den Gestalten, rund und weich gebildet, sehr locker bewegt.
Nichts von der strengen Geschlossenheit seiner anderen Figuren,
nichts von der ekstatischen Bewegung, der Kantigkeit und
Strenge. Und wieder anders sind die beiden Frauen — die eine
mit den beiden Kindern, bedrückt von der Schwere eines harten
Lebens, und die andere in Erwartung des Kindes. Hier nähert
er sich Barlach. Ilitzbergers Eigenart liegt aber der Barlachschen
Mystik fern, nur im Formalen gehen sie manchmal gleiche Wege.
Eine gute Graphikerin von Erfindungsgabe und Können lernt
man in der Wienerin Anny Schröder kennen, Schülerin von
Strnad und Hoffmann an der Kunstgewerbeschule. Besonders
gut beobachtete Typen und Städtebilder. Zwei junge Maler stellen
sich vor, ein impressionistisch gerichteter, Heinz Gröhn, mit
bunten, warmfarbigen Landschaftsaquarellen, und interessanter,
Eberhard Schulz, Schüler von Meseck, Klemm und Orlik. Er
zeichnet Landscliaften, an denen ihn, wie auch an vielen
seiner Bilder, besonders die Ubersclineidung der Linien, ihre
Bewegung und Ausdrucksbedeutung fesseln. Die Farbe ist nocli
ungebändigt, was in dem visionären Straßenbild stört, aber sicher
ist die Beobachtungsgabe und die Gestaltung des Erlebten. Dem
Bildhauer Erich Wild ist eine Gedächtnisausstellung gewidmet,
in der er vor allem als feinfühliger Porträtist ersclieint, der
scliöne Form und charakteristische Zlige harmonisch zu vereinen
sucht. Zeichnungen cler Bildhauerin Wiegmann, Plastiken von
Müller-Oerlinghausen und Bilder von Friedrich Brunner kommen
hinzu. D. L.
★
Ein neues Simon-Kabinett im Kaiser-Friedrich-Museum: lm
Erdgeschoß des Kaiser-Friedrich-Museums, gegenüber der Ikonen-
ausstellung, ist ein spanisches Kabinett eingerichtet worden, das
vor allem mittelalterliche Werke der 1918 dem Museum geschenk-
ten Sammlung James Simoji enthält. Den Mittelpunkt bilden
zwei praclitvoll erhaltene, bemalte Grabsteine des 14. Jahrhun-
derts. Die Eröffnung dieses Saales ist ein erneuter Hinweis, zu
welchem Dank die Museen ihrem jüngst verstorbenen großzügig-
sten Gönner verpflichtet sind.
Veste Coburg
Aus Anlaß der 300jährigen Wiederkehr der Tage, an denen
die von den Schweden verteidigte Yeste Coburg gegenüber dem
Angriff von Wallenstein und Kurfürst Maximilian von Bayern
sich siegreich behauptete, veraustaltet die Kunstsammlung auf
der Yeste Coburg aus ihren Beständen und mit Leihgaben des
Berliner Zeughauses, des Dresdener Historischen und Armee-
museums uncl des Münchener Armeemuseums, ferner mit solclien
der Coburger Landesbibliothek, des Coburger Landesarcliivs und
des Bayer. Hauptstaatsarchivs eine Ausstellung, die sowohl die
körperliche und geistige Wehr der damaligen Krieger zeigen soll
und die Geschehnisse der Jahre 1630—1632, von der Landung
Gustav Adolfs bis zu seinem Tode bei Lützen, in zeitgenössisclien
Darstellungen anschaulich machen will. Die Ausstellung wurde
am 18. Juni eröffnet und wird voraussichtlich bis 6. Oktober
dauern.
Chemnitz
Kunsthiitte: Ausstellung der Mannlieimer Kunsthalle „Neues
von Gestern“. — Naclilaßausstellung Hans Otto Schoenleber,
Karlsruhe.
Dresden
Bis zum 51. Juli findet im Sächsischen Kunstverein die Goetlie-
Ausstellung Dresden 1932 statt. Sie wird von einem Ausschuß
von Fachleuten unter hervorragender Beteiligung der öffent-
lichen und privaten Dresdner Sammlungen, namentlich der
Sächsischen Landesbibliothek und des Staatlichen Kupfersticli-
kabinetts, vorbereitet. Es ist gelungen, aus ganz Deutschland
bedeutende literarische und künstlerische Dokumente aller Art
zusammenzutragen, die, wie aus dem beiliegenden Prospekt her-
vorgeht, in systematischem Aufbau eine eindrucksvolle Yor-
stellung von Goethe und seinem VYirken vermitteln werden,
wie sie in absehbarer Zeit niclit w ieder dargeboten werden kann.
