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Lehrs, Max [Hrsg.]
Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (8, Textbd.): [Der Meister des Hausbuches und die oberdeutschen Stecher] — Wien, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.34743#0134
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120

DER MEISTER DES HAUSBUCHES

Nachstich bei Boland, Choix d'estampes rares Fig. 36. — Kupferlichtdruck bei L.,
M. d. A. K. 44. (Amsterdam.) — Strichätzung danach in Das Kupferstichkabinett. VA
AMSTERDAM (Sehr schön, aber ohne die obere und untere Ecke rechts. W. p ohne
Blume.)
Daß Schongauers berühmter Sebastian L. 65 dem Künstler bei diesem großzügigen
Stich noch vorgeschwebt habe, ist nach der Kopfhaltung und dem herabflatternden
Lendentuchzipfel (beide gegenseitig) anzunehmen, aber nicht zu beweisen.
Storck hat in seiner sonst so sorgfältig gearbeiteten chronologischen Aufzählung des
Werkes offenbar durch ein Versehen nur diesen einen Stich fortgelassen. Er gehört
in die mittlere Periode und ist nach Ansicht von Faber du Faur schon nach seiner noch
ganz in der gotischen Tradition steckenden Erzählkunst wohl durch mehr wie zwei
Jahrzehnte von dem monumentalen Paulus Nr. 30 getrennt, den Glaser mit Recht
schon den Apostelgestalten Peter Vischers vergleicht. Von der Zusammengehörigkeit
beider Blätter zu einer großen Heiligenfolge mit Nr. 45—47, wie sie BaerS konstruiert,
kann ja schon der ganz verschiedenen Formate wegen keine Rede sein. Faber du Faur
sagt treffend, daß die Darstellung in großem Format auf einfacher, aber in ihren Wir-
kungen bewußt benützter Bühne immer meisterhafter geschildert wird: „Ein zarter,
gleichgültiger, nicht sehr leidender Sebastian, zwei rohe und grobe, tierhaft karikierte
Henker. Die eigentümliche Hausbuch-Meister-Grazie, die noch der heilige Martin
Nr. 39 ausstrahlt, ist weg. Er ist meisterlich geworden und normal, er kann etwas, aber
er hat nichts Eigenartiges mehr auszudrücken."

WEIBLICHE HEILIGE

44 S. BARBARA
Die Heilige steht mit einer niedrigen Perienkrone auf dem langen
Haar, in der Linken die Märtyrerpalme, auf einem Sockel in der Nische.
Sie ist etwas nach rechts gekehrt und wendet das von einem Scheiben-
nimbus mit verziertem Doppelrand umschlossene Haupt nach links,
den Blick auf den vor ihr stehenden Turm gesenkt, auf dessen spitzem
Dach ihre rechte Hand ruht. Über der Tür desselben steht in einer
Nische der Kelch. Einf.
121: 38 mm. Einf.
Klinkhamer 28. — Naum. Arch. VI. (1860) 105. 66. (Harzen.) — P. II. 268. 39. —
Rep. XV. (1892) 119. 43. (L.) - L., M. d. A. K. 45.
1 Als St. Stephan.
2 Monatshefte f. K. III. (1910.) p. 421.
 
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