DOI issue:
Aprilheft
DOI article:Hajos, Elisabeth M.: Budapester Privatsammlungen
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.26237#0226
Wittmann sind die reichhaltigsten Plastikensammlun-
gen der ungarischen Hauptstadt. Den Schwerpunkt
beider Sammlungen bilden Kleinbronzen der Renais-
sance und des Barock.
Ein Glanzstück der Sammlung Delmdrs ist der hl.
Christophorus von Peter Yischer d. Ä. aus dem Jahre
1497, nach Meller „die einzige bedeutende, selbständige
Erzstatuette des deutschen 15. Jahrhunderts, die uns
erhalten blieb“. Ein weiteres Hauptstiick repräsentiert
zweifellos der Christus an der Säule von J. B. Hage-
nauer, eine voll signierte und 1756 datierte Arbeit, das
erste Gußwerk und „tiefpathetische Hauptwerk des
Meisters“ (E. Tietze-Conrat). Hervorragend aus der
Reihe italienischer, meist venezianischer Bronzen die
vergoldete Statuette einer Aphrodite von antikem
Typus (eine geringere Replik davon besitzt das Kunst-
historische Museum in Wien), ein ganz kleiner, eben-
falls stark antikisierender Minerva-Kopf von Tullio
Lombardi und der Apoll vom Belvedere aus dem Kreise
Riccios, eine realistische Umbildung des Originals.
Zwei stark bewegte, schöne Figuren aus dem Kreise
des Alessandro Vittoria stammen aus der alten unga-
rischen Sammlung Marczibänyi, aus der Delmär eine
ganze Anzahl von Stücken erworben hat. Neben den
Bronzen steht auch eine kleine Kollektion ausgezeich-
neter Holzskulpturen, u. a. eine Madonna in Lebens-
größe aus dem Kreise Multschers und die Figur eines
auferstandenen Christus, eine Nürnberger Arbeit, die
unter dem unmittelbaren Einfluß von Dürer entstan-
den sein mag. Die 1520—50 entstandene Reliefgruppe
mit dem Antwerpener Handzeichen, die ursprüng-
lich wohl einer Passionsfolge angehörte, erwarb
Delmär aus der Kronberger Sammlung der Kaiserin
F riedrich.
Die Sammlung Wittmann enthält f'ast ausschließlich
Kleinplastiken, kostbare, gewählte Stücke von ausge-
zeichneter Qualität. Bronze- und Elfenbeinstatuetten,
Terrakotten, Plaketten, Modelle, Türklopfer und Mör-
ser bilden das Material dieser erlesenen kleinen Samm-
lung, die jetzt im Aufbau begriffen ist. Das Haupt-
stiick der Sammlung, eine zarte und anmutige franzö-
sische Elfenbeinstatuette aus dem 14. Jahrhundert, die
Madonna mit dem Kinde darstellend, ist gegenwärtig
als Leihgabe im Museurn ausgestellt. Aus der Anzahl
italienischer Kleinbronzen ragt die Figur einer alten
Frau des Riccio hervor, deren Modell sieh ebenfalls
im Besitze Wittmanns befindet. Ein ausgezeichnetes
Stück ist auch die prachtvolle Schreibtischgarnitur des
Riccio. Der köstliche Engelskopf von Andrea Robbia
stammt aus der Kronberger Sammlung der Kaiserin
Friedrich. Eine kleine Auswahl von Medaillen ergänzt
die Sammlung, die, von Liebe und feinem Yerständnis
geleitet, den intimen und subtilen Charakter des er-
wählten Kunstgebietes vermittelt.
Aldegrever: Orpheus
Radierung. B. 100
Mai-Auktion bei C. G. Boerner,
Leipzig
220
gen der ungarischen Hauptstadt. Den Schwerpunkt
beider Sammlungen bilden Kleinbronzen der Renais-
sance und des Barock.
Ein Glanzstück der Sammlung Delmdrs ist der hl.
Christophorus von Peter Yischer d. Ä. aus dem Jahre
1497, nach Meller „die einzige bedeutende, selbständige
Erzstatuette des deutschen 15. Jahrhunderts, die uns
erhalten blieb“. Ein weiteres Hauptstiick repräsentiert
zweifellos der Christus an der Säule von J. B. Hage-
nauer, eine voll signierte und 1756 datierte Arbeit, das
erste Gußwerk und „tiefpathetische Hauptwerk des
Meisters“ (E. Tietze-Conrat). Hervorragend aus der
Reihe italienischer, meist venezianischer Bronzen die
vergoldete Statuette einer Aphrodite von antikem
Typus (eine geringere Replik davon besitzt das Kunst-
historische Museum in Wien), ein ganz kleiner, eben-
falls stark antikisierender Minerva-Kopf von Tullio
Lombardi und der Apoll vom Belvedere aus dem Kreise
Riccios, eine realistische Umbildung des Originals.
Zwei stark bewegte, schöne Figuren aus dem Kreise
des Alessandro Vittoria stammen aus der alten unga-
rischen Sammlung Marczibänyi, aus der Delmär eine
ganze Anzahl von Stücken erworben hat. Neben den
Bronzen steht auch eine kleine Kollektion ausgezeich-
neter Holzskulpturen, u. a. eine Madonna in Lebens-
größe aus dem Kreise Multschers und die Figur eines
auferstandenen Christus, eine Nürnberger Arbeit, die
unter dem unmittelbaren Einfluß von Dürer entstan-
den sein mag. Die 1520—50 entstandene Reliefgruppe
mit dem Antwerpener Handzeichen, die ursprüng-
lich wohl einer Passionsfolge angehörte, erwarb
Delmär aus der Kronberger Sammlung der Kaiserin
F riedrich.
Die Sammlung Wittmann enthält f'ast ausschließlich
Kleinplastiken, kostbare, gewählte Stücke von ausge-
zeichneter Qualität. Bronze- und Elfenbeinstatuetten,
Terrakotten, Plaketten, Modelle, Türklopfer und Mör-
ser bilden das Material dieser erlesenen kleinen Samm-
lung, die jetzt im Aufbau begriffen ist. Das Haupt-
stiick der Sammlung, eine zarte und anmutige franzö-
sische Elfenbeinstatuette aus dem 14. Jahrhundert, die
Madonna mit dem Kinde darstellend, ist gegenwärtig
als Leihgabe im Museurn ausgestellt. Aus der Anzahl
italienischer Kleinbronzen ragt die Figur einer alten
Frau des Riccio hervor, deren Modell sieh ebenfalls
im Besitze Wittmanns befindet. Ein ausgezeichnetes
Stück ist auch die prachtvolle Schreibtischgarnitur des
Riccio. Der köstliche Engelskopf von Andrea Robbia
stammt aus der Kronberger Sammlung der Kaiserin
Friedrich. Eine kleine Auswahl von Medaillen ergänzt
die Sammlung, die, von Liebe und feinem Yerständnis
geleitet, den intimen und subtilen Charakter des er-
wählten Kunstgebietes vermittelt.
Aldegrever: Orpheus
Radierung. B. 100
Mai-Auktion bei C. G. Boerner,
Leipzig
220