Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 13./​14.1931/​32

DOI Heft:
Februarheft
DOI Artikel:
Born, Wolfgang: Türkische Kunst aus sieben Jahrhunderten: Ausstellung in der Wiener Secession
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0165

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Eingehende Beachtung verdienen die zahlreichen
Lederarbeiten, ans denen man allerlei Zubehör der
Kriegsausriistung machte. Das repräsentativste Stiick
ist eine Feldflasche aus dem Kunsthistorischen Mu-
seum. Die Ausstattung besteht in ausgeschnittenen
und aufgenähten Arabesken aus grlin und weifl ge-
färbtem Leder. — Einige goldene Schmucksachen aus
dem Museum für türkische und islamische Kunst
in Istanbul geben wenigstens eincn Begriff von der Art
der türkischen Goldschmiedesachen, die in der alten
Liiteratur gerlihmt werden, ohne daß wir heute noch
iiber bedeutende Originale verfiigten.

Von höchstem Reiz sind die Denkmäler der Schrift-
kunst, die mit einer Ausnahme — einem Ferman (Be-
fehl) des Sultans Selim III. — aus der Wiener Natio-
nalbibliothek stammen. Der Ferman selbst, eine tiir-
kische Leihgabe, vermittelt einen hohen Begriff von
dem selbst in der Spätzeit (um 1800) noch wachen
Stilgefiihl der tiirkischen Kalligraphen. Ebenfalls rein
ornamental, aber von blühendstem Reichtum der Er-
findung, ist eine Handschrift von Nädiris Königsbuch
aus dem XYII. Jahrhundert. (Schreiber: Derwisch
Ali; Nationalbibl. H. O. 73.) Aus der Reihe der illu-

strierten Werke verdienen hervorgehoben zu werden:
eine im Jahre 1575 vollendete Abschrift der „Ge-
schichte Suleimans des Großen“ von Nischändschi
Pascha (Nationalbibl. H. O. 41), sowie ein anonymes
genealogisches Werk, 1674—1687 von Maler Hassan
aus Istanbul geschrieben (Nationalbibl. A. F. 50). Das
erste der beiden Blicher enthält Illustrationen, die
sicli durch ihre dicht gedrängte Reihenkomposition
u nd biklerbogenhafte Starrheit von der persischen
Miniaturmalerei grundsätzlich unterscheiden, das
zweite zeigt Rundmedaillons auf goldenem Blumen-
muster, in denen die Halb- und Ganzfiguren der Herr-
scher sitzend dargestellt sind. Die Malart ist deutlich
europäisch beeinflußt. Abschließend sei auf die wun-
dervollen Bucheinbände verwiesen, die in Gold-
prägung und Blinddruck auf Leder alle die Ornament-
motive zusammenfassen, die wir auf den Fliesen.
Stoffen und Teppichen gesehen haben. (Beispiele:
Nationalbibl. II. O. 25 a. d. Ende des XVI. Jahrh. und
Mixt. 336 a. d. Ende des XVIII. Jahrh.) In solchen Lei-
stungen erhebt sich das türkische Kunstgewerbe zu
einer Vergeistigung, die weit iiber allem bloß, Deko-
rativen steht.

Prunkgewand, Türkei
 
Annotationen