Rundbild von J. M. Molenar zeichnet sich aus mit seiner kühlen
und gewiihlten Farbe, mit seinem flockig freien Yortrage. Der
Haarlemer Meister scheint hier, von Frans Hals angeregt, sich
selbst zu iibertreffen. Yon den beiden Teniers Bildern ist das mit
den Spielern ein ungewöhnlich fein durchdachtes Stück.
Unter den Bildern aus dem 18. Jahrhundert fesselt ein Rätsel.
Ich kann weder sagen, wer es gemalt hat, noch, was dargestellt
sei. Ein jugendlicher Kavalier und eine Dame bekränzen die
Biiste eines Mannes. Die Köpfe sind bildnishaft. Wem gilt die
Huldigung? Schwerlich dem französischen König Louis XV., wie
geglaubt worden ist., Jedenfalls ist die Malerei von reifer und
sicherer Meisterscliaft, 1760 etwa entstanden und eine glanzvolle
Dekoration, heiteres und elegantes Theater.
Grundsätzen gesammelt hat, oder ob er lediglich Prunkstücke
zum Wohle seiner Lieferanten angehäuft liatte.
Alle die Erwägungen fallen fort bei einer Versteigerung wie
die vorliegcnde, die anonym ist, die eine größere Menge von
Kunstgut historischer Epochen enthält, das ihre Besitzer der Not
der Zeit opfern müssen. Und doch lolint es sich, auch einem
solchen bescheidenen Katalog ein paar Worte zum Geleit mit-
zugeben. Man wird erstaunt sein, wie das zufällige Zusammen-
kommen des verschiedensten Materials dennoch eine gewisse
Geschlossenheit ergibt, die geeignet ist, den Eindruck hervor-
zurufen, es sei alles zusammen aus einer Hand, liebevoll und
mit Bedaclit gesammelt. Ein Beweis dafür, dafi gute Kunst, aueh
wenn sie nicht durch Expertisen abgestempelt ist, immer har-
Nicolas Maes, Bildnis einer
Dame. Gröfie 44X31 cm.
Mit Original-Ralimen. Ver-
steigerung von Gemälden
alter Meister und Antiqui-
täten aus dem Besitz des
Reg. - Baumeisters Adolf
Wollenberg bei Lepke in
Berlin, am 17. März 1932.
Das Kunstsammeln, wie jede Lebensäufierung, macht eine Krisis
durch. Die hier angebotenen Kunstwerke werden in Zusammen-
hänge einkehren, die dem Gesamte, dem sie entrissen worden
sind, schwerlicli gleichen. Das Echtbürtige aber wird sicli in
jedem Licht und an jeder Stelle bewähren.
Max J. Friedländer.
Antiquitäten bei Lepke
Aukiion am 1. und 2. März
Zu dieser Versteigerung bei Lepke hat Hans Carl Krüger das
nachstehende beachtenswerte Vorwort geschrieben:
Das Vorwort zu einem Versteigerungskatalog beschäftigt sicli
in der Regel zuerst mit dem Besitzer, dann erst mit seiner Samm-
lung. Diese Beziehungen von der Person zur Sache können sehr
reizvoll sein, können der Sammlung einen bestimmten Charakter
geben, falls der Sammler selbst einen solchen hatte, können er-
kennen lassen, ob er nach einem persönlichen Geschmack, mit
grofien oder kleinen Mitteln, mit mehr oder weniger Verständnis,
ob er nach künstlerischen oder nach entwicklungsgeschichtlichen
monisch wirkt und immer ihre Stellung als wichtiger Faktor
distinguierter Wohnungskultur behaupten wird. Vor allem auch
gibt dieses zufällige, zwanglose Zusammenströmen oft Gelegen-
lieit, unverhoffte Entdeckungen machen zu können. So bringt
der vorliegende Katalog besonders Proben köstlichen Meifiener
Porzellans aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts, was, wie
eine Anzahl chinesischen Porzellans, vielfach dem Dresdener
Johanneum entstammt. Ferner sehr aparte Silberarbeiten des
16. und 17. Jahrhunderts von Nürnberg, Königsberg, Riga, Ham-
burg, London, Berlin, Leipzig, Augsburg usw., einige feine, ge-
schnittene sclilesische Glaser des 18. Jahrhunderts, Mobiliar ver-
schiedenster Zeit und Art sowie Skulpturen, Bronzen, Marmor-
und Elfenbeinarbeiten, Tapisserien usw.
Die Schätzungen find natürlich sehr niedrig, gemessen noch an
denen vor einigen Jahren. Wir nähern uns immer mehr der
Bewertung aus der Zeit um die Jahrhundertwende, die freilich
noch tiefer stand. Da die Entwicklung ja aber stets wellenförmig
verläuft, kann man annehmen, dafi die Kurve bald wieder auf-
wärts führt. H. C. K.
