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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0094
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DER MEISTER DES HAUSBUCHES

anscheinend den Stich Nr. 58 zur Illustration einer vielleicht niemals
erschienenen Ausgabe von Boccaccios Buch der berühmten Unglück-
lichen lieferte, bestätigt diese Annahme. Ebenso spricht dafür die offen-
bare Benutzung eines Bildes aus der Schule Rogiers van der Weyden,
das sich jetzt in Madrid befindet, für denselben Stich, das er aber seiner-
zeit wohl in den Niederlanden irgendwo gesehen haben muß.
Für seine Anwesenheit in Brügge spricht endlich wohl auch das
doppelseitige Skizzenbuchblatt, das 1910 aus der Sammlung v. Lanna
ins Berliner Kupferstichkabinett gelangte/wenn Warburgs Deutung der
Darstellungen eines Fürsten bei der Tafel und bei der Messe als das
Friedensbankett Kaiser Maximilians nach seiner Freilassung aus der
Gefangenschaft in Brügge 1488 und die Friedensmesse daselbst zu-
treffend sind.
Man sieht, es bleiben außer Speier und Brügge wenig Ortsnamen
übrig, die sich mit dem Hausbuch-Meister in Beziehung bringen lassen.
Daß er wie andere deutsche Künstler ein wanderlustiger Geselle ge-
wesen sei, mag zutreffen, aber nach Maßgabe der von Kaiser Maximilian
und Dürer benutzten Verkehrsstraßen ein förmliches Itinerar auch für
diesen großen Unbekannten zusammenzustellen, wie es Storck tut,
scheint mir doch etwas verfrüht.
Den Beginn seiner Tätigkeit um das Jahr 1465 begrenzen zu wollen,
hindert uns dagegen nichts, bedarf allerdings noch einer festeren Be-
gründung durch datierbare Denkmale. Man könnte ihn ebensogut um
1470 oder 1475 ansetzen. Daß wir den Meister um die Jahre 1480 bis
1485 auf der Höhe seiner Schaffenskraft sehen und das Ende seiner
Tätigkeit im Anfang des neuen Jahrhunderts, etwa um 1510, zu suchen
haben, wie Storck vorschlägt, ist wohl zweifellos richtig, ebenso wie die
knappe Charakteristik, mit der er p.53 sein so viel Neues und Wichtiges
enthaltendes Werk über das Wolfegger Hausbuch, das dem 1927 Heim-
gegangenen zum Lebenswerk wurde und trotz vieler Irrtümer und
Fehlschläge alles Lob verdient, schließt:
„ „Als ein Hauptvertreter der deutschen Kunst des 15. Jahrhunderts
steht er neben Schongauer und Albrecht Dürer. Er ist halb Romantiker,
iVergl. Jahrb. XXXIII. (1912) p. 180 (Friedländer-Warburg). Lichtdrucke ebenda
und Friedländer-Bock, Zeichnungen I. p. 71. Nr. 4442. Taf. 103.
 
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