Bei der feierlichen Eröffnung der Ansstellung sprachen für den
Kunstverein Staatsminister a. D. Dr. Dr. Kaiser und für den
Arbeitsausschuß Professor Dr. Bollert, Direktor der Sächsischen
Landesbibliothek. Otto Bernstein rizitierte aus Goetheschen
Werken.
★
Eine eigenartige und gewiß selten vollständige Sammlungs-
abteilung wurde im Griinen Gewölbe neu eröffnet. Leder-
futteraie zu den Geräten und Gefäßen der Dresdner Scliatz-
kammer aus dem 16. bis 18. Jahrhundert spiegeln deren Bestand
in einer sonst kaunr ernst genommenen Gruppe kunsthandwerk-
Arno Breker / Der Sammler
Niko Mazaraki, Bronze
Galerie Alfred Flechtheim, Berlin
licher Arbeiten vielseitig wider. Ein vorhandener Schrank im
Wappenzimmer wurde umgebaut und ktinstlich beleuclitet, um
den kostbar goldgepreßten Arbeiten die rechte Folie zu geben.
Mit zwei Handgriffen kann der alte Raumeindruck wieder her-
gestellt werden, dessen Störung nur zu leicht die künstlerische
Einheitliclikeit des Museums als Ganzes gefährden könnte.
Die Futterale, den Formen der umschlossenen Kostbarkeiten
unmittelbar nachgebildet und deshalb teilweise geradezu grotesk
wirkend, sind Arbeiten von Buchbindern. Die frühen Arbeiten
des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts verwenden durch-
gehends schwarzgefärbtes Leder. Neben einheimischen Stempel-
pressungen findet sich eine Gruppe mit stark westlich beein-
flußtem Dekor. Datierbar sind zwei interessante Ilüllen für
Reformations-Goldbecher Joh. Georgs II. von 1630, technisch
bemerkenswert ein Becher mit einfachem Lederschnitt aus
dem Anfang des 17. Jahrlninderts. Große Kannen und eine
Schale mit französisch anmutendem Hermenschmuck, ein Kasten
rnit einem Rollenmuster Kaspar Meusers, des Nachfolgers von
Jakob Krause als kursächsischer Llofbuchbinder, schließen
sich an.
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Nichts von der strengen Geschlossenheit seiner anderen Figuren,
nichts von der ekstatischen Bewegung, der Kantigkeit und
Strenge. Und wieder anders sind die beiden Frauen — die eine
mit den beiden Kindern, bedrückt von der Schwere eines harten
Lebens, und die andere in Erwartung des Kindes. Hier nähert
er sich Barlach. Ilitzbergers Eigenart liegt aber der Barlachschen
Mystik fern, nur im Formalen gehen sie manchmal gleiche Wege.
Eine gute Graphikerin von Erfindungsgabe und Können lernt
man in der Wienerin Anny Schröder kennen, Schülerin von
Strnad und Hoffmann an der Kunstgewerbeschule. Besonders
gut beobachtete Typen und Städtebilder. Zwei junge Maler stellen
sich vor, ein impressionistisch gerichteter, Heinz Gröhn, mit
bunten, warmfarbigen Landschaftsaquarellen, und interessanter,
Eberhard Schulz, Schüler von Meseck, Klemm und Orlik. Er
zeichnet Landscliaften, an denen ihn, wie auch an vielen
seiner Bilder, besonders die Ubersclineidung der Linien, ihre
Bewegung und Ausdrucksbedeutung fesseln. Die Farbe ist nocli
ungebändigt, was in dem visionären Straßenbild stört, aber sicher
ist die Beobachtungsgabe und die Gestaltung des Erlebten. Dem
Bildhauer Erich Wild ist eine Gedächtnisausstellung gewidmet,
in der er vor allem als feinfühliger Porträtist ersclieint, der
scliöne Form und charakteristische Zlige harmonisch zu vereinen
sucht. Zeichnungen cler Bildhauerin Wiegmann, Plastiken von
Müller-Oerlinghausen und Bilder von Friedrich Brunner kommen
hinzu. D. L.
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Ein neues Simon-Kabinett im Kaiser-Friedrich-Museum: lm
Erdgeschoß des Kaiser-Friedrich-Museums, gegenüber der Ikonen-
ausstellung, ist ein spanisches Kabinett eingerichtet worden, das
vor allem mittelalterliche Werke der 1918 dem Museum geschenk-
ten Sammlung James Simoji enthält. Den Mittelpunkt bilden
zwei praclitvoll erhaltene, bemalte Grabsteine des 14. Jahrhun-
derts. Die Eröffnung dieses Saales ist ein erneuter Hinweis, zu
welchem Dank die Museen ihrem jüngst verstorbenen großzügig-
sten Gönner verpflichtet sind.
