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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 13./​14.1931/​32

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Januarheft
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Vondoerfer, P. E.: Das Musée Cognacq-Jay zu Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0143

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Das Resiimee der Eindrticke, die der Knnstwanderer
hier nnd an ähnliclren Pariser Stätten, wie zum Bei-
spiel in dem das liier besprochene glücklich ergän-
zende Musee Carnavalet, in sich aufnimmt:

Das 18. Jahrhundert lebt in den Franzosen nicht
nur in seiner spriihenden Tradition weiter, sondern
es liegt ihm — offenbar intuitiv — aucli im Blute.
Nicht allein, weil die Kunst des 18. Jahrhunderts in
Frankreich den Plöhepunkt erreichte, wird dort das
dixhuitieine von Fiebhabern bevorzugt, sondern auch
weil es den Franzosen noch lieute im Wesen steckt.
Fs ist also nicht Mode — geschweige denn vorüber-
gehende —, wenn dieser Epoche der Vorrang gegeben
wird, sondern vor allem erlebtes Einfühlen in die Welt
der Vorfahren dieses Zeitabschnittes. — Ich glaube,

der Gedanke: gäbe es kein Frankreich, dann wäre
aller Voraussicht nach das dixhuitieme ausgeblieben,
ist noch nicht erschöpfend genug formuliert worden.
Nirgends ist das Verständnis fiir eine Kunstepoche
der Vergangenheit noch so lebendig, wie das der Fran-
zosen ftir ihr Fand des 18. Jahrhunderts. Und das
liegt nicht lediglich irn sentimentalen Ein- und Er-
leben, sondern vor allem in der nocli heute dem Fran-
zosen verhafteten Chevalerie, Galanterie, Eleganz,
Freude an edler, sich auslebender Pracht — und dem
ganzen höfischen Wesensbeiwerk des dixhuitieme.
Jauchzende und hingebende Freude an der Kunst der
Glanzzeit —- nicht immer Eitelkeit und Spekulation
— ist das Feitmotiv dieser französischen Symphonien
mjt. fanatischer Fiebe zusammengetragener Kunst-
erzeugnisse.

Rembrandt: Bileam und die Eselin
Holz, 63X46,5 cm

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