)7 o
und gewiihlten Farbe, mit seinem flockig freien Yortrage. Der
Haarlemer Meister scheint hier, von Frans Hals angeregt, sich
selbst zu iibertreffen. Yon den beiden Teniers Bildern ist das mit
den Spielern ein ungewöhnlich fein durchdachtes Stück.
Unter den Bildern aus dem 18. Jahrhundert fesselt ein Rätsel.
Ich kann weder sagen, wer es gemalt hat, noch, was dargestellt
sei. Ein jugendlicher Kavalier und eine Dame bekränzen die
Biiste eines Mannes. Die Köpfe sind bildnishaft. Wem gilt die
Huldigung? Schwerlich dem französischen König Louis XV., wie
geglaubt worden ist., Jedenfalls ist die Malerei von reifer und
sicherer Meisterscliaft, 1760 etwa entstanden und eine glanzvolle
Dekoration, heiteres und elegantes Theater.
Grundsätzen gesammelt hat, oder ob er lediglich Prunkstücke
zum Wohle seiner Lieferanten angehäuft liatte.
Alle die Erwägungen fallen fort bei einer Versteigerung wie
die vorliegcnde, die anonym ist, die eine größere Menge von
Kunstgut historischer Epochen enthält, das ihre Besitzer der Not
der Zeit opfern müssen. Und doch lolint es sich, auch einem
solchen bescheidenen Katalog ein paar Worte zum Geleit mit-
zugeben. Man wird erstaunt sein, wie das zufällige Zusammen-
kommen des verschiedensten Materials dennoch eine gewisse
Geschlossenheit ergibt, die geeignet ist, den Eindruck hervor-
zurufen, es sei alles zusammen aus einer Hand, liebevoll und
mit Bedaclit gesammelt. Ein Beweis dafür, dafi gute Kunst, aueh
wenn sie nicht durch Expertisen abgestempelt ist, immer har-
Nicolas Maes, Bildnis einer
Dame. Gröfie 44X31 cm.
Mit Original-Ralimen. Ver-
steigerung von Gemälden
alter Meister und Antiqui-
täten aus dem Besitz des
Reg. - Baumeisters Adolf
Wollenberg bei Lepke in
Berlin, am 17. März 1932.
Das Kunstsammeln, wie jede Lebensäufierung, macht eine Krisis
durch. Die hier angebotenen Kunstwerke werden in Zusammen-
hänge einkehren, die dem Gesamte, dem sie entrissen worden
sind, schwerlicli gleichen. Das Echtbürtige aber wird sicli in
jedem Licht und an jeder Stelle bewähren.
Max J. Friedländer.
Antiquitäten bei Lepke
Aukiion am 1. und 2. März
Zu dieser Versteigerung bei Lepke hat Hans Carl Krüger das
nachstehende beachtenswerte Vorwort geschrieben:
Das Vorwort zu einem Versteigerungskatalog beschäftigt sicli
in der Regel zuerst mit dem Besitzer, dann erst mit seiner Samm-
lung. Diese Beziehungen von der Person zur Sache können sehr
reizvoll sein, können der Sammlung einen bestimmten Charakter
geben, falls der Sammler selbst einen solchen hatte, können er-
kennen lassen, ob er nach einem persönlichen Geschmack, mit
grofien oder kleinen Mitteln, mit mehr oder weniger Verständnis,
ob er nach künstlerischen oder nach entwicklungsgeschichtlichen
monisch wirkt und immer ihre Stellung als wichtiger Faktor
distinguierter Wohnungskultur behaupten wird. Vor allem auch
gibt dieses zufällige, zwanglose Zusammenströmen oft Gelegen-
lieit, unverhoffte Entdeckungen machen zu können. So bringt
der vorliegende Katalog besonders Proben köstlichen Meifiener
Porzellans aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts, was, wie
eine Anzahl chinesischen Porzellans, vielfach dem Dresdener
Johanneum entstammt. Ferner sehr aparte Silberarbeiten des
16. und 17. Jahrhunderts von Nürnberg, Königsberg, Riga, Ham-
burg, London, Berlin, Leipzig, Augsburg usw., einige feine, ge-
schnittene sclilesische Glaser des 18. Jahrhunderts, Mobiliar ver-
schiedenster Zeit und Art sowie Skulpturen, Bronzen, Marmor-
und Elfenbeinarbeiten, Tapisserien usw.
Die Schätzungen find natürlich sehr niedrig, gemessen noch an
denen vor einigen Jahren. Wir nähern uns immer mehr der
Bewertung aus der Zeit um die Jahrhundertwende, die freilich
noch tiefer stand. Da die Entwicklung ja aber stets wellenförmig
verläuft, kann man annehmen, dafi die Kurve bald wieder auf-
wärts führt. H. C. K.
)7 o