Veste Coburg
Aus Anlaß der 300jährigen Wiederkehr der Tage, an denen
die von den Schweden verteidigte Yeste Coburg gegenüber dem
Angriff von Wallenstein und Kurfürst Maximilian von Bayern
sich siegreich behauptete, veraustaltet die Kunstsammlung auf
der Yeste Coburg aus ihren Beständen und mit Leihgaben des
Berliner Zeughauses, des Dresdener Historischen und Armee-
museums uncl des Münchener Armeemuseums, ferner mit solclien
der Coburger Landesbibliothek, des Coburger Landesarcliivs und
des Bayer. Hauptstaatsarchivs eine Ausstellung, die sowohl die
körperliche und geistige Wehr der damaligen Krieger zeigen soll
und die Geschehnisse der Jahre 1630—1632, von der Landung
Gustav Adolfs bis zu seinem Tode bei Lützen, in zeitgenössisclien
Darstellungen anschaulich machen will. Die Ausstellung wurde
am 18. Juni eröffnet und wird voraussichtlich bis 6. Oktober
dauern.
Chemnitz
Kunsthiitte: Ausstellung der Mannlieimer Kunsthalle „Neues
von Gestern“. — Naclilaßausstellung Hans Otto Schoenleber,
Karlsruhe.
Dresden
Bis zum 51. Juli findet im Sächsischen Kunstverein die Goetlie-
Ausstellung Dresden 1932 statt. Sie wird von einem Ausschuß
von Fachleuten unter hervorragender Beteiligung der öffent-
lichen und privaten Dresdner Sammlungen, namentlich der
Sächsischen Landesbibliothek und des Staatlichen Kupfersticli-
kabinetts, vorbereitet. Es ist gelungen, aus ganz Deutschland
bedeutende literarische und künstlerische Dokumente aller Art
zusammenzutragen, die, wie aus dem beiliegenden Prospekt her-
vorgeht, in systematischem Aufbau eine eindrucksvolle Yor-
stellung von Goethe und seinem VYirken vermitteln werden,
wie sie in absehbarer Zeit niclit w ieder dargeboten werden kann.
Bei der feierlichen Eröffnung der Ansstellung sprachen für den
Kunstverein Staatsminister a. D. Dr. Dr. Kaiser und für den
Arbeitsausschuß Professor Dr. Bollert, Direktor der Sächsischen
Landesbibliothek. Otto Bernstein rizitierte aus Goetheschen
Werken.
★
Eine eigenartige und gewiß selten vollständige Sammlungs-
abteilung wurde im Griinen Gewölbe neu eröffnet. Leder-
futteraie zu den Geräten und Gefäßen der Dresdner Scliatz-
kammer aus dem 16. bis 18. Jahrhundert spiegeln deren Bestand
in einer sonst kaunr ernst genommenen Gruppe kunsthandwerk-
Arno Breker / Der Sammler
Niko Mazaraki, Bronze
Galerie Alfred Flechtheim, Berlin
licher Arbeiten vielseitig wider. Ein vorhandener Schrank im
Wappenzimmer wurde umgebaut und ktinstlich beleuclitet, um
den kostbar goldgepreßten Arbeiten die rechte Folie zu geben.
Mit zwei Handgriffen kann der alte Raumeindruck wieder her-
gestellt werden, dessen Störung nur zu leicht die künstlerische
Einheitliclikeit des Museums als Ganzes gefährden könnte.
Die Futterale, den Formen der umschlossenen Kostbarkeiten
unmittelbar nachgebildet und deshalb teilweise geradezu grotesk
wirkend, sind Arbeiten von Buchbindern. Die frühen Arbeiten
des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts verwenden durch-
gehends schwarzgefärbtes Leder. Neben einheimischen Stempel-
pressungen findet sich eine Gruppe mit stark westlich beein-
flußtem Dekor. Datierbar sind zwei interessante Ilüllen für
Reformations-Goldbecher Joh. Georgs II. von 1630, technisch
bemerkenswert ein Becher mit einfachem Lederschnitt aus
dem Anfang des 17. Jahrlninderts. Große Kannen und eine
Schale mit französisch anmutendem Hermenschmuck, ein Kasten
rnit einem Rollenmuster Kaspar Meusers, des Nachfolgers von
Jakob Krause als kursächsischer Llofbuchbinder, schließen
sich an.
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