Lin Ziihrer
durch moderne Heidelberg-Lrzählungen
Von Horbert D e r w e i n - Heidolborg
Eme glücklichere Generation konnte in Heidelberg ihre Grundlebens-
stimmung verkörpert sehen. Das Suggestive, das heute von dem Namen
Heidelberg ausgeht, liegt in dem Gegensählichen, Ganz-andern. Anserer
mechanisierten nüchternen Zeit, inderdas Seelische den Dingen untertan ist,
in der der eine sich ständig abschwächen, disziplinieven, anpassen muß
an die Macht der Realitäten, — durch die die Maschinen rasen und der
einzelne dahinhastet von Zweck zu, Zweck, — einer solchen Zeit erscheint
Heidelberg wie die Heimat der Seele. Denn diese Landschaft ist in ihrer
seelenmächtigen Sprache vernehmbarer als die meisten Deutschlands, dies
südliche Schwelgen, Glühen und Duften ist wie Vebenstrunkenheit ohne
Hemmung, in der sich das Rechnen und Zielsetzen des Derstandes löst.
Dazu ein Menschenschlag, leicht und festesfroh, — und Iugend, studenti-
scher Uebermut, Wandern und Singen, Kahnfahrten, nächtliche Ständ-
chen. In dieser Jugend und ihrem unbekümmerten Genießen ist viel
Lradition aus glücklicheren Zeiten und auch erbliche Belastung, die sich
am prägnantesten in den bunten Glasbildern mit deni blasenden Trom-
peter von Säckingen, in Films, Schlagern, Postkarten mit Liebesszenen
in Herzform manifestiert. Aber der Degriff Heidelberg ist nicht einfach
die Dealität, ist zugleich ein Wunschbild, das sich der angespannte Werkel-
tag erschuf.
Diese Stimmung des Ganz-anderen gegenüber dem Alltag kommt
auch in den Heidelbergromanen immer wieder zur Geltung, — wobei zu-
nächst von den historischen lRomanen abgesehen sei. Negativ gilt ganz
allgemein: nie hat ein Dichter oder Schriftsteller als Hauptmotiv ge-
hemmtes Leben, Elend, Hunger, Siechtum, soziale Not, Derkommenheit,
Zerbrechen am Alltag in diese festliche Landschaft hineingestellt, — nicht
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durch moderne Heidelberg-Lrzählungen
Von Horbert D e r w e i n - Heidolborg
Eme glücklichere Generation konnte in Heidelberg ihre Grundlebens-
stimmung verkörpert sehen. Das Suggestive, das heute von dem Namen
Heidelberg ausgeht, liegt in dem Gegensählichen, Ganz-andern. Anserer
mechanisierten nüchternen Zeit, inderdas Seelische den Dingen untertan ist,
in der der eine sich ständig abschwächen, disziplinieven, anpassen muß
an die Macht der Realitäten, — durch die die Maschinen rasen und der
einzelne dahinhastet von Zweck zu, Zweck, — einer solchen Zeit erscheint
Heidelberg wie die Heimat der Seele. Denn diese Landschaft ist in ihrer
seelenmächtigen Sprache vernehmbarer als die meisten Deutschlands, dies
südliche Schwelgen, Glühen und Duften ist wie Vebenstrunkenheit ohne
Hemmung, in der sich das Rechnen und Zielsetzen des Derstandes löst.
Dazu ein Menschenschlag, leicht und festesfroh, — und Iugend, studenti-
scher Uebermut, Wandern und Singen, Kahnfahrten, nächtliche Ständ-
chen. In dieser Jugend und ihrem unbekümmerten Genießen ist viel
Lradition aus glücklicheren Zeiten und auch erbliche Belastung, die sich
am prägnantesten in den bunten Glasbildern mit deni blasenden Trom-
peter von Säckingen, in Films, Schlagern, Postkarten mit Liebesszenen
in Herzform manifestiert. Aber der Degriff Heidelberg ist nicht einfach
die Dealität, ist zugleich ein Wunschbild, das sich der angespannte Werkel-
tag erschuf.
Diese Stimmung des Ganz-anderen gegenüber dem Alltag kommt
auch in den Heidelbergromanen immer wieder zur Geltung, — wobei zu-
nächst von den historischen lRomanen abgesehen sei. Negativ gilt ganz
allgemein: nie hat ein Dichter oder Schriftsteller als Hauptmotiv ge-
hemmtes Leben, Elend, Hunger, Siechtum, soziale Not, Derkommenheit,
Zerbrechen am Alltag in diese festliche Landschaft hineingestellt, — nicht
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