde III, S. 45 bis 46 W.
Martin, Katalog Hoschek-Prag, 1907, Rosenberg und Valentiner,
Rembrandt 1909, S. 5, N. Beets, Onze Kunst 1912, S. 144, H. de
Groot, Holl. Maler VI, 1915, S. 20 u. 26 (aus d. prov. Katalog
d. Musee Cognacq-Jay).
5) Eine verkleinerte Wiederholung, gleichfalls in Marmor, ist
1770 auf der Yersteigerung La Live de Jully mit 1650 livres
bezahlt worden.