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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Meisinger, Othmar: Alte Segen und Heilräte aus der Pfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0054

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Wrnd und das Feuer füttern. Oft wird eine hölzerne Schale mit verschie-
denen Speisen aus einen Dauin vor dem Hause g-estellt. In der Oberpfalz
wirft man Brot ins Feuer bei einsr Feuersbrunst, insbesondere ein am
5. Februar geweihtes Agathabrot, sonst auch die alten Opfergaben Audeln
und Krapfen. 2m Steigerwald macht man an Weihnachten oder am Aeu-
jahrsabend ein in menschliche und Tierfiguren gesormtes Gebäck, Haus-
wolf, das man aufbewahrt und bei ausbrechendem Feuer hineinwirft: das
Feuer erlöscht sodann. Gegen den Blitz sichern in der Gegend von Dühl
die vor Weihnachten gebackenen Wowölfli. Augenscheinlich ist hier das
Gebildbrot an Stelle eines alten Feueropfers in Liergestalt getreten.

2. Das gestohlene Gutwteder bringen.

Man nimmt ein Stücklein Brod, leg es auf heißen Kohlen zwischen 1l und
12 tlhr und darauf ein Lefsel voll Schmaltz, ein Leffel voll Saltz und ein Strick.
3 Mahl:

Du Dieb oder Diebin, ich kurier dein Lungen und Leber, ich will dich verbrennen
wie das Saltz, wie das Schmaltz, wie das Brod, daß du mit dem gestohlenen Gut
keine Ruh nicht hast, bis du es wieder dahin bringst. XXX.

3. tlnheilvolle Tage.

Der 1., 2., 6., 11., 17., 18. Iänner.

„ 8., 16., 17. Hornung.

„ 1.. 12., 13., 15. Mertz.

„ 3., 15., 17., 18. April.

,. 8.. 10., 17., 30. Mah.

„ 1., 7. Junii.

„ 1.. 5.. 6. Julii.

„ 3., 18., 20. Augusti.

„ 15., 18., 30. September.

,. 1.. 5., 7. Oktober.

„ 1., 7., 11. Llovember.

„ 1., 7., 11. Dezember.

Hierbeh ist zu merken: So ein Kind in diesen Tagen gebohren wird, bleibet nicht
lange leben. Wann einer reisen thut, so kommt er gemeiniglich ungesund wieder in
sein Haus vder leidet am Leib oder seinen vachen Schaden. So soll man auch an
diesen Tagen ke-inen Bau anfangen, kein jung Vieh absetzen, das zur Zucht bleiben
soll, es hat kein Gedeyen. Diel weniger etwas aussäen oüer -flanzen. Man fangs
an, was man will, so kommt alles zu Schaden.

Jn diesen abgesetzten Tagen sind nur 4 Tage die unglücklichsten, darinnen Mann
auch nicht reisen soll, als den 3. Mertz, den 17. Llugusti, Len 12. und 30. September.
Hierbey ist wieder zu merken, dah 3 Lagen sind, die gar unglücklich sind, unö wel-
cher Mensch darinnen Blut läßt, der stirbt gewies in 7 oder 8 Tagen, als nämlich
den 1. April ist Judas der Derräter gebohren, den 1. Augusti ist der Teufel vom
Himmel geworfen worden, den 1. Dezember ist Sodom und Gomorra versunken.
Welcher Mensch in diesen drehen unglücklichen Tagen gebohren wird, der stirbt
eines böhen Todes oder wird vor der Weld zu Schanden und auch selten alt.

Der Glaube an diese Anheilstage lebt noch allenthalben in unserin
Dolke. Am Tage von Sodom und Gomorrha heiratet auch heute noch
niemand im badischen Wiesentale.

4. Gutes Mittel für das Fieber.

Dor Aufgang der Sonne gehe zu einem Außbaum, schneide der Länge nach ein
Stücklein heraus, schreibe Vvrher seinen Aamen auf ein Pabier und thue es in dieses
Loch und sprich: Auhbaum, ich komms zu dir, nimm dis 77erlei Fieber von mir, ich
will dabei verbleiben. Drei Mahl und das Herausgeschnidene wieder hinein ge-
than, dah es verwachsen kann.

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