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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Waldeck, Florian: Friedrich Daniel Bassermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0191

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Mamrheimer Bürgertums. Und wenn sie in der Tat nach der höfischen
Sitte des kurpfälzischen 2ldels sich in jungen Jahren noch in der Sänfts
hätte tragen lassen, so war sie doch ganz gewiß nicht Epigonin der Ro-
kokodamen der damals gerade verklungenen Zeit. Denn sie hatte 2luge
und Ohr für die Gegenwart und sie dachte an die Zukunft. Mit Scharf--
sinn und Energie packte sie die Dinge an, eisernen Fleiß, zielbewuhten
Willen und unübertreffliche Hausfrauentugenden rühmt ihr die Familien-
chronik nach. Mit ihrem Manne, dem reichsten Handelsherrn im da-
maligen Mannheim, ließ sie 1828/29 durch Dyckerhoff das Dassermannsche
Haus am Markt bauen, Mannheims schönstes Dürgerhaus. 2lber damit
war ihrer Baufreudigkeit nicht Genüge getan. Mer Söhne waren heran-
gewachsen. Einer hatte mit seiner Familie Raum in dem weiten Eltern-
haus. Für die drei anderen baute sie drei Häuser in der Stadt, eines am
Gockelsmarkt, eines damals „vor der Stadt" in der späteren Saalbau-
strahe und eines in der Rheinstraße. Nur dasjenige in der Saalbaustraße,
das für den ältesten Sohn Friedrich Daniel gebaut wurde, steht noch. Eine
Gedenktafel, die die Stadt Mannheim am Hause anbringen lieh, erinnert
an Friedrich Danie! Dassermann, Mitglied des Franksurter Parlaments
und Plnterstaatssekretär im Reichsministerium^.

Der Ausgangspunkt der politischen Tätigkeit Friedrich Daniel Dasser-
manns lag in der Vaterstadt Mannheim. Äachdem er sich in Triest und
London zum Kaufmann ausgebildet hatte, begründete er 1833 im väterlichen
Hause sein Drogengeschäft. Er überließ es später einem seiner Drüder,
um gemeinsam mit Karl Mathy den Verlag Fr. Dassermann zu gründen.
Jn jungen Iahren gehörte er dem Dorstand des kleinen Dürgerausschusses
an, als Dreihigjähriger wurde er in den badischen Landtag gewählt. Im
Vollgefühl bürgerlicher tUnabhängigkeit, begabt mit klarem Derstand und
festem Willen, trat er in das öffentliche Leben. Die Kühnheit und Offen-
heit seiner Sprache erweckte bei der Degierung Dlittersdorff und- der
Dürokratie Stau-nen und Schrecken. Im Ständehaus wurde man be-
denklich. Friedrich Daniel Dassermann wagte d-en Satz: „Die Regierung
ist um des Dolkes willen da, nicht das Dolk um der Regierung willen."
Jn ministeriellen Kreisen fand man diesen Ton unschicklich und verletzend.

Jm März 1848 wurde Dassermann als Dertrauensmann der badi-
schen Degierung an den Bundestag in Frankfurt a. M. gesandt. Kurz
darauf wählte ihn der Wahlkreis Stadtprozelten im bayerischen Franken

^ 2Ils Quelle,n kommen. in Betra-cht: Lebensbild F. D. Dassermanns von Ludwig
Häusser im Rotteck-Welcker'schen Stwatslexikon, Ler sich die kürzere Biographie
F. D. Bassermanns von August Thorbecke in den Dadischen Biographien, heraus-
gegeben von Friedrich von Weech, Band 1, 1875, anschließt; ferner Axel von
Harnack, F. D. Bassermann und die deutsche Aevolution von 1848/49, München
und Berlin 1920; Denkwürdigkeiten von F. D. Bassermann, herausgegeben Vvn
Friedrich von Bassermann-Jordan und Ernst von Bassermann-Jordan, Frank-
furt 1926,- Bassermannsche Familiennachrichten, herausgegeben von Ernst Basser-
mann,' Alte Mannheimer Familien, herausgegeben von Florian Waldeck, Band 3/4,
Mannheim 1923, Familie Bassermann von Kurt Bassermann,- Aus dem Aachlah
von Karl Mathh, herausgegeben von Ludwig Mathh, Leipzig 1898,- Friedrich
Walter, Geschichte Mannheims, Mannheim 1927; schkiehlich die gesamten Er-
innerungen aus den Jahren 1848/49 von Aobert von Mohl, Heinrich Laube,
Aümelin, Hahm, Arneth und vielen anderen